Lebemänner diesmal auf der Bühne / Zur Premiere der Musicalfassung der bekannten Filmkomödie am Stadttheater Brno
tr 21. Dezember 2021 zdroj www.brnozurnal.cz
(…) Die Brünner Inszenierung (…) ist bereits vor einem Jahr entstanden, doch sorgte die Pandemie dafür, dass die Premiere um ein ganzes Jahr verschoben werden musste und erst am Samstag, dem 11. Dezember über die Bühne ging. Das ganze Stück steht und fällt natürlich mit den Schauspielern. Auch sie haben keine leichte Aufgabe, wenn ihnen klar ist, dass sich in den Köpfen der Zuschauer die Filmvorlage abspielt. Es sei betont, dass sich weder die Akteure noch der Regisseur bemüht haben, in jedem Fall eine anbiedernde Kopie des Originals zu erreichen. Die Gruppe der Stuckateure besteht aus den bewährten Komödianten Michal Isteník (als Prouza, im Film Vlastimil Brodský) und Jakub Uličník (als Petrtýl, im Film Jan Libíček). Dritter im Bunde ist Petr Halberstadt, ein Neuzugang im Ensemble des Stadttheaters Brno, in der Rolle des bedächtigeren und vorsichtigeren Gipsers Skopec, der im Film von Jiří Sovák gespielt wurde. Ihre Dialoge sind nahezu identisch mit denen des Films, aber dennoch bleiben sich die Brünner Schauspieler treu. Überzeugend charakterisieren sie die drei Handwerker vom Land, die in Prag, wo sie gerade arbeiten, einmal einen Abend in einem luxuriösen Etablissement verbringen wollen. Natürlich gelingt ihnen die Verwandlung in Prager Salonlöwen nicht annähernd, auch wenn sie sich bei Adam teure Anzüge bestellen. Die Herren spielen mit einer Freude, die sich auf das Publikum überträgt. Eine ebenso positive Bewertung hat auch das Damentrio verdient, welches eigentlich vorhat, die drei Handwerker in ein Privatzimmer zu locken und dort auszurauben, bevor dann natürlich alles ganz anders kommt. Markéta Sedláčková spielt die erfahrenere und gerissenere Božka (im Film Jiřina Bohdalová), Pavla Vitázková ist die noblere Marcela (Jiřina Jirásková), während Zuzana, die Jüngste des Trios, von Andrea Zelová (bei der Premiere) oder alternierend von Barbora Remišová gespielt wird (im Film Iva Janžurová). Ihnen allen gelang wunderbar die zentrale Szene (im Film wie auf der Bühne), wenn das Sextett in einem teuren Nachtklub „gehobene“ Dialoge führt, bei denen sich die einen vor den anderen aufspielen und als etwas Besseres ausgeben. Eine im Leben durchaus nicht seltene Situation, die hier bis in Absurde getrieben wird. Ach ja, wieder dieser Film. Die meisten der Zuschauer, auch die jüngsten, kennen den Text der Unterhaltung. Vielleicht auch deshalb ist diese Szene nicht so zugespitzt wie bei Podskalský. Doch auch Regisseur Stano Slovák weiß seine technischen Möglichkeiten zu nutzen. So lebt die Inszenierung denn vom raschen Wechsel der Szenen, was auch durch das Bühnenbild von Jaroslav Milfajt ermöglicht wird. Auch größere Dekorationen fahren auf Rollen rasch heran oder verschwinden wieder. Zu beiden Seiten der Bühne hat der Szenarist die klassischen, aber heute kaum noch verwendeten Baugerüste aus Stahlrohren aufgestellt. Das Live-Orchester – ein großes Plus der Vorstellung – hat seinen Platz hinten oben auf der Bühne. Der Dirigent Karel Cón, gleichzeitig Autor der neuen Songs, der Bühnenmusik und der Arrangements, bleibt unsichtbar im Schatten. Dafür steigt vom Orchester auf die Bühne herab ein Mann in Weiß (den es im Film nicht gibt): Lukáš Janota führt das Publikum durch die Handlung, glossiert, urteilt, singt. Dazu spielt er auf Klavier und Saxofon und gibt auch eine kurze Tanzeinlage. Immer, wenn sich die Handlung an einem anderen Ort als in der Bar abspielt, versinkt das Orchester in der Dunkelheit.
