König Lear

König Lear

  • Genre Schauspiel
  • Bühne Musikbűhne
  • Premiere14. November 2015
  • Vorstellungsdauer3:30 hod.
  • Anzahl der Wiederaufführungen35
  • Derniére6. April 2020

Aberwitzige Tragödie

mit Boleslav Polívka in der Titelrolle

Es war einmal ein mächtiger König, der hatte drei Töchter – Goneril, Regan und Cordelia. Eines Tages beschloss er, sein Reich danach unter ihnen aufzuteilen, mit welchen Worten sie ihm ihre Liebe beweisen ... Die auf eine uralte keltische Sage zurückgehende märchenhafte Geschichte wurde aus der Feder des großen Genies der elisabethanischen Epoche zu einem wahrhaft großen Drama. Den Grundkonflikt des Stückes, welches zusammen mit Hamlet als Höhepunkt von Shakespeares Tragödienkunst gilt, bildet der Gegensatz zwischen der alten, patriarchalischen und der neuen, rücksichtslos individualistischen Welt. Im Innersten dieses Dramas über die menschliche Bestimmung finden wir das große Bild eines Wanderers und seines Weges. Der vertriebene König wandert aus seinem Palast in die öde Natur, vom Stolz zur Demut, von herrischem und autoritärem Egozentrismus zu Mitgefühl und Vergebung, von der Königskrone aus Gold, dem Symbol von Ruhm, Reichtum und Macht, zu einem Kranz aus Unkräutern und Feldblumen, vom selbstgefälligen Verstand zum Wahnsinn als paradoxer Quelle der Erkenntnis vom unbegreiflichen Sinn aller irdischen Anstrengungen, von der verborgenen Bedeutung alles weltlichen Seins. Dieses vor vier Jahrhunderten entstandene geniale Werk trifft in seiner poetischen Kraft, in seiner mitreißenden, wenngleich brutalen Aussage und in der Dringlichkeit der Fragen, die es stellt, einen jeden von uns in seinem Innersten. In der Titelrolle präsentiert sich dem Publikum Boleslav Polívka.

Autor

  • William Shakespeare

Regieassistent

Übersetzung

  • Jiří Josek

Dramaturg

Choreographie

Bearbeitung

  • Stanislav Moša

Produktion

  • Zdeněk Helbich

Licht

  • David Kachlíř

Souboje

  • Josef Jurásek

Lear, král Británie

Regan, Learova dcera

Cordelie, Learova dcera

Hrabě z Kentu

Hrabě z Glostru

Edgar, Glostrův syn

Edmund, Glostrův levoboček

Vévoda z Albany

Vévoda z Cornwallu

Oswald, Gonerilin sluha

Král Francie

Vévoda z Burgundska

Šlechtic, v Cordeliiných službách

Doktor

Stařec, v Glostrových službách

Rytíři Learovy družiny, důstojníci, poslové, heroldi, vojáci a sloužící

Hudebníci

POLÍVKA´S LEAR ALS DRAMA DER SELBSTREFLEXION

Vít Závodský 28. Dezember 2015 zdroj Týdeník Rozhlas

 (…) Diese Chronistengeschichte aus der keltischen Vorzeit ist schon vom Mittelalter bekannt, und zwar in mehreren Varianten, einschließlich der Volkskunstvarianten. Auch Shakespeares mehrschichtiges, reich besetztes Drama wurde vielmals philosophisch oder theaterwissenschaftlich analysiert, vielmals als Film bearbeitet und auf Bühne inszeniert. Die Auffassung von Moša geht vom grundlegenden Widerspruch der traditionellen, noch vorchristlichen patriarchalen Ordnung mit einer anerkannten souveränen Autorität (königlichen sowie väterlichen) und ihrem allmählichen Zerfall unter Druck von rücksichtslosem arrivistischem Individualismus, der jede Moral zynisch verachtet. Sie respektiert völlig die komplizierte gesellschaftliche und politische Beziehungen sowie Familienbeziehungen, Kontrast und Parallelität der sich in Untergang stürzenden menschlichen Schicksale sowie sichtbare Aktualität der zeitlosen Botschaft. Der lange, dreieinhalb Stunden dauernde Abend wird auf der Treppenbühne mit verschiebbaren Wänden (Christoph Weyers), lauten Trommeln und Trompete des auf einer hohen Plattform setzenden Orchesters (Zdenek Merta) geteilt; die teilweise stilisierten gegenwärtigen Kostüme von Andrea Kučerová haben doch Duellschwerte. Der erwartete Magnet für die Zuschauer ist doch Boleslav  Polívka, der nach dem ausgezeichneten vorjährigen Wucherer Shylock in die Kreation eines zwiespältigen, in seinem Wahnsinn durchsehenden Alters ausrief: nicht nur in den Dialogen mit dem ausgezeichneten Hofnarren in Darstellung von Michal Isteník wird er sich den unverbesserlichen Versagen seines Lebens traurig bewusst, wobei er den Deklamationspathos mit den Nuancen der ihm eigenen Clown-Kunst wechselt, Alternierte, schauspielerisch ausgewogene Inszenierung verdient sich ganz sicher einen vorurteilsfreien, empfindungsfähigen Zuschauer.

