Die Kraft der Schmiede siegt auch über schlechte Zeiten
Klára Tesařová 1. Juli 2020 zdroj Kult
Wenn Schauspieler das Theater schmieden, dann versprühen sie Freude. Nach der ungeplanten Zwangspause kehren mit eiserner Sicherheit nicht nur die Schauspieler des Stadttheaters Brno auf die Freilichtbühne unter dem Petrov zurück, sondern sie haben auch noch die Weltpremiere des Musicals Vom tapferen Schmied in petto. Ja, genau das Märchen, in dem der junge Pavel Kříž mit einem großen Hammer und einer großen Portion Mut die auf geheimnisvolle Weise verschwundenen Prinzessinnen rettet …
… Metall wird zum zentralen Element des ganzen Musicals. Die Akteure spielen nicht nur zwischen eisernen Kulissen, sondern auch auf ihnen. Gerade die von Petr Halberstadt gespielte Figur des Asasel ist angsteinflößend durch die robuste Eisenkonstruktion des überlebensgroßen Pferdes. Zum Handwerk des Schmieds gehört selbstverständlich auch das Feuer, und wenn sich diese beiden Elemente miteinander verbinden, dann haben wir Aleš Slanina als Mikeš, der mit der ihm eigenen Sicherheit präzise zur Musik von Petr Ulrych singt und dabei tatsächlich ein glühendes Stück Eisen bearbeitet.
Auch wenn die Theateradaption gegenüber der Filmversion nicht so viele Möglichkeiten bietet, was märchenhafte Effekte angeht, so werden dennoch Kinder wie Erwachsene den Atem anhalten. Die Jungs werden staunen, wie es Jakub Uličníks Matěj nur schafft, so viele Getreidesäcke auf einmal zu heben, und wie Kristian Pekars Ondra den riesigen Baumstamm wuchtet. Die Mädchen dagegen werden sich über die Kleider ergehen, die im Nu ihre Farben wechseln.
Als angenehm und leicht verdaulich erweist sich auch die Länge des Stücks von einer Stunde und vierzig Minuten. Die Handlung geht flott über die Bühne, es gibt keine unnötigen Längen. Die Schauspieler sind enthusiastisch (kein Wunder nach der Zwangspause), aber haben nichts von ihrer Konzentration verloren und auch kein Problem damit, dass die ihnen gegenüber sitzenden Zuschauer nicht nur in Decken, sondern auch in Schutzmasken und Schals gehüllt sind. Sie zaubern ihnen trotzdem ein Lächeln in die verhüllten Gesichter. Brenne, Lichtlein, brenne helle, Theater bring uns auf der Stelle.
Vom tapferen Schmied. Die erste Premiere nach der ungewollten Pause in Brno
Peter Stoličný 19. Juni 2020 zdroj EuroZprávy
… Wie ist also die neue Interpretation des alten Märchens gelungen? Machen wir es nicht spannend, sie war einfach „super“, wie sich ein etwa zwölfjähriges Mädchen ausdrückte, dass in meiner Nähe saß. Und zum Abschluss noch hinzufügte: „Mama, das war ein Bombenstück!“
Zur märchenhaften Atmosphäre trug viel das Bühnenbild von Jaroslav Milfajt bei, das sich aus alten, genieteten Kulissen aus Eisen mit einer funktionsfähigen Drehscheibe in der Mitte zusammensetzte, ebenso natürlich auch die einfallsreichen Kostüme von Roman Šolc. Nicht zu vergessen auch das Orchester des Stadttheaters Brno, welches unter den Arkaden hoch über der Bühne spielte – sehr gefühlvoll dirigiert von Petr Gablas. In der Choreografie von Martin Pacek bewegten sich alle Protagonisten ganz ungezwungen auf der Bühne, vor allem jedoch der Hauptheld, Aleš Slanina in der Rolle des Schmieds Mikeš. (Hei, was konnte er schön, optimistisch drauflos tanzen!) Aber dieser Mikeš ist ein kreuzbraver, leichtgläubiger Mensch, und so nahm er denn auf seinem Weg in die Welt mit, wer ihm gerade begegnete – Matěj, gespielt von Jakub Uličník, und Ondra, gespielt von Kristian Pekar. Diese beiden faulen Häute lassen Mikeš bei der Befreiung der Prinzessinnen im Stich, verraten ihn und geben sich dann vor dem König selbst als die Retter aus. Und so muss Mikeš noch einen Kampf gegen den Schwarzen König führen, der recht bedrohlich von Petr Halberstadt gespielt wurde.
