SINGENDES JENSEITS
Vít Závodský 9. Februar 2015 zdroj Týdeník Rozhlas
Viele Filmliebhaber erinnern sich gerne an den bekannten und ergreifenden, mit dem Oscar ausgezeichneten Film von Jerry Zucker, in dem der meuchlings ermorderter Mann auch nach seinem Tod seine Verlobte vor weiteren Anschlägen des Mörders liebesvoll und opferwillig schützt. Die gleichnamige Musicalbearbeitung Ghost – Nachricht von Sam (2011) der britischen Autoren Bruce Joel Rubin, Dave Stewart und Glen Ballard, von Jiří Josek übersetzt, wurde kurz danach im Stadttheater Brno durch seinen Direktor Stanislav Moša als die tschechische Premiere einstudiert. Es entstand eine musikalisch mehrschichtige, dynamische Polygenreschau mit romantischen, detektivischen, mysteriösen sowie komischen Elementen, mit genauer Handlungslinie, einfallsreichen szenischen Effekten und mit lobenswerten schauspiel erischen Leistungen (Dušan Vitázek, Svetlana Janotová, Robert Jícha, Zdena Herfortová). Die Zuschauer der angemeldeten Wiederaufführungen können sich wieder überzeugen, dass das Musikrepertoire des Stadttheaters Brno professionelle Leistungen ständig anbietet, die vom heimischen sowie ausländischem Publikum und auch von den Kritikern mit Recht gelobt werden.
GHOST IN BRNO – NICHT NUR EINE LOVESTORY ZUM MITHEULEN
Michal Prax 23. November 2014 zdroj www.studentpoint.cz
Im Stadttheater Brno ist eine weitere Filmlegende wieder auferstanden. Nachdem der Streifen Ghost 1990 die Kinoleinwände eroberte und gleich zwei Oscars errang, schaffte die Bühnenversion es 2012 von einem Provinztheater in Manchester bis zum West End.
Das Stadttheater hat sich bei der ersten Musicalpremiere der diesjährigen Saison wirklich einen Treffer gelandet. Es griff nach einem überaus populären Titel, dessen Name schon allein den Erfolg garantiert. Wenn der Titel Ghost fällt, kommt jedem sofort die Lovestory aus den Neunzigern in den Sinn, in welcher der Geist von Patrick Swayze (Sam) nicht in der Lage war, seine Verlobte Demi Moore (Molly) zu verlassen, und sie vor seinem „Freund“ Tony Goldwyn (Carl) retten wollte. Vielen wird vielleicht noch die verrückte Wahrsagerin Oda Mae in Erinnerung bleiben, für deren eigenwillige Verkörperung Whoopi Goldberg einen Oscar erhielt. Wie jedoch kann man auf der Bühne mit all jenen Hilfsmitteln konkurrieren, die den Filmemachern zur Verfügung standen?
Die Brünner Inszenierung setzt auf ein reines Bühnenstück. Während in London und New York die gesamte Szene durch Projektionen auf LED-Bildschirmen ergänzt wurden, kam man in Brno mit dem Geschick des Animators Petr Hloušek und dem szenografischen Konzept von Christoph Weyers aus. Das gesamte Musical erfordert aufwendige Technik, bei der es vor allem aufs Timing ankommt. Höhepunkte der Szenografie sind so etwa die Szene in der U-Bahn oder jene, in der Willie von einem Auto überfahren wird. Wichtig ist auch das Lichtdesign, dem man nur die Bestnote geben kann. Sehr gelungen ist vor allem der Effekt des Laserrings, welcher durch das Publikum verläuft, das so die Gelegenheit hat, Sam auf seinem letzten Weg zu begleiten. Doch sehen wir Sam auch durch andere Personen oder durch geschlossene Türen hindurchwandeln, oder er schwebt in der U-Bahn. Wichtig sind auch die Effekte des Rückzugs in die Hölle oder des Entschwebens in den Himmel, die relativ natürlich wirken. Die Kostüme von Andrea Kučerová sind modern und zivil, im Falle der Oda Mae wird der schwarze Ethno-Stil mit Goldzierrat nach Zigeunerart kombiniert.
Sehr gelungen ist auch die Übersetzung von Jiří Josek, die weder übertrieben ist noch zu beschwingten Reimen tendiert. Die Musik aus der Feder von Dave Stuart und Glen Ballard passt perfekt. Obwohl es sich meist um Popsongs handelt, die ursprünglich eher elektronisch klangen, erhalten sie beim Brünner Stadttheater eine weitaus klassischere, orchestrale Gestalt. Einfach gesagt, aller moderner Firlefanz einschließlich der elektronischen Untermalungen ist in Brno schlichtweg verschwunden. Einzige Ausnahme ist der Song des Geistes in der U-Bahn, welcher ohne elektronische Musik nicht funktionieren würde. Auch die bekannte Unchained melody aus dem Film ist wieder zu hören, hier teils als Parodie auf Elvis Presley, den der Darsteller von Sam auf der Gitarre begleitet. An der Choreografie von Hana Kratochvilová gibt es kaum etwas auszusetzen. Alles funktioniert recht gut. Als choreografischer Höhepunkt darf die Nummer Jsem za vodou gelten.
Eindeutiges Highlight ist die Schwarze Oda Mae, Wahrsagerin und Spiritistin. Jedes Mal, wenn sie die Bühne betritt, zieht sie sämtliche Aufmerksamkeit auf sich. In ihrer Rolle wechseln sich drei Damen ab, die alle ihre starken Seiten haben, die alle denselben Text sprechen und dieselben Songs singen, und dennoch ist jede ganz anders. Andrea Březinová ist die jüngste und die exaltierteste. Markéta Sedláčková ist sängerisch wie schauspielerisch genial. Zdena Herfortová schließlich ist die älteste, aber dennoch am ungestümsten. An ihr werden Sie einfach Ihren Spaß haben. Jeder Witz, jede Bewegung und jede Geste sind bei ihr bis ins Detail durchdacht!
In der Figur des Sam alternieren Aleš Slanina und Dušan Vitázek. Deren Leistungen sind vollkommen gleichwertig und zeigen keinerlei Mängel. Gesanglich sind beide ausgezeichnet.
„Ein Schwein als Freund verkleidet“ – ich wüsste nicht, wie ich die Figur des Carl anders beschreiben sollte. Seine beiden Darsteller sind vollkommen unterschiedlich. Während Jícha bis zum letzten Moment selbstsicher wirkt, erscheint Studénkas Carl psychisch zerrüttet und verstört. Tatkräftig stehen ihm Jakub Zedníček oder Kristian Pekar in der Rolle des Willie zur Seite. In kleineren Rollen glänzen weiter Milan Němec (Geist im Krankenhaus), Stano Slovák und Igor Ondříček als Geister in der U-Bahn oder Viki Matušovová, Tereza Martinková und Hana Kováříková in den Rollen der Schwestern von Oda Mae.