 

POLÍVKAS LEAR IST WIE SCHERZENDER JOB

Kateřina Slámová Bartošová 27. November 2015 zdroj Lidové noviny

(…) Dominant sind die Darstellerinnen der „bösen Schwestern“ Goneril und Regan (Autorin der Rezension konnte die Alternierung mit Pavla Vitázková und Lenka Janíková sehen). Beide sind schon ab dem ersten Akt stark bis aggressiv, ihre Charaktere werden auch durch die Kostüme unterstützt, besonders bei Goneril: schwarzer Overall, Schuhe mit stacheligen Absätzen, Selbstbewusstsein und Durchschlagskraft. Von den anderen Gestalten ist besonders Clown in der Darstellung von Michal Isteník sehr markant, was durch den Text sowie durch die entspannte, lebendige Äußerung des Schauspielers verursacht ist. (…) Polívka als Lear ist ziemlich gedämpft und diszipliniert, in der Stimme sowie Gesten (ähnlich wie im Kaufmann von Venedig). (…) Lears Selbstbewusstsein und Macht am Beginn des Stücks und sein Zorn auf aufrichtige Cornelia (Ivana Odehnalová, eine der drei Alternationen) dämpft Polívka durch seine Körperstellung mit herausgeschobenem Kinn und ausgeholten Händen, die eitle Wut konzentriert er in den Ausdruck des Gesichts und in eine eher geschlossene und den Zorn mildernde Stimme. Ähnlich reagiert er auf den himmelschreienden Verrat der Töchter. Sein Zorn und Verzweiflung steigert er nicht markant. Wenn sich der Schmerz seiner Gestalt in Wahnsinnigkeit ändert, findet er dann den Ausdruck für sie in ironisierendem Scherzen. (…)

 

KÖNIG LEAR ODER ÜBER DIE ABSURDITÄT DER UNDANKBARKEIT

Vratislav Mlčoch 23. November 2015 zdroj www.babocka.vram.cz

König in Jeanshose, Burgen aus Beton, am Anfang und Ende eine beinahe halbnackte Tänzerin und schauspielerisches Konzert von drei Narren – das ist kurze Beschreibung der neuen Inszenierung des Stadttheaters Brno, die von den Zuschauern begeistert besucht wird, so dass der große Zuschauerraum der Musikbühne zum Platzen voll ist. (…) Das Beste, weswegen das Theater bis zum Jahresende ausverkauft ist, ist das schauspielerische Konzert von Bolek Polívka. Dieser Clown mit roter Nase ist so viel König Leer, dass es scheint, dass dieses Stück von Shakespeare gerade für ihn geschrieben wurde. Pathetisch sowie enthaltsam, aufgeblasener Mensch sowie Einfaltspinsel, Fanfaron sowie Menschlein, König sowie Narr, das alles werden sie ihm glauben, so weiß er es darzustellen, sie werden ihm auch gehobene Wörter glauben, mit denen er auf die Götter schimpft. Darüber hinaus weiß er in seine Gestalten etwas zu legen, wodurch er sie ein bisschen erniedrigt und dadurch mehr menschlich macht, denn kein Erdensohn aus Marmor gemacht ist, auch wenn die Dramatiker oft versuchen, uns über Gegensatz zu überzeugen. Hinter ihm steht Michal Isteník, der seinen Hofnarren so gut darstellt, dass die Zuschauer die weisen Bemerkungen, die er in seinen Auftritten vorträgt, für ihre annehmen. Und das dritte Konzert ist jenes von Lukáš Janota, der sich von adeligem Sohn in einen beinahe nackten Bettelnarren so verwandelt, dass er ganz zu lieben ist. Wie ich schon erwähnte, schauspielerisches Konzert dreier Narren. (…). Die Betonburgen auf der Bühne von Christoph Weyers sind mit den absurd verwickelten und nirgendwohin führenden Treppenhäusern durchgespickt und die Absurdität der Handlung nachahmen, die gegenwärtigen Kostüme von Andrea Kučerová evozieren die Zeitlosigkeit der Botschaft der Inszenierung, die Übersetzung von Jiří Josek ist so hochwertig, dass es hier keine Blankverse hervorgucken, Zdenek Merta schuf eine äußerst expressive Musik für zwei Schlaginstrumente und eine Trompete und Regisseur Stanislav Moša, der die zu lange Vorlage zum Wohl des Stückes passend verkürzte, ließ genug Raum für jene drei Narren, so dass sie und auch die Zuschauer die ganze tragische Absurdität der Handlung genießen können. (…)