Schließlich sollte ich noch die Kinderfigur des kleinen Mikeš erwähnen, in der Tobiáš Latzka brillierte… Ist er denn nicht auch irgendwie mit diesem Theater verbunden…? Sein Auftritt mit klarer Diktion war in drolliger Weise gewagt.
Die Vorstellung hatte alles, was zu einem richtigen Märchen gehört, war mit einer guten Prise Spannung gewürzt und jagte den Zuschauern stellenweise auch gehörigen Schrecken ein.
Da hätte ich noch eine kleine Anmerkung: Als ich vor vierzig Jahren bei dem Märchen Loktibrada Regie führte, waren die Worte „du kochst, du kochst den Brei, aber wenn du ihn isst …“ von Blitz und Donner auf der Bühne begleitet. Das wirkte eher komisch als schrecklich, aber dennoch war anschließend an mehreren Stellen im Zuschauerraum ein Weinen zu vernehmen. Ich musste diese bedrohliche Szene gehörig entschärfen. Und heute? Die Kinder sind so abgebrüht, dass sie sich von einem drohenden „Bububu“ auf der Bühne überhaupt nicht beeindrucken lassen. Schließlich sind sie von ihren Computerspielen gewöhnt, dass Laserwaffen ganz andere Verwüstungen hinterlassen!
Petr Ulrych und der Regisseur dieses Gesangsstücks, Igor Ondříček, hielten am klassischen Märchenprinzip fest – mit allen Attributen, die dazu gehören. Auch die Figuren in den fantasievollen Kostümen von Roman Šolc trugen viel zu der herrlichen Atmosphäre dieser klassischen Märchenhandlung bei. Das ist dann wohl alles – mein Applaus!
Doch halt, eigentlich noch nicht. Ich muss unbedingt noch das Programmheft zu der Vorstellung erwähnen. Die Zuschauer des Stadttheaters Brno sind bereits an die Form und den Inhalt gewöhnt. Das Büchlein passt genau in die Anzugtasche, ist reich an Informationen und ebenso bebildert, zeigt Fotos von den Proben wie von der Vorstellung, dazu gibt es auch den kompletten Text des Stücks. Zur Inszenierung Vom tapferen Schmied jedoch haben die Redaktion (Dramaturgen Klára Latzková und Jan Šotkovský) und Patrick Fridrichovský die Texte ganz besonders sorgfältig ausgewählt. Wir erfahren daraus viel über das Märchen selbst, über Božena Němcová, darüber, wann und wie dieses Sujet verarbeitet wurde, der Text macht uns mit den Symbolen und Mythen der Schmiede bekannt, und sehr interessant sind die Seiten, die dem Werk und dem Hintergrund von Petr Ulrych gewidmet sind. Ein weiser Schachzug war es, in das Programm auch Karel Čapeks Abhandlung Zur Theorie des Märchens aus seinem Buch Marsyas oder Am Rande der Literatur (1931) aufzunehmen. Insgesamt 177 Seiten, reich illustriert mit Kostümentwürfen oder Fotos von der älteren Film- und Fernsehfassung des Märchens. Derart reichhaltiges Material in einem Programm im Taschenformat, das gibt es sonst wohl nirgends.
