Tragikomödie über Konflikt von Liebe und Ehre
Einer der Grundsteine des klassischen Dramas in der Theatergeschichte schöpft das Thema seiner hervorragend hinreißenden Geschichte aus den spanischen Ritterromanzen. Die Liebe von Chiméne und Don Rodrigue strebt dem glücklichen Ende, der Heirat zu, aber die Situation kompliziert sich unerwartet. Der Vater von Chiméne beleidigt nämlich den Vater von Rodrigue und Rodrigue übt für die beschimpfte Ehre seines Vaters eine Rache: im Duell tötet er den Grafen. Chiméne unterordnet ihre Liebe der Anforderung der Stammesehre und verlangt den Kopf von Rodrigue. Rodrigue hat doch große Verdienste am spanischen Sieg über Mauren und gewinnt den Ehrenprädikat Cid (Herr) sowie die Gunst des Herrschers. Chiméne besteht doch auf der Bestrafung des Mannes, der ihren Vater umbrachte, obwohl sie ihn liebt..... Die unvergessliche dramatische Wirkung der Szenen, die durch monumentales und dabei ganz logisches Pathos strotzen, quellt aus dem Meisteraufbau der Handlung, die sich um den Konflikt von Liebe und Ehre, von Leidenschaft und Willen herumdreht und so Rodrigue sowie Chiméne zwingt, zwischen ihrer Liebe und der Pflicht gegenüber der Familie und dem Staat zu wählen. Werden die Pflicht, Stammehre und persönliche Ehre zusammen mit höheren und überpersönlichen Interessen das individuelle Gefühl, das wir Liebe nennen, besiegen? Das werden wir erst am Schluss dieses außerordentlichen Werks erfahren. Dieses prächtiges poetisches Drama von Corneille (beinahe vier Jahrhunderte alt) kann in unserer Zeit, von Theorie bis zu Praxis von Egoismus getränkt, in der Zeit, wann die Wörter Pflicht und Ehre keinen Inhalt mehr haben, durch Gedanken resonieren, die nicht nur provokativ und nützlich sondern auch erforderlich schön wühlerisch sind.