Die Brünner Inszenierung von GHOST ist in jeder Hinsicht anspruchsvoll, sei es durch die technische Ausstattung, sei es schauspielerisch oder gesanglich. Auch wenn dies für manche eine Enttäuschung sein mag, hat man am Stadttheater wieder einmal perfekte Arbeit geleistet. GHOST ist eine Inszenierung, bei der einfach alles stimmt. Sie werden den Atem anhalten, weinen, sich königlich amüsieren. Im Grunde habe ich noch nie ein Musical gesehen, das Krimi, Romantik und Komödie in sich vereinigen würde. GHOST liefert dem Publikum all dies – in kleinen Bröckchen und immer zum perfekten Zeitpunkt. In Brno bleibt es keinesfalls nur bei einer tränenfördernden Schnulze für das weibliche Publikum, hier wird vielmehr eine konkurrenzlose Krimi-Romantik-Horror-Sci-Fi-Musical-Show für alle Generationen geboten!
HINREISSENDES THEATER VOLL VON ZAUBERN - Tschechische Premiere des Musicals GHOST in Brno
Konrad Schröder 19. November 2014 zdroj Blickpunkt Musical
Mord, in den der beste Freund der Opfer verwickelt ist, und noch dazu Liebe, die auch nach dem Tod dauert, bilden miteinander eine Mischung, die nicht nur auf einer Filmleinwand, sondern auch wie ein ergreifendes und gleichzeitig spannendes und unterhaltendes Musical überzeugend wirkt. Nur drei Jahre nach der originellen Aufführung des Musicals in Manchester kam jetzt GHOST auch auf die Bühne in Brno in der Tschechischen Republik, wo es durch seine gelungene Realisierung in der Regie des Direktors Stanislav Moša überzeugte; diese zeigt, dass die Vorstellung auch ohne riesige, in der originellen Inszenierung verwendete LED Platten funktionieren kann und dabei vielleicht noch mehr wirkungsvoll ist als je vorher.
Die Handlung beginnt schon während des Vorspiels: Banker Sam (Dušan Vitázek) und seine Freundin Molly (Ivana Odehnalová) ziehen in ein Mezonet-Appartement um, Sams Kollege Carl (Robert Jícha) ist ihnen bei dem Umzug hilfreich. Bei dem klassischen, auf Englisch gesungenen Song Unchained Melody wechselt sich bei der Umwandlung, durch eine Projektion witzig maskiert, der Handlungsort – aus der Wohnung geraten wir in Wall Street, wo Sam und Carl gerade in ihr Büro gehen. Die Krönung ist hier die große Tanznummer Mehr, welche die hektische Finanzwelt zeigt und bei der die Tanzgruppe noch durch die Videoprojektion „multipliziert“ ist. Was in London in eine einzige Szene eingepresst war, wird hier mittels fünf verschiedenen Szenen gezeigt, die kontinuierlich und beinahe unbeachtet ineinander fließen. So wird das Tempo noch mehr graduiert, wodurch die Handlung der Vorstellung entwickelt wird.
Wenn Molly und Sam wieder in ihrer Wohnung sind, fragt sich Molly, warum Sam „ich liebe dich“ nie sagt und nur „ich auch“ antwortet. Sam hat doch keine Möglichkeit mehr, ihr zu sagen sie zu lieben, weil er von einem Straßenräuber erschossen ist und zusieht, wie sein Körper in ein Krankenhaus überführt wird. Er versteht doch nicht, was eigentlich geschieht. Im Krankenhaus trifft er einen Mann (Milan Němec), der ihm erklärt, dass sie beiden jetzt Geiste sind. Er erzählt an Sam, was passiert, wenn man stirbt, und die beiden werden Zeugen dessen, wie eine Frau stirbt und sein Geist in den Himmel geht. Es ist der Weg, der an Sam noch verboten ist; er muss alle seinen Sachen auf der Erde erledigen.
Sam sitzt in Mollys Wohnung und muss zusehen, wie ihr Carl hilft, seine Sachen abzuräumen. Er selbst kann ihr nicht offenbaren, dass er hier anwesend ist, und er ist auch nicht imstande, durch Wände durchzugehen, wie es andere Geiste machen. Wenn sein Mörder kommt, um die Wohnung durchzusuchen, kann Sam Molly nicht warnen oder ihn vertreiben. Er kommt doch dahinter, dass Carl den Verbrecher Willie (Jakub Zedníček) beauftragte, Sam zu überfallen, damit die illegale Geldwäsche für einen Drogenkartell, die er in der Bank betreibt, nicht entdeckt wird.
In der U-Bahn trifft Sam einen Geist (Stano Slovák), der die Menschen und Gegenstände bewegen kann und so Chaos verursacht; dieses wird durch wirkungsvolle Kombination klassischer Illusion, einfallsreicher Beleuchtung und Videoprojektionen erreicht.
Sam ist verzweifelt, dass er keinen Kontakt mit Molly anknüpfen kann, deshalb sucht er das Medium Oda Mae (Zdena Herfortová) aus, das zusammen mit seinen zwei Assistentinnen vortäuscht, Kontakt zwischen Lebendigen und Verstorbenen vermitteln zu können. Dank ihr gelingt es an Sam, sich mit Molly zu verbinden; sie will doch nicht glauben, dass Oda Mae wirklich mit dem Geist kommuniziert. Mit Hilfe von Oda überredet Sam Molly, zur Polizei zu gehen; dort wird sie jedoch nicht ernst genommen.
Vom Geist in der U-Bahn (Stanislav Slovák) lernt Sam endlich, die Gegenstände zu bewegen, und ab diesem Zeitpunkt nutzt er seine Fähigkeiten dazu aus, gegen Carl einzugreifen.
Die Geschäfte von Oda Mae beginnen aufzublühen, wenn sie wirklich im Kontakt mit der Welt des Jenseits steht. Wenn sie von Sams Mörder überfallen wird, verteidigt sie Sam mit Erfolg gegen ihn und bringt ihn um.
Gemäß Sams Anweisungen geht Oda Mae unsicher und mit einem falschen Namen in die Bank, in der Carl arbeitet, und lässt sich einen Scheck für 10 Millionen Dollar auf den Namen Rita Miller aus einem seinen Konten auszuzahlen, die zur Geldwäsche dienen. Gleichzeitig erschreckt Sam Carl in seinem Büro, indem er Ordner fliegen lässt. Mit 10 Millionen Dollar verlassen Sam und Oda Mae die Bank und Sam überzeugt sie nur schwierig, dass er das Geld für sich nicht behalten kann. Sie spenden es einem Kloster, deren Nonnen die Spenden auf der Straße sammeln.
Wenn Sam Oda Mae, die vor dem Haus steht, beauftragt, eine Nachricht zu lesen, die Molly in der Hand hält, und diese sich geheimnisvoll selbst faltet, glaubt Molly endlich, dass Sam hier ist. Wenn Carl erscheint, bringt ihn Sam mit einem herunterfallenden Teil der Fensterscheibe um. Sam versetzt sich dann in Oda Maes Körper, mittels dessen ihn Molly sehen kann, und die beiden haben endlich die Möglichkeit sich zu verabschieden. Hinsichtlich dazu, dass seine Aufgabe erfüllt wurde, kann Sam seine Geistform verlassen.