Ich geize nicht mit Lob, wenn es Grund dafür gibt. Dieses Stück lobe ich rundum und mit Freuden. Und das ist nun wirklich alles zu dieser Freilichtinszenierung.
Zum Auftakt der Sommersaison wurde im Brünner Bischofshof die Premiere des Tapferen Schmieds gespielt
Jaroslav Štěpaník 14. Juni 2020 zdroj www.novinky.cz
… Regisseur des Musicalmärchens ist Igor Ondříček, die Hauptrolle des Mikeš spielte Aleš Slanina, zu dem sie perfekt passte, er war überzeugend und unmittelbar. Erwähnenswert ist, dass Tobiáš Latzka die zwar nicht große, aber ohne Verlegenheit gemeisterte Rolle des kleinen Mikeš spielte. Den Applaus zum Abschluss hat er sich verdient.
Das ganze Schauspielensemble geht seine Rollen mit Gesang und der Begleitung des Live-Orchesters ganz im Sinne einer Märchenerzählung an. Damit wird es nicht nur ein kindliches Publikum, sondern, wie vom Realisierungsteam vorgesehen, auch Erwachsene erreichen können. Dieses Jahr werden sich sicherlich viele Erwachsene auch allein in den romantischen Bischofshof aufmachen, um dort zur Abwechslung einmal ein Märchen zu erleben.
Den allgemein gelobten Film habe ich nicht gesehen, aber vielfach ist zu hören, dass er für das gegebene Genre etwas zu furchterregend sei. Die Theaterinszenierung hinterlässt keinen derartigen Eindruck. Die erste Hälfte spielt sich im Marschrhythmus der flotten Reise des tapferen Mikeš in Begleitung seiner zwei Freunde ab, die sich später als untreue Verräter erweisen werden. Am Ende siegt selbstverständlich das Gute. Verkörperung des Bösen ist der Schwarze König. Faszinierend ist bereits seine Ankunft auf einem eisernen Ross, die in den ersten Teil der Inszenierung einen Hauch von Bosheit bringt.
Den Eintritt in das traurige Königreich mit seinem traurigen König markiert eine Szene, deren Atmosphäre auf effektvolle Weise die Darstellerin der Gastwirtin zeichnet. Höhepunkt des zweiten Teils ist der Kampf mit dem Schwarzen König. Hier ist anzumerken, dass das (insgesamt in vielerlei Weise zweckmäßig eingesetzte) Bühnenbild in der Passage des Kampfes mit dem Bösen mit allen Begleiteffekten besonders beeindruckend wirkte.
Der tapfere Schmied obsiegt, zwei Prinzessinnen werden mit der Hilfe einer hässlichen Alten befreit. Nur die dritte Prinzessin, die schönste von allen, wird vergeblich gesucht, doch der aufmerksame Zuschauer ahnt freilich schon etwas...
Bei der ersten Vorstellung dieses Jahres im Bischofshof zeigte sich auch das Wetter von seiner besten Seite. So konnte das Premierenpublikum denn zufrieden und gut gelaunt den Heimweg antreten. Jetzt können wir nur wünschen, dass auch für den Rest des Sommers kein Schauer über der einzigartigen Brünner Sommerbühne niedergehen wird.
Der Schmied Mikeš im Bischofshof
(tr) 10. Juni 2020 zdroj www.brnozurnal.cz
Das Stadttheater Brno hat eine gute Wahl getroffen, seinem Publikum nach der vom Coronavirus erzwungenen Abstinenz das nette und sympathische Märchenmusical Vom tapferen Schmied zu bieten. In der herrlichen abendlichen Kulisse des Bischofshofs mit den beleuchteten Türmen der Kathedrale wirkt das Stück wohl noch mehr als im Theatersaal. Dominierendes Element der Vorstellung ist die Musik von Petr Ulrych. Zunächst erklingt das Cymbal, doch dann folgen keine mährischen Volkslieder, sondern die typische Ulrychsche Musik mit leicht rockiger Stimmung, die wohl bei allen Generationen gut ankommt. Das derzeit dreizehnköpfige Theaterorchester ist leider nicht zu sehen, vor etwaigem Regen hat man es oben im Laubengang versteckt, doch klingen das Cymbal des Orchesterleiters Petr Gablas, die Gitarre und die Streicher über den ganzen (von der Technik gut beschallten) Bischofshof. Und sie klingen fast die ganze Vorstellung lang, denn das gesprochene Wort tritt gegenüber dem Gesang in den Hintergrund.