 

KÖNIG LEAR – ZEITLOSE TRAGÖDIE, BEI DER KALT ÜBER DEN RÜCKEN LÄUFT

Kateřina Šebelová 22. November 2015 zdroj www.epochtimes.cz

(…) Polívka setzte seinem König Lear die Maske eines törichten Alten auf, der in seiner Rolle des Herrschers sowie des Vaters misslingt. Seine Leistung graduiert schrittweise während der Inszenierung. Polívka ist in allen Lagen des Königs Lears zu Hause, von jenen des beliebten Herrschers bis zu jenen eines durch Verzweiflung wahnsinnigen und gebrochenen Alten. Seinen Part genießt er mit Freude und lässt mit ungezwungener Dringlichkeit in zerrissene Psyche des alten Königs einzusehen. (…) Die anderen Schauspieler bleiben ganz sicher nicht beiseite stehen. Ausgezeichnete Leistungen liefern alle anwesenden Schauspieler. (…) Ausgezeichnet ist Petr Štěpán als ehrlicher Kent, brilliert auch Michal Isteník in der Gestalt des Hofnarren, dessen tragikomischer Auftritt mit Gesang (…) das Image eines klugen Narren bildet. Nicht einmal Zdeněk Junák als törichter Gloster enttäuscht; dieser muss blind werden um alles genau zu sehen. Zuerst unauffälliger Lukáš Janota, der Glosters erstgeborenen Sohn Edgar darstellt, entwickelt sich erst wenn er halbnackter Bettler Tom wird. Sein Bettlerauftritt gehört zu Schmuckstücken der Inszenierung. (…)

 

SHAKESPAERES KÖNIG LEAR IM STADTTHATER BRNO

Luboš Mareček 20. November 2015 zdroj ČRo3 Vltava

(…) Die größte Aufmerksamkeit der Zuschauer zieht ganz selbstverständlich Bolek Polívka auf sich selbst an. Er stellt keinen Alten mit einem Fuße im Grabe, anfangs ist er sogar umsichtig, selbstsicher, setzt auf keine Spruchweisheitsdeklamationen; bis zur Hälfte der Inszenierung macht er irgendwie komisch viele Momente fremd. Sympathisch ist es, wie er den wahnsinnigen König zivil auffasste. Polívka drückt nicht zu viel und zeigt, dass der Wahnsinn ihn wahrscheinlich nicht wegen Alter, doch deswegen traf, dass er seinen Lebensirrtum und auch den Lauf der Welt verstand, in dem sich die Menschen viel verstellen. Sein Lear-Finale ist dann angemessen berührend, sowie tragisch und glaublich. Polívka ist ein natürlicher und richtig besetzter Schwerpunkt des Stücks, das doch auch andere interessante Leistungen bietet. Ich denke vor allem an die interessante Studie eines Wahnsinnigen in der Darstellung von Lukáš Janota, den ausgezeichneten Kent, wie er durch Petr Štěpán dargestellt wird, oder an die raffinierte und listige Tochter Regan in der Darstellung von Lenka Janíková. Das alles mit dem Narren von Michal Isteník, der die Versen manchmal auch singt und dessen einfache Lieder ein noch mehr ironischer Kommentar der ganzen tragischen Handlung sind. Das ist ganz sicher ein interessantes Regiekonzept. Was die schauspielerische Lage betrifft, bewerte ich bei der Inszenierung vor allem, dass sie von Polívka ganz natürlich beherrscht ist und dass alle oben genannten mit ihren schauspielerischen Leistungen nicht nur Staffage für ihn sind, sondern gleichwertige Partner, wobei sie diese weite Inszenierung schauspielerisch sowie mit ihren dramatischen Charakteren natürlich polarisieren.