Bei Bearbeitung eines Films in Musical kann vieles misslingen, doch GHOST ist ohne Zweifel eine der besten Bearbeitungen für die Musicalszene. Das Drehbuch, das von Bruce Joel Rubin geschrieben wurde, zeigt auch nach 25 Jahren von der Entstehung des Films noch immer seine Kraft und überzeugt uns mit ergreifender Liebesbeziehung, erfinderischem Humor und Anziehungskraft einer klassischen Geistesgeschichte. Zusammen mit der Musik von Dave Steward und Glen Ballard entstand so ein Titel, der noch lange seinen festen Platz in den Theaterspielplänen haben wird.
Regisseur Stanislav Moša erzählt die Geschichte von Molly und Sam mittels durchaus klassischer Theatermittel – beinahe naturalistisch – viele magische Momente werden durch einfache Zauber gebildet, die nur schwierig bemerkbar sind und dank der Kombination der Szene (Christoph Weyers), Beleuchtung (David Kachlíř) und Videoprojektion (Petr Hloušek und Dalibor Černák) entstehen: von den Wänden, durch die die Darsteller direkt zu den Zuschauern wirklich frontal durchgehen, über Gegenstände, die sich aus unerklärbaren Ursachen bewegen – Bilderrahmen, fliegende Ordner, Telefonapparate und herunterfallende Tafeln, bis zu platzenden Fensterscheiben und Spiegeln, auf denen Aufschriften erscheinen. Wo noch in London die Gegenstände mit einem leichten Hand- oder Fusskontakt von den Darstellern in Bewegung gebracht wurden, reicht in dieser Inszenierung nur ein in richtiger Richtung gestreckter Arm. Was auf den ersten Blick wie ein übertriebenes Spiel mit Illusionen aussehen kann, ist hier ein Mittel für Erzählung der Geschichte; dabei dient es diesem Zweck besser als kalte Videowürfel in der originellen Inszenierung, durch die die Schauspieler optisch unterdrückt werden.
Die Bühne von Christoph Weyers ist von fast 50 Bildern geformt, die sich durch fahrende, in den Doppelstockpodesten eingebaute Wände und hängende Elemente auf viele Arten immer wieder neu verwandeln und zahlreiche Orte bilden, wobei der Autor von allen Möglichkeiten der erst 10 Jahre alten Musikbühne des Theaters Gebrauch macht. Die kleinen LED Streifen an den Wänden und weitere Projektionen sichern, dass diese Elemente einen neuen Raum fast in jeder Szenen bilden, ohne sich zu oft zu wiederholen. Die Techniker, die während der Umbauten im Dunkel manchmal auf im vorderen Teil der Bühne im Licht aus dem Orchesterraum zu sehen sind, erinnern uns nur daran, dass wir uns in keiner Einzweckproduktion, die Millionen Euro kostete, sondern in einem Repertoiretheater, auf deren Bühne viele Titel aufgeführt werden, befinden.
Kostümbildnerin Andrea Kučerová schuf ein einfaches, doch passendes Bild, das von der durchaus üblichen Kleidung gebildet ist. Nur Oda Mae und ihre Assistentinnen und die Geiste haben besondere Kostüme, die dank ihren Umwandlungen aus Weiß in Schwarz oft den Eindruck erwecken, dass die Gestalten schweben.
Ein wichtiges Element der Inszenierung ist auch die Choreographie von Hana Kratochvilová, die an die Tanzelemente aus der Londoner Inszenierung anknüpfte; trotzdem wirken sie hier neu und eigenständig. Ein einziger kleiner Fehler dieser Produktion besteht darin, dass es in der „Doppelexposition“ von Tänzern und ihren Silhouetten über ihnen auf dem Video manchmal zu sehen ist, dass die Darsteller nicht so wie die Animationen tanzen.
Das große Ensemble des Stadttheaters Brno zeigt, alle Musicalelemente zu kennen, und so sind alle Rollen in GHOST durch die Schauspieler dieses Theaters besetzt, welche Schauspielkunst, Gesang und Tanz hochwertig realisieren kennen und welche die große Anzahl der Rollen im Musical auf hinreißende Weise bewältigten. Hier profitiert das Theater von seiner Spezialisierung, der sich schon seit vielen Jahren widmet und deren indiskutabler Schwerpunkt Musicalgenre ist. Alles zusammen genommen, ergibt einen unterhaltsamen, lustigen und auch berührenden Theaterabend, der bekannte Elemente aus der Filmvorlage aufgreift, ohne aber zu bloßem Darstellen des Films auf der Bühne zu werden. Auch wenn der Zuschauer Tschechisch nicht versteht, erlebt er nur 120 km weit von Wien eine merkwürdige Musicalvorstellung, die wir an vielen deutschen Theatern sehen möchten.
Der Geist gab sowohl Tricks als auch Korruption in der Wall Street dazu
Luboš Mareček 23. Oktober 2014 zdroj www.echo24.cz
In sein Portfolio der Musical-Novitäten, die früher auf dem englischen oder amerikanischen Boden aufgeführt worden waren, gab das Stadttheater Brno eine weitere Position. In der tschechischen Premiere führte das Theater den Musical Ghost auf, das die Adaptation des gleichnamigen Filmes aus dem Jahr 1990 ist. Das Musical reiste bereits durch die Welt, aber bisher konnte man es nur in vier europäischen Ländern sehen.
Die Bühnenversion des Ghost entstand vor drei Jahren in Manchester. Der Titel reiste dann in den Londoner East End und später auch auf Broadway. Die durch die Zelluloidkunst inspirierten Musicals oder direkte Theaterbearbeitungen der Filme sind keine Neuigkeit. Im Stadttheater greift man gerne nach solchen Werken, deren Weg zum Ruhm oder Erfolg bei den Zuschauern zuerst der Film angebahnt hat. Es sind stichprobenweise nur in den letzten drei Jahren aufgeführte Titel Nackt!, Mary Poppins, Das Blümchen aus einem Horror oder Flashdance.
Auf der Bühne schweben Geister
Die oben genannten Musicals wurden in Brno meistens zu den Zuschauerhits und es passiert wahrscheinlich auch in dem Fall des Ghost. Dieses Musical wählt jedoch andere Mittel und Themen als seine Vorgänger. Neben der rührenden Lovestory, in der der tote Sam seine lebende Molly beschützt und seine Seele erreicht ihre Ruhe erst, wenn Molly gerettet wird, ist es auch eine spannende Geschichte über Korruption auf Wall Street und überdies auch eine witzige Geisterfantasy. Mit der geschickten Durchwachsen der angedeuteten Genres im Drehbuch (Libretto und Liedertexte komponierte der Drehbuchautor Bruce Joel Rubin selbst), mit einem Haufen von technischen Finessen, mit Popmusik und verrücktem tempo entstand in Brno solche Unterhaltung, die nicht nur den romantisch veranlagten Zuschauern entsprechen wird.