Petr Ulrych schrieb die Musik und die Liedtexte schon zum gleichnamigen Film aus dem Jahr 1983. Das Drehbuch basierte auf einem Märchen von Božena Němcová, Regie führte Petr Švéda, und den Schmied spielte der blutjunge Debütant Pavel Kříž (zusammen mit Petr Čepek, Vlado Müller, Míla Myslíková). Nach der Premiere am Montag rief ihn der Direktor des Stadttheaters Stanislav Moša auf die bischöfliche Bühne, um gemeinsam eine neue CD zu taufen – natürlich eine Scheibe mit der Musik Ulrychs. Zusätzlich zu den Songs aus dem Film hat Petr Ulrych jetzt noch achtzehn weitere geschrieben.
Die Einstudierung dieses netten Stücks erfolgte in einer Zeit der Unsicherheit hinsichtlich der noch immer geltenden restriktiven Hygienebestimmungen. Noch wenige Tage vor der Premiere wusste die Leitung des Stadttheaters Brno nicht, ob unter sehr einschränkenden oder bereits wieder unter erträglicheren Bedingungen gespielt werden würde. Zum Glück trat der positivere Fall ein. Es sei daran erinnert, dass vom 25. Mai bis zum 7. Juni nur Kulturveranstaltungen mit höchstens 300 Personen erlaubt waren. Das ist für größere Bühnen ohnehin erbärmlich wenig. Im Bischofshof sind 700 Sitze installiert, allerdings hätte man, wie Theaterdirektor Moša erklärte, bei Einhaltung der strengen Hygienevorschriften, also bei Besetzung nur jeder zweiten Reihe und leeren Plätzen zwischen den Zuschauern, das zulässige Limit ohnehin nicht erreicht, und es hätten nur 220 Zuschauer Platz gefunden. Zum Glück waren ab Montag, dem 8. Juni wieder 500 Personen zugelassen, ohne dass Plätze zwischen ihnen frei bleiben mussten, so dass das Theater „nur“ die für Sonntag, den 7. Juni angekündigte Premiere auf den nächsten Tag verschieben musste. Mit allen organisatorischen Problemen, die so etwas mit sich bringt.
Die Anspannung und die Befürchtungen der Theaterleute spüren wir bei der Lektüre einer auf Dienstag, den 12. Mai datierten Erklärung der Assoziation professioneller Theater:
„Das tschechische Theater ist in den letzten Monaten ohne eigenes Verschulden in eine Situation geraten, die in der jüngeren Geschichte nicht ihresgleichen hat. … Gerade der Bereich des Theaters wird zu den am stärksten betroffenen Segmenten des Lebens unserer Gesellschaft zählen.“ Damals drohte noch, dass die Zuschauer so verteilt werden müssen, dass Plätze zwischen ihnen frei bleiben. „Kann man sich überhaupt vorstellen, dass sich ein Zuschauer intensiv der Theaterkunst widmen, sich ihr ganz hingeben und sie genießen kann, wenn seine Hauptsorge der Abstand vom nächsten Zuschauer, die Schutzmaske im Gesicht uns weitere Einschränkungen sein sollen? Schließlich ermöglicht gerade der enge Körperkontakt jenes Wunder des Theaters, das wir alle als sogenanntes Gemeinschaftserlebnis, als gemeinsame Seele des Publikums so gut kennen …“, steht weiter in der Erklärung. Die Autoren weisen ferner auf das Risiko einer Verschärfung der ohnehin schon fatalen wirtschaftlichen Verluste hin.