Die Figur des emeritierten Tanzprofessors Dvorský spielt Ladislav Kolář (im Film Oldřich Nový), der ebenfalls genüsslich sein komödiantisches Talent zum Besten gibt. Alternierend ist in dieser Rolle Lukáš Vlček zu erleben. Vom Mann aus Hodonín, der von Jiří Ressler gespielt wird, kann natürlich nicht die gleiche Leistung erwartet werden, mit der Vladimír Menšík im Film aufwartete. Auf der Bühne wirkt der Mann viel ruhiger, nüchterner. Aber es ist gut, dass der Regisseur nicht versucht hat, Menšík zu imitieren. Eine markante Figur ist die Garderobenfrau Marie Trčková, die brillant von Drahomíra Hofmanová verkörpert wird (im Film Jiřina Šejbalová). Dem Brünner Publikum ist sie auch durch ihr Wirken am Nationaltheater Brno bekannt. Die bunte Palette der Kostüme im Stil der Sechzigerjahre, einschließlich der Arbeitskleidung der drei Stuckateure, wurde von Andrea Kučerová entworfen. Die Vorstellung wird durch ein singendes und tanzendes Oktett geschmackvoll eingerahmt.
Die Bühnenfassung der Lebemänner hat in einer nicht gerade leichten Zeit eine angenehm beruhigende Wirkung auf die Sinne der Zuschauer. Wer einen Blick in die Broschüre zu der Vorstellung wirft, erfährt dort unter anderem viele interessante Details zur Entstehung des Films, aber auch zu Zdeněk Podskalský und Vratislav Blažek.
Lebemänner ist nicht nur eine Filmkomödie. In Brno hat man sich mit Erfolg an die Bühnenadaption gewagt
Peter Stoličný 20. Dezember 2021 zdroj www.eurozpravy.cz
(…) Jetzt wissen wir es: die Lebemänner waren auf der Bühne des Stadttheaters Brno ein Riesenerfolg. Die heitere und gleichzeitig nostalgische Geschichte der drei Stuckateure vom Land, die beschlossen haben, wenigstens einmal im Leben die „Luft der Großstadt“ zu atmen, koste es, was es wolle. Im Grunde sind sie drei Pygmalions, die es innerhalb weniger Tage schaffen wollen, intelligente Konversationen zu führen, die gesellschaftliche Etikette bei Tisch zu beherrschen, eben einfach jemand anderes zu werden, als sie natürlicherweise sind. Unterdessen versuchen drei leichte Mädchen das gleiche unter der Anleitung einer erfahrenen… na, sagen wir es doch direkt, einer sozialistischen Puffmutter. Daraus entstehen Paraderollen voller Unsicherheit, Verstellung, gesellschaftlicher Ungeschicklichkeiten und Fehlgriffe… schließlich ist es doch nicht üblich, dass die Besucher einer Bar gleich einen Brand und andere Merkwürdigkeiten verursachen.
Die Situationskomödie bietet vielerlei Gelegenheiten, die Ungeschicklichkeiten wieder in den Griff zu bekommen, wie man sie schon von Charlie Chaplin kennt. Sie bietet den Raum für eine vorgeblich intelligente Konversation, bei der „das Stroh aus den Schuhen schaut“. Und aus all dem wird einfach eine Riesengaudi. Darüber hinaus weiß das Publikum immer schon, was als Nächstes kommen wird, und freut sich darauf. Schließlich folgt diese Inszenierung ziemlich genau der Filmhandlung. Und so kann man denn auch hier als Zuschauer von Herzen lachen. (…)
Beim Stadttheater Brno haben wir damit einen neuen und dennoch altbekannten Titel. Dramaturg Jan Šotkovský und Regisseur Stanislav Slovák, dazu Karel Cón und seine musikalische Einstudierung, die ausgezeichneten variablen Szenen von Jaroslav Milfajt und die Kostüme von Andrea Kučerová – hoffentlich habe ich niemand Wichtigen unter den Theatermachern vergessen – sie alle, die die Lebemänner auf die Bühne gebracht haben, hatten den langen Applaus bei der Premiere verdient. Und die Besucher des Stadttheaters Brno haben wieder einmal etwas, worauf sie sich freuen können.