Der Inszenierungsregisseur Stanislav Moša ist ein erfahrener Autor der ähnlichen großen Spektakeln. Er fand für seinen Ghost ideale Mitarbeiter. Bühnenbildner Christopher Weyers schuf eine zweistufige Bühne, die man sehr einfach in eine geräumige Loft-Wohnung des Paares, einen U-Bahntunnel, ein Empfangskabinett der verrückten schwarzen Wahrsagerin oder nur durch eine Mobiliarandeutung in ein luxuriöses Bankiersbüro ändern kann.
Zum Erfolg der Vorstellung bringen auch gekonnte Bühnenprojizierungen von Petr Hloušek und Dalibor Černák bei, deren vorgeführten Videoklippe einerseits die Chorszenen der morgigen Verkehrsspitze aus dem New Yorker Wall Street stark dynamisieren, anderseits suggerieren sie vollkommen die schwebenden Geister in dem durchsichtigen U-Bahnwagen. Rechnen Sie dazu die Lasereffekte, die den Tunnel ins Leben nach dem Leben oder Sams letzte Reise in den Himmel, oder zum Beispiel die schwebenden Gestalten und die in der Luft schwimmenden Gegenstände zeichnen. Auf ihre Kosten kommen auch die Zuschauer, denen die rührende Geschichte des zentralen Paares stellenweise süß-schmerzhaft scheinen kann.
Bonbons und Jazz
Das Musical Ghost kann sich während der drei Stunden im Standard der Popmusik sogar leicht musikalisch verändern. Es tönen süße Duetts und auch flotte Nummern mit Jazz-, Swing oder Gospelwiderhall oder eine Probe des Rappsongs. Und die musikalische Einstudierung des Orchesters unter dem Dirigentenstab von Dan Kalousek ist hier traditionell ein Erlebnis.
Auch trotz der Schwierigkeit im ersten Gesangsauftritt am Abend der Erstaufführung, gerieten die Hauptdarsteller sehr bald in Form. Svetlana Janotová ist eine Dunkelhaarige wie die Demi Moore und Dušan Vitázek ein ähnlich gewachsener fescher Kerl wie Patrick Swayze. Wesentlich wichtiger als leichte Typenähnlichkeit mit den Hollywoodstars ist jedoch ihre Fähigkeit, die rührende tragische Geschichte fast zivil, sympathisch und ohne zu erwartenden Musicalklebrigkeit darzustellen. Alle beide sind erfahrene Musicalschauspieler, was sie allerdings in dieser Show durch den Gesang und Schauspielkunst bestätigen.
Irgendeine unglaubwürdige Süßlichkeit mieden sie auch bei der zentralen Melodie des Musicals (auch des Filmes), also bei dem bekannten Hit des Abends, der die berühmte Unchained Melody bereits aus dem Jahr 1955 ist. Brüchiger Liebessong wurde von Elvis Presley berühmt gemacht und die brünner Inszenierenden ließen ihn absichtlich als die einzige Gesangsnummer im englischen Original ertönen.
Die Wahrsagerin regiert
Die Erstaufführung von Ghost hatte auch andere Devise. Zu dieser Devise wurde die Leistung von Zdena Herfortová in der Rolle der verrückten spiritistischen Betrügerin Oda Mae, die als einzige die Kommunikation zwischen dem toten Sam und Molly vermittelt. Herfortová genießt ihre verrückte und schwarz bemalte Betrügerin in einem irrsinnigen Kleid mit so einer Begeisterung, dass sie die Lachausbrüche und Ovationen noch vor der Danksagung hervorruft. Es geht um konzise, nicht unbändige und dem Publikum nicht billig schmeichelnde Leistung, in der die Schauspielerin die Grimassen, Intonations- und Gestenpirouetten genau portioniert. Ihre betrügerische Wahrsagerin ist zum Lachen und dabei verliert sie nicht an der menschlichen Wahrhaftigkeit.
Das Musical Ghost ist jedoch das Werk des gesamten Kollektivs. Es sind energische Chornummern zu loben, die die ansteckende Verve aus der Bewegung verbreiten und die funktionelle und erfinderische Choreografie von Hana Kratochvílová anbieten. Das Lob verdient auch die Leistung Robert Jíchas als den Gauner Carl, oder des stämmigen und unterhaltsamen Geistes in der U-Bahn, wie er von Igor Ondříček angeboten wird.
Schauspielerische Tricks in der Kombination mit den illusorischen und technischen fließen im Finale in eine angenehme Unterhaltung zusammen, die neben der emotionellen Einlage für die empfindlichen Charaktere auch eine großartige Geisterauflockerung für die abgebrühten bietet sowie die Ablenkung für alle ohne Unterschied. Es wird hier durch die Theaterfinten, ausgezeichnete Beleuchtung, funktionierende Musik und insbesondere durch die Leistungen aller Akteure gezaubert. Es ist nicht notwendig, die ein bisschen farbgedruckte Mitteilung des Musicals über die allmächtige Kraft der reinen Liebe aufs Licht zu zeigen. Natürlich gewinnt hier das starke Gefühl, die Gauner werden in die Hölle gestürzt und die lebenden Zuschauer stellten fest, dass man dabei neben der Rührung auch viel lebensschenkenden und geistplagenden Spaßes erleben kann.
GHOST MIT TECHNISCHEN TRICKS UND DER KORRUPTION DER WALL STREET
Luboš Mareček 23. Oktober 2014 zdroj www.echo24.cz
Seinem Repertoire von Musicalneuheiten aus dem angelsächsischen Raum hat das Stadttheater Brünn einen weiteren Titel hinzugefügt. Als tschechische Premiere hat man das Musical Ghost in den Spielplan aufgenommen, eine Adaption des gleichnamigen romantischen Films aus dem Jahr 1990. Das Musical ist bereits um die Welt gegangen, doch war es bislang nur in vier europäischen Ländern zu sehen.
Die Bühnenversion von Ghost entstand vor drei Jahren in Manchester, gelangte anschließend ins Londoner West End und schließlich auch an den Broadway. Musicals, die auf Kinofilmen basieren, oder direkte Bühnenbearbeitungen von Filmen sind keine Neuheit. Beim Stadttheater Brünn greift man gern nach solchen Werken, denen zunächst der Film zur Berühmtheit und zum Erfolg beim Publikum verholfen hat. Man erinnere sich nur an einige Titel aus den letzten drei Jahren wie The Full Monty, Mary Poppins, Little Shop of Horrors oder Flashdance.
Aus den genannten Musicals wurden in Brünn meist Publikumshits, und dies steht auch im Falle von Ghost zu erwarten. Doch wählt dieser Titel andere Mittel und Themen als seine Vorgänger. Neben einer anrührenden Liebesgeschichte, in welcher der tote Sam seine noch lebende Molly rettet, um erst dann seinen Seelenfrieden zu finden, haben wir es auch mit einer spannenden Story über Korruption an der Wall Street zu tun und darüber hinaus mit witziger Geister-Fantasy. Durch geschicktes Verwachsen der angedeuteten Genres (Libretto und Songtexte sind das Werk des Drehbuchautors Bruce Joel Rubin), eine Vielzahl technischer Finessen, Musik im Popstil und ein halsbrecherisches Tempo bekommt Brünn eine Bühnenshow geboten, die nicht nur den Geschmack romantisch veranlagter Zuschauer trifft.