„Wir sind überzeugt, dass die Versammlungsfreiheit, die das Wesen des Theaters ausmacht, uneingeschränkt gewährt werden muss. Wir würden es begrüßen, wenn ab Juni sommerliche Theaterproduktionen auf Freilichtbühnen mit einer Kapazität bis etwa 800 Zuschauern ermöglicht werden würden …“, lesen wir weiter in der Erklärung. Im Juni jedoch wurde wie auch überall sonst nur vor maximal 500 Zuschauern gespielt. Bis zum Datum der Premiere war auf die Erklärung der Theaterleute keine offizielle Reaktion zu verzeichnen.
Trotz allem – es wird Theater gespielt, der Tapfere Schmied sorgt für Spaß und gute Laune. Auf den Zuschauerplätzen waren auch vierjährige Kinder zu sehen, die die ganze Vorstellung lang durchhielten. Das Stück entstand, wie der Regisseur und gleichzeitig Darsteller des (älteren) Schmieds Igor Ondříček mitteilte, aus dem Drehbuch des genannten Films. Eine grundlegende Bereicherung war der Musikautor Petr Ulrych, der für das Stadttheater schon eine Reihe von erfolgreichen Inszenierungen vertont hat (Radúz und Mahulena, Koločava, Markéta Lazarová, Mai u. A.) Die Rolle des Mikeš, also des tapferen Schmieds, ist dem auch abseits der Bühne stets angenehmen und lächelnden Aleš Slanina wie auf den Leib geschnitten; ihm sekundieren Jiří Mach als Krajánek und der schon genannte Igor Ondříček. Das Dreigestirn der Prinzessinnenretter bilden mit Mikeš zusammen Matěj und Ondra, die von den bewährten Komikern Jakub Uličník und Kristian Pekar gespielt werden. Mit der Rolle des (guten) Königs wurde der erfahrene Zdeněk Junák betraut, in der Gestalt des (bösen) Schwarzen Königs erscheint auf der Bühne hoch zu Ross und mit einem Monstrum von Hund der fast eine Generation jüngere und vor Galle überschäumende Petr Halberstadt. Lucie Bergerová spielt überzeugend die Gastwirtin, als der kleine Mikeš erscheint kurz auch der kleine Tobiáš Latzka. Die Autoren der Ausstattung, Klára Latzková und wiederum Igor Ondříček, gaben den Prinzessinnen die Vornamen der drei Schauspielerinnen: Eliška, Kristýna und Barbora – Skálová, Gašperáková und Musilová. Am eindrucksvollsten sind die Szenen, in denen alle singen, also auch die Prinzessinnen mitsamt der Tanzkompanie. Die effektvollen Kämpfe mit Hellebarden und die übrigen Bewegungen der Akteure entwarf Martin Pacek, die Kostüme in bräunlichen Farbtönen sind das Werk von Roman Šolc. Desto mehr stachen die strahlenden Kleider der Prinzessinnen hervor. Die großen, auffälligen und witzig gestalteten Dekorationen schuf Jaroslav Milfajt. In den sozialen Netzwerken überwiegen positive bis geradezu enthusiastische Reaktionen.
Ein Märchenmusical für die ganze Familie
Lukáš Dubský 10. Juni 2020 zdroj www.i-divadlo.cz/blogy
Für seine Sommerbühne im Bischofshof hat das Stadttheater Brno das beliebte tschechische Märchen Vom tapferen Schmied ausgewählt. Die Autoren des Bühnenszenarios, Regisseur Igor Ondříček und Dramaturgin Klára Latzková, gingen eher von der Filmhandlung aus als von Božena Němcovás ursprünglichem Märchen. Aus dem Film übernahmen sie auch die Musik von Petr Ulrych, wobei der Komponist für die neue Inszenierung noch weitere Lieder schrieb, so dass ein regelrechtes Märchenmusical entstanden ist.