 

 

VON SHAKESPEARE GESCHRIEBEN, VON POLÍVKA GESPIELT

Jana Soukupová 18. November 2015 zdroj Mladá fronta Dnes

(…) Wievielmal habe ich diese Shakespeares Gipfeltragödie gesehen oder gelesen? Fünfmal? Zehnmal? Ich kenne diese Geschichte wie meine Westentasche. Wie ist es dann möglich, dass sie mich wieder hinriss, vom ersten bis letzten Satz fesselte und ich gespannt war, wie es enden wird? (…) Regisseur Stanislav Moša gibt der Tragödie einen weiten Raum sowie Pathos, noch durch die Trommeln von Tomáš Cvejn sowie durch die Musik von Zdenek Merta direkt auf der Bühne unterstützt. (…) Bei Lear werden sie alle schauspielerischen Chargen aus Manegen oder ähnlichen Kasperstücken von Bolek Polívka vergessen. (…) Er beherrscht die Bühne in jedem Sinne dieses Wortes, doch noch dazu mit Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit. (..) Und wer würde neben einem solchen König nicht wie um das Leben spielen? Alle stellten ihre Gestalten mit großem Einsatz dar. Als sehr talentiert stellte sich nicht nur Michal Isteník vor, doch bei der Premiere auch Petr Štěpán und Zdeněk Junák als charaktervolle Adligen und Lukáš Janota, insbesondere in den Passagen, wann er als bedrohter Edgard verrückter Bettler Tom wird.

 

KÖNIG LEAR IM STADTTHEATER BRNO

Peter Stoličný 17. November 2015 zdroj www.i-divadlo.cz

(…) Regisseur Stanislav Moša wählte die Szene von Christoph Weyers, in der sich das reale Treppenhaus in paradoxe Raumillusionen verwandelt. Die Treppen führen nirgendwohin. Das sagt vieles auch über die Konstruktion des Dramas an, aus dem schicksalhaft keine Flucht gibt. (…). Eine der drei Lears Töchter wird durch Ivana Odehnalová – Cordelia dargestellt. Eine positive Gestalt darzustellen, das ist immer schwieriger als jene negative. Doch diese Cordelia war wirklich die zarte Maruschka aus dem Märchen  Salz ist wertvoller als Gold, in eine energische Beschützerin des kranken Vaters verwandelt. Dagegen die schmeichlerischen und streitsüchtigen Töchter, Goneril in der Darstellung von Hana Kováříková und Regan in der Darstellung von Ivana Vaňková, das waren beispielhafte schlanken Damen und aus jeder ihren Geste das Böse ausstrahlte. Es gelang diese Intrigantinnen in die Rolle zu bringen, in der sie sich mit scharfen Gesten überzeugen, die Welt zu steuern; in der Tat ist es lügnerischer Edmund, in der sehr guten Darstellung von Jakub Zedníček, der hinter alles zu finden ist. Monumental ist auch Graf von Gloucester, durch Zdeněk Junák dargestellt, oder Edgar in der Darstellung von Lukáš Janota, der diesen bis kleinsten Detail durchgearbeiteten, halbnackten Irren mit Lust spielte. Beispielhafter „Kumpel“ des Königs war der Clown in der Darstellung von Michal Isteník. (…). Ein besonderes und sehr erwartetes Kapitel ist der König Lear, vom gastierenden Boleslav Polívka dargestellt. Sein reiches schauspielerisches Register, von der Deklamationsnoblesse bis zu kleinen plebejischen Aufstacheln, entwickelte er hier in ein wunderschön gebautes Schicksal des Königs, der verrückt werden musste. (..). Die Inszenierung von Stanislav Moša überzeugte mich wieder, dass professioneller Zutritt und Demut vor Text des großen Dramatikers der beste Weg zur Shakespeares Interpretierung sind. So traten zum Werk auch Boleslav Polívka und das ganze Team der Schauspieler. (…).

 

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