Der Regisseur der Inszenierung, Stanislav Moša, ist ein erfahrener Autor ähnlicher Großprojekte. Für Ghost hat er außerdem die idealen Mitarbeiter gefunden. Bühnenbildner Christoph Weyers hat eine Szene auf zwei Ebenen geschaffen, die sich mit Leichtigkeit in die weitläufige Loftwohnung eines Liebespaares, in einen U-Bahntunnel, in den Empfangsraum einer verrückten schwarzen Wahrsagerin oder allein durch angedeutetes Mobiliar in das luxuriöse Büro eines Bankers verwandeln lässt.
Zum Erfolg der Vorstellung tragen auch die gekonnten szenischen Projektionen von Petr Hloušek und Dalibor Černák bei, deren Videosequenzen einmal etwa sehr dynamische Massenszenen von der morgendlichen Rushhour in der New Yorker Wall Street zeigen, ein andermal dagegen etwa schwebende Geister in einem durchscheinenden U-Bahnwagen suggerieren. Dazu kommen Lasereffekte, die jenen Tunnel ins Leben nach dem Leben oder Sams letzte Reise in den Himmel markieren, aber auch schwebende Personen und durch die Luft treibende Gegenstände. Auf ihre Kosten kommen aber auch Zuschauer, denen die rührselige Story des zentralen Paars stellenweise etwas sentimental erscheinen mag.
Innerhalb von drei Stunden macht sich das Musical Ghost auch musikalisch leichte Wandlungen durch. Es erklingen zuckersüße Duette, aber auch schwungvolle Nummern mit Anklängen an Jazz, Swing und Gospel-Gesänge oder ein Rap-Song. Die musikalische Einstudierung des Live-Orchesters unter der Leitung von Dan Kalousek ist bereits traditionell ein echtes Erlebnis.
Svetlana Janotová ist eine Brünette wie Demi Moore im Film, Dušan Vitázek ein ähnlich stattlicher Schönling wie Patrick Swayze. Weit wichtiger als die äußerliche Ähnlichkeit zu den Hollywoodstars ist jedoch ihre Fähigkeit, die anrührend tragische Story ganz zivil, sympathisch und ohne die erwartete Klebrigkeit eines Musicals anzugehen. Beide haben mit Musicals lange Erfahrungen, die sie im Übrigen bei dieser Show mit ihrem Gesang und ihrer Schauspielkunst unter Beweis stellen.
Eine gewisse unglaubwürdige Süßlichkeit wurde auch bei der zentralen Melodie des Musicals (aber auch das Films) umgangen. Dieser einzige bekannte Hit des Abends, Elvis Presleys zärtlicher Lovesong Unchained Melody aus dem Jahr 1955, wurde von den Brünner Inszenatoren absichtlich als einzige Musiknummer im englischen Original belassen.
Die Premiere von Ghost stand auch unter einer anderen Devise – der herausragenden Leistung von Zdena Herfortová in der Rolle der verrückten spiritistischen Betrügerin Oda Mae, die als Einzige die Kommunikation zwischen Molly und dem toten Sam vermittelt. Die schwarz geschminkte Herfortová in ihrem schrillen Ethno-Outfit lebt ihre Rolle mit einer solchen Verve aus, dass sie Lachsalven im Saal und spontane Ovationen provoziert. Es handelt jedoch sich um eine konzise Leistung, die stets kontrolliert bleibt und sich dem Publikum nicht anbiedert, in der die Akteurin ihre Grimassen und ihre Pirouetten in Gestik und Intonation präzise dosiert. Ihre betrügerische Wahrsagerin ist lächerlich, aber verliert dabei nichts von ihrer menschlichen Authentizität.
Das Musical Ghost ist jedoch das Werk des gesamten Kollektivs. Ein großes Lob gebührt den energiegeladenen Ensemblenummern und der erfindungsreichen Choreografie von Hana Kratochvilová, deren Bewegungsdrang sich ganz unvermeidlich auf das Publikum überträgt. Lobende Erwähnung verdienen auch die Leistungen von Robert Jícha als Tunichtgut Carl oder der polternde, witzige Geist in der U-Bahn, dargestellt durch Igor Ondříček.
Die schauspielerischen Tricks und die technisch erzeugten Illusionen verbinden sich im Finale zu einem angenehmen Vergnügen, das neben der emotionalen Komponente für empfindsame Naturen auch gehörigen Geisterspaß für die Abgehärteteren und Zerstreuung für alle ohne Unterschied bietet. Wunder vollbringen hier die moderne Theatertechnik, die ausgezeichnete Beleuchtung, die mitreißende Musik und insbesondere alle Schauspieler mit ihren Leistungen. Die etwas plakative Message des Musicals von der allmächtigen Kraft der reinen Liebe muss nicht besonderes hervorgehoben werden. Das große Gefühl siegt selbstverständlich, die Bösen enden in der Hölle, und die lebendigen Zuschauer müssen feststellen, dass man dabei neben aller Rührseligkeit auch eine gehörige Portion lebensspendenden Spaß haben kann.
Der Musicalgeist unterhält und reißt durch einen Sturm der Effekte hin
Lenka Suchá 20. Oktober 2014 zdroj www.brnenskydenik.cz
Der legendäre Oscar – Film Ghost (Der Geist), in dem im Jahr 1990 Patrick Swayze, Demi Moore und Whoopi Goldberg glänzten, wurde an diesem Samstag bei uns zum ersten Mal überhaupt in der Bühnenversion vom Stadttheater Brno vorgestellt. Eine romantische Geschichte über die Liebe, die stärker als der Tod ist, wurde unter Leitung von Stanislav Moša durch das brünner Ensemble drei Jahre nach der Weltpremiere einstudiert. Es kam dazu erst im vierten europäischen Land. Er wusste sich mit der anspruchsvollen Adaptation voll von Bühnenänderungen, schneller Szenenfolge und moderner technischen Effekten auf eine Eins zu helfen.
Das Libretto zum Musical Ghost schrieb der Autor des ursprünglichen Filmdrehbuches Bruce Joel Rubin. Auch bei der Übertragung auf die Theaterbretter schuf er eine treue Adaptation des Filmes, die daran eine Szene nach der anderen festhält. Der Zuschauer sieht von Anfang an eine zügige Geschichte, in der die gesprochenen Passagen mit Liedern gekonnt kombiniert werden, genauso wie die dramatischen und lustigen Szenen.
In einem Schwindel erregenden Tempo und unter Anwendung von fast Filmschnitten wechseln darin die Bilder eines nach dem anderen. Keine Ausnahme sind auch mehrmalige Änderungen des Milieus während eines Liedes. Gleich die ersten zwanzig Minuten des Musicals lassen den Zuschauer nicht viel Zeit zum Ausatmen, jedoch wegen dieser klippartigen Zersplitterung gibt es nicht einmal Möglichkeit, sich vollkommen in die Handlung hineinziehen zu lassen.
Es gelingt erst nach dem tragischen Tod des Haupthelden Sam. Im Moment, wann sein Geist auf der Erde bleibt, um seinen Mörder zu finden und seinen ungerechten Tod zu klären, bekommt die Handlung an Kraft. Schrittweise kommt nämlich ans Licht, dass hinter Sams Tod sein bester Freund Carl steckt, der überdies auch die Liebe Sams Freundin Molly gewinnen will. Seit diesem Moment kann der Zuschauer jedoch ein spannendes Krimi mit mysteriösen Elementen und zeitweise auch fast verrückte Komik voll genießen.
Noch höhere Grade bekommt die Geschichte nach der Eingliederung der bekloppten Scharlatanin Oda Mae. Nur sie ist nämlich fähig, den Kontakt zwischen dem toten Sam und Molly zu vermitteln. Die erfahrene Dramen- und Musicalschauspielerin Zdena Herfortová packte die Gestalt der schwarzen Spiritistin mit großem Elan an. In einem bewundernswerten Tempo und mit einem unaufhörlichen Elan genießt sie die dankbar geschriebene Figur mit einer Menge von lustigen Repliken, wofür sie berechtigt gleich mehrmaligen Applaus auf der offenen Bühne erntet.
Gerade in den gemeinsamen Auftritten mit Herfortová ist der Darsteller der Doppelrolle Sams und des Geistes Dušan Vitázek am stärksten (ausgezeichnet ist die Anwendung des endlosen Kinderliedes Der Hund fraß eine Leberwurst). Die Frustration und Hilflosigkeit daraus, dass er von allen auf der Bühne eigentlich nur übersehen wird und niemand kann ihn hören, widerspiegelt sich genau im Ausdruck und Gesten von Vitázek, wann sein Körper wie unter Spannung steht und bereit ist zu handeln. Nach langer Zeit nützte eine große Musicalgelegenheit in dem Gauner Carl auch Robert Jícha aus.
Nach der musikalischen Seite kombiniert das Musical eine bunte Mischung von Stilen, von romantischen Duetten (Bekenntnis), Popliedern (Mehr), Rocksongs bis zu den Swing – Jazzmelodien (Irrende Seele), ist jedoch der aus dem Film bekannte Hit Unchained Melody, der Autoren Hy Zaret und Alex North ursprünglich schon im Jahr 1955 geschrieben haben. Dieses Liebeslied, das durch ihre Interpretation Elvis Presley oder bei und Karel Gott berühmt gemacht hatten, ließen die brünner Künstler als das einzige absichtlich im englischen Original ertönen.
Worauf der Zuschauer beim Musical am meisten wartet, das ist die Bühnendarstellung der Filmtricks. Desto eher, das der brünner Zuschauer durch die Produktionen des Stadttheaters aus der Vergangenheit vernascht ist, und zwar durch die Spezialitäten wie in der Luft schwebende Leute sind (Hexen von Eastwick), Stepptanz mit dem Kopf nach unten (Mary Poppins) oder der Tanz unter der Dusche (Flashdance).
Die Bühnengestaltung von Christoph Weyers nützt die Prinzipien der Überdeckung verschiedener geometrischen Formen aus. Mit Hilfe der Andeutungen wechseln einfach die Räumlichkeiten Mollys Wohnung, Sam und Carls Büros, Orakelstätte Oda Maes oder der Bar. Die Bühne ist bedeutungsmäßig sehr stark mit den Projizierungen, Animationen und Trickeffekten verbunden, wodurch sie sich überhaupt zu technisch anspruchsvollster Inszenierung in der Geschichte der Musikszene zuordnet.
Auch auf der Bühne erleben die Zuschauer das Wanddurchgehen sowie Durchgehen durch geschlossene Tür, Schweben der Gegenstände und Menschen, Abgehen der Toten in den Himmel oder im Gegenteil das Hineinziehen der Gauner in die Hölle. Viele Tricks funktionieren unter der gestandenen Theaterillusion, mit einem großen Anteil des modernen Ton- und Lichtdesign, in meisten Fällen auch unter der Anwendung der überprüften Prinzipien des schwarzen Theaters. Wie ein Ganzes wirken die Bühnenzauber kompakt und die Zuschauer werden zweifellos auch dank dessen staunen, in wie schnellem Tempo diese an sie zukommen.
Das Musical Ghost ordnet sich auf dem Repertoire des Stadttheaters Brno mit Sicherheit zu den Hits ein, die bereits jetzt Flashdance, Jekyll und Hyde oder Nackt! sind. Die Kombination einer starken Geschichte, gefälliger Melodien, ausgezeichneter schauspielerischen Leistungen und vor allem bei uns noch nicht gesehene Konzentration der szenischen Tricks funktionierte bei den Zuschauern bereits vor der Premiere dermaßen, dass alle Reprisen des Ghost bis zu Jahresende ausverkauft sind.
Das Musical Ghost zaubert sowohl durch die Schauspieler als auch durch das Orchester
Luboš Mareček 20. Oktober 2014 zdroj www.mestohudby.cz
Weitere tschechische Erstaufführung des Weltmusicals schrieb in sein Repertoire das Stadttheater Brno zu. Die Novität mit dem Namen Ghost deutet den vielen an, dass es sich um Theateradaptation des gleichnamigen amerikanischen Filmes aus dem Jahr 1990 handelt, der mit zwei Oscars gewürdigt wurde und in den Hauptrollen Demi Moore, Patrick Swayze und Whoopi Goldberg einen großen Erfolg gefeiert hatten. Die Bühnenbearbeitung von Ghost hatte ihre Erstaufführung vor drei Jahren im britischen Manchester, der Titel übersiedelte bald in den Londoner West End und später auch in Broadway. Keinesfalls uninteressant bleibt das, dass die inländische Aufführung erst das vierte europäische Land vorstellt, in dem der Titel gespielt wird.
Das Musical Ghost, also die Geschichte einer Liebe von Jenseits, wann der tote Sam seine Molly schützt, damit seine Seele danach in den Himmel scheiden kann, ist nicht nur eine Love Story. Der Autor der Theaterinszenierung, der auch an dem Film teilgenommen hatte – also der Drehbuchautor Bruce Joel Rubin, hielt sich an der Originalvorlage. Gerade er gewann den Oscar für die Geschichte, die die Liebesgeschichte eines jungen weißen Paares und spannende Krimiverwicklung mit Vorzeigegaunern gekonnt kombiniert und überdies veredelt alles in eine Crazy-Komödie mit einer verrückten schwarzen Wahrsagerin.
Ghost ist eigentlich die ideale Materie für das Musicalensemble aus Lidická Straße, denn dieses kann alles anbieten, was diese Art des Musiktheaters verlangt. Und zwar ausgezeichnete Solisten sowie Chor, gut besetztes Orchester und auch beeindruckende szenische Auffassung, die sich mit den Filmtricks auseinandersetzen muss. Die Filmtricks ermöglichten das Durchsetzen der materiellen und immateriellen Körper, mit Hilfe der Animation wurde in die fahrenden U-Bahnwagen gesprungen oder man ließ Münzen schweben. Das Theater hat auf der anderen Seite andere Trümpfe in der Hand und es gelang hier diese zu entdecken, anzuwenden und zu erfüllen.
Lassen wir das alles allmählich bei der brünner Theaterdarbietung besprechen. Stanislav Moša, der Regisseur der Inszenierung, weiß als ein erfahrener Musicalmatador, dass ein ähnlicher Stoff insbesondere eine flinke Darbietung verlangt. Allerdings, einundvierzig vorgeschriebene Szenen, in denen die Räumlichkeiten ständig wechseln, sprechen für sich selbst. Die Mošas Inszenierung rotiert in einem genau erfassten Tempo, das jedoch durch sich selbst nicht ersticken droht, in zwei Polen. Romantische, jedoch nicht einseitig süßschmerzende Liebesgeschichte wächst in eine technische Augenweide durch, in der mit effektvollen Lasern, Schweben von Personen sowie Gegenständen und auch mit Lichtern und szenischen Projizierungen Peter Hloušeks und Dalibor Černáks gezaubert wird. Die Lichterregie und Filmaufnahmen stellen ein Erlebnis selbst dar.
Der brünner Ghost bezaubert den Zuschauer nicht nur mit vielen technischen Finessen, deren Menge zum Glück angemessen ist – das Musiktheater wird nicht durch eine reine visuelle Show unterdrückt. Zum opulenten Endergebnis trägt auch die flinke musikalische Einstudierung des Dirigenten Dan Kalousek bei. Sein Dirigentenstab lässt nicht nur die Musikanten, sondern auch die Zuschauer nciht ausatmen und er unterstützt den musikalischen Pop-Standard des Dave Stewart und Glen Ballard gerade mit dem frischen Tempo.
Der einzige große Hit im Sinne des Wortes ist im Musical Ghost ein altes Lied aus den 50ger Jahren, das seit seiner Entstehung viele Versionen erlebte. Eine der berühmtesten Versionen des Liedes, Unchained Melody, nahm in den 70ger Jahren Elvis Presley auf und die Zeitzeugen des Filmes rufen sie sofort nach den ersten Tonen ins Gedächtnis zurück.
Wie ich bereits andeutete, eine der effektvollen Positionen der Inszenierung von Moša sind wunderbar klingende Chornummern mit der flinken Choreografie von Hana Kratochvílová, insbesondere aus den Straßennummern in der Wall Street. Die samstägige Erstaufführung startete zwar mit einer etwas holpernden Durchführung des Duetts beider Hauptdarsteller Svetlana Janotová und Dušan Vitázek, beide Hauptrollendarsteller mieden dann die Intonationsungenauigkeiten, die Dissonanz und sie zogen schrittweise den Zuschauer in die Geschichte hinein. Vitázek setze seinen Sam nicht in süßschmerzhafte Darbietung herab, obwohl einige der höheren Lagen seiner Lieder sowie Tenorpart dazu leicht verführen würden. Einer möglichen weinenden, ermüdeten Lage der trauernden Geliebten wich auch Janotová aus, die aus ihrer Rolle im Grunde genommen eine dramatische und energische Essenz herausholen konnte.
Obwohl das genannte Paar mit großem Einsatz tanzt und singt, es ist zu gestehen, dass sie bei der Erstaufführung von der generationsreiferen Zdena Herfortová, als schwarze Wahrsagerin Oda Mae fast übertroffen wurden. Ohne größere Übertreibung kann man sagen, dass gerade Herfortová in der luxuriös karikierten und mit voller Komödienbegeisterung sowie mit der Erfahrung gespielten Rolle eigentlich die tragende Säule und die Verzierung des Abends ist. Ihre Leistung elektrisiert die Zuschauer und löst bei ihnen unglaubliche Lachausbrüche aus. Ihre unbeschreibliche Begeisterung, die nie in ein aufdringliches Gefühl hineinrutscht, dass die Schauspielerin zu viel dringt, funktioniert hier auch wie ein toller Pedant gegenüber der doch leicht tränenauslösenden Lovestory, die nicht einmal der Tod vereitelt. Die Anerkennung verdient auch Robert Jícha als gesanglich enigmatischer und schauspielerisch widerlicher Gauner Carl.
Der Erwähnung wert sind auch die Kostüme von Andrea Kučerová, die ihre Geister in solche Kleidung angezogen hatte, die vom Schwarz bis zu Grau übergeht, also in die Farbe der Wesen, die weder aufs Ufer des irdischen noch ins Leben nach dem Tod gehören. Die Kostümbildnerin konnte dann ihrer Fantasie das grüne Licht bei der ethnischen Kleidung der schwarzen Wahrsagerin geben, obwohl ihr rosa Kostüm mit dem kleinen Hut sehr auffällige Inspiration durch den Film verrät. Funktionsfähige und schnelle Änderungen ermöglicht die Bühnengestaltung des Christoph Weyers, der häufig schiebbare Tische ausnützt und so ermöglicht er die Vision der Regie betreffend die Dramatik des dreistündigen Stücks durchzuführen.
Mošas Ghost ist eine Demonstration der Musicalproduktion, die in allen Bestandteilen minuziös ist. Mit anderen Worten: hier wird nicht zwischen den Auftritten der Hauptstars und Chorchoreografien geirrt, sondern alles ist bis zu dem kleinsten Episodenauftritt präzisiert. Die Inszenierung ist eine Demonstration der flotten Unterhaltung, in der die Liebhaber der Romantik sowie die Anbeter des modernen Musicaltheater auf ihre Kosten kommen.
Nach den Toten Seelen ein Geist
Jaroslav Štěpaník 20. Oktober 2014 zdroj www.brnozurnal.cz
Das Stadttheater Brno setzte mit dem Erfolg auf „Thematik aus dem Jenseits“ ein. Zuerst Tote Seelen, eine ausgezeichnete Inszenierung von Hana Burešová, nach dem Schauspiel betrat die Musicalbühne (auch erfolgreich) der Geist (Ghost). (Die Erstaufführung am 18.10) Wie wird heute gesagt, ein Kultfilm (1990) wurde nach dem klassischen Hollywood Rezept geschnitten. Gekonnte Verbindung von mehreren Genres gab der Filmaufnahme an der Wirksamkeit zu, verhinderte die Entstehung eines Melodramas oder sogar eines sentimentalen Schmachtfetzens. Trotzdem, als der Film in den Kinos aufgeführt wurde, betraten die Zuschauer die Kinosäle mit einer größeren Taschentuchzahl. In Mexico bekamen die Besucherinnen vor der Projizierung der Filmaufnahme, deren Regisseur Jerry Zucker war, einen Satz der Papiertaschentücher. Manchmal genügte es nicht.
Sams und Mollys Lovestory unterbricht eine mörderische Intrige, wir haben eine Krimiverwicklung. Er gelingt in Jenseits, behält jedoch Kontakt mit unserer Welt, bis er sich nicht rächt und seine Liebe beschützt. Also Fantasy, und dann: notwendige Komödienentlastung. Diese bewirkt die eigenartige Gestalt der betrügerischen Wahrsagerin, die gegen ihren eigenen Willen aus einer Scharlatanin in ein tatsächliches Medium wechselt. (Die Filmdarstellerin Whoopi Goldberg bekam für diese Rolle Oscar, der Drehbuchautor Bruce Joel Rubin erhielt auch dieselbe Würdigung für genau vorbereitete, für Zuschauer sehr wirksame Mischung von Genres.) Auch das Happyend darf nicht fehlen, auch wenn nur ein bisschen anders. Der Geist Sam verlässt definitiv unsere Welt und auch seine geliebte Molly, die weiß jedoch wie er, dass die Liebe ewig ist und sie treffen sich zum Schluss dort, wo er auf sie wartet. Also: ein Märchen, und sogar schön! Wer würde solche, wenigstens ab und zu, nicht mögen und würde auch nicht gerne ein paar Tränen vergießen.
Die Geschichte wie für ein Musical geschaffen, man kann sich fast wundern, dass der Drehbuchautor so lange gewartet hat. Er machte sich mit den berufenen Musikern ans Werk: mit dem britischen Popmusiker David A. Steward und Glen Ballard, dem amerikanischen Liedermacher und Produzent. Die erfolgreiche Erstaufführung in Manchester (2011), von hier die Verlagerung ins Londoner West End, im Jahre 2012 Broadway, dann andere Weltmetropolen.
Die brünner Inszenierung ist wirklich gelungen und sie wird wahrscheinlich das sein, was „der Zuschauerschlager“ genannt wird. Das Musical, das die Geschichte der Filmvorlage kopiert, gewinnt an der emotionalen Wirkung durch ausgezeichnete Musik, hier überdies in der Vorführung des „Liveorchesters“ (musikalische Einstudierung und Leitung von Dan Kalousek, Ema Mikešová). Die auf der Kommunikation zweier Welten bauende Geschichte wird durch die gegenwärtige Theatertechnik gekonnt unterstützt. Dem Zuschauer wird eine Show mit der funktionellen Ausnützung einer Menge von technischen Spielchen und Tricks angeboten. (Ausgezeichnet und sehr wirkungsvoll wird zum Beispiel die Handlung in der U-Bahn und in dem U-Bahnzug angepackt.) Die Handlung verläuft sehr flott, einzelne Szenen erinnern an schnelle Filmschnitte, unentbehrliche Chortänze und Gesangauftritte passen organisch ein, sie retardieren die Handlung nicht, die Sentimentalität der Geschichte bringt ins Gleichgewicht das Humor wie im Film. Die Scharlatanin und Wahrsagerin in einer Person stellt hervorragend die Legende des brünner Theaters Zdena Herfortová dar. Auf der Bühne ist sie fast ein nicht gefesseltes Element, die Reaktion der Zuschauer ist ähnlich, die überzeugte auch mit dem Gesang, bei der Prämiere erntete sie den größten Applaus. Der Ghost – Darsteller, Dušan Vitázek, löste die Aufmerksamkeit durch seine männlich – schauspielerische und gesangliche Darbietung aus, er wurde auch mit seiner Darbietung der berühmten Unchained Melody erfolgreich, im Film sowie im Musical die zentrale Melodie, wann er mit der unentbehrlichen Gitarre und mit der Hyperbel den unsterblichen Elvis imitiert (heute bereits im Reich der guten Geister).
Světlana Janotová (Molly) schaffte ihr Part mit der Grazie, sie kann einen mit dem Vortragen der lyrischen Passagen rühren. Ausgezeichnet sind auch die Geister in den Nebenrollen: der Krankenhausgeist (Jakub Zedníček) durch seinen Gesangvortrag und Gefühl für Tanzdarbietung, der jene aus der U-Bahn (Igor Ondříček) durch seine grausame Bosheit bis dämonische Verdrossenheit. Die negativen Gestalten mögen wir nicht einmal in den Märchen, Robert Jícha schaffte jedoch den verräterischen Freund Carl überzeugend. (Alle Rollen werden in der alternierenden Besetzung einstudiert).
Eine bedeutende Rolle in der Inszenierung spielte die Bühne (Christoph Weyers), die szenischen Projizierungen (Petr Hloušek, Dalibor Čermák), Beleuchtungs- (David Kachlíř) und Tonregie (Milan Vorlíček) sowie die Kostüme (Andrea Kučerová).
Das Spiel wurde von Jiří Josek übersetzt. Dramaturgie führte Klára Latzková.
Das Musical, das Genres gekonnt mischt - eigentlich ein schönes Märchen – und in der tschechischen Premiere erfolgreich durch das Ensemble der Musikszene in Regie von Stanislav Moša vorbereitet und vorgestellt.
DEM MUSICAL GHOST – NACHRICHT VON SAM IM STADTTHEATER BRNO KANN MAN NICHTS VORWERFEN
Pavla Haluzová 19. Oktober 2014 zdroj www.informuji.cz
Die Musicalversion der Geschichte erhält die Handlung des Films und wechselt sehr gelungen die romantischen Szenen mit jenen dramatischen und komischen. Die ganze Inszenierung beruht auf Verwendung von Licht- und Klangtricks, die dank ihrem perfekten Einklang mit der Handlung auf der Bühne ermöglichten, die überirdische Welt darzustellen. Die Szenen, in denen Sams Ghost durch Gegenstände durchgeht, versucht, Molly zu berühren oder in den Körper von Oda Mae eingeht, wirkten glaubwürdig und dank ausgezeichnetem Timig von allen verwendeten Komponenten den modernen Filmeffekten gleich waren. Der Gipfel war dann das Duell Sams Ghost mit Carl, das dank der Kombination von Tricks und Projektionen die meist dramatische Szene des ganzen Stücks schuf.
Sehr erfinderisch war die Verwendung der Dataprojektionen während den Umrüstungen, wann die Zuschauer das Ende der vorigen Szene auf der Leinwand sehen konnten; auf diese knüpfte dann die nächste Szene kontinuierlich an. Durch die Projektionen war auch z.B. die Reise in der U-Bahn dargestellt.
Der ausgezeichneten Besetzung herrschten die beiden Darsteller der Hauptgestalten – Svetlana Janotová und Dušan Vitázek, deren Gesang sowie schauspielerische Leistungen perfekt waren. Die beiden wussten im ersten Teil sorglos und verleibt zu sein; im zweiten Teil brachten dann ihre Leistungen in traurigen Szenen ganz sicher Tränen in die Augen vieler Zuschauer.
Gleichwertig der Hauptgestalten war die Besetzung der Nebenrollen, z.B. Zdena Herfortová als Oda Mae, die die Hauptquelle der komischen Verwicklungen des Musicals war, und Robert Jícha als der verräterische Carl. Es sind noch ausgezeichnete Darsteller des Mörders Willie und des Ghosts in der U-Bahn zu erwähnen – Jakub Zedníček und Igor Ondříček.
Und nicht zuletzt ist die bewundernswerte und anspruchsvolle Choreographie von Hana Kratochvilová hervorzuheben, die von den Tänzern perfekt und genau realisiert wurde.
Genau wie das Realisierungsteam mit dem Regisseur Stanislav Moša versprach, ist GHOST - Nachricht von Sam ein starkes Erlebnis für jeden Zuschauer.