Ulrychs Musik hat ihre unbestreitbaren Qualitäten, sie bietet eine anregende Mischung aus Folk, Volksliedern und Rock und wird durch das gesanglich gut aufgestellte Ensemble zu einem der größten Pluspunkte dieses Freilichtstücks. Das neue Stück dauert auch mit Pause nur knapp zwei Stunden, so dass es sich auch für Zuschauer im Kindesalter anbietet. Langweilen werden sich freilich auch Erwachsene nicht, zumal die Märchenhandlung neben klar definierten Charakteren und der unverzichtbaren Moral auch mit einer angenehm humorvollen Distanz aufwarten kann.
Vor allem die Wanderung der drei Freunde (gut besetzt mit Aleš Slanina, Jakub Uličník und Kristian Pekar) durch die Welt bietet allerhand komödiantische Momente und hat eine gute Chance, das Publikum quer durch alle Altersgruppen anzusprechen. Die Ausstattung von Jaroslav Milfajt ist einfach gehalten, schafft aber dennoch eine märchenhafte Atmosphäre. Solide dosiert ist auch die Spannung bei Mikešs Reise durch das unterirdische Reich des Schwarzen Königs (Petr Halberstadt) – zwar gibt es hier keine ausgesprochen gespenstischen Szenen, doch wirkt das Böse hier durchaus nicht lächerlich oder zahnlos.
Das Märchenmusical übertrifft die übliche Qualität sommerlicher Produktionen, und ich würde sagen, dass sich das neue Stück im Repertoire des Stadttheaters Brno zu einem Publikumsliebling entwickeln wird.
Brenne, Lichtlein, brenne helle!
Luboš Mareček 10. Juni 2020 zdroj www.mestohudby.cz
Das Filmdrehbuch von Bohumil Steiner und Jaroslav Petřík diente nunmehr der Dramaturgin Klára Latzková und dem Regisseur Igor Ondříček als Vorlage für ein Märchenmusical. Das Märchen dauert etwa anderthalb Stunden, und abgesehen von zehn Minuten gesprochenen Wortes wird ständig musiziert und gesungen. Ulrychs Musik dominiert damit logischerweise die Stimmung des ganzen Abends. So manches Lied kennt das Publikum gut aus dem beliebten Film, doch sind lobenswerterweise auch mehrere neue Musiknummern hinzugekommen, und man hat sich nicht auf ein mechanisches Remake der Filmvorlage beschränkt. Zu den weiteren Pluspunkten des Abends gehört natürlich die Anwesenheit des dreizehnköpfigen Orchesters und der vollständige Verzicht auf aufgezeichnete Musik oder Playbacks.
Ulrychs musikalischer Stil geht auch hier von der mährischen Folklore aus, umso mehr wird dieser Titel gerade in Brno ankommen. Neben dem Cymbal erklingt jedoch auch die Bassgitarre. Diese Instrumente stehen in der Inszenierung in ihrem natürlichen Kontrast musikalisch für zwei verschiedene Welten – die Welt des Guten, also der Schmiede, und die Welt des Bösen, welches der Schwarze König repräsentiert. Ulrych nimmt sich wie üblich die Freiheit heraus, auch Geigen und andere volkstümliche Instrumente einzusetzen. So erklingen denn auch Bratsche, Kontrabass und Flöte, aber auch Oboe oder Gitarre und selbstverständlich das Schlagzeug. Die Lieder sind angenehm und unaufdringlich, kristallisch rein und in ihrer Wortwahl bewusst so naiv wie das ganze Märchen mit seiner klaren Unterscheidung von Gut und Böse und dem Kampf zwischen diesen beiden Welten.
Wie schon angedeutet, ist an dem ganzen Stück angenehm und lobenswert, dass es sich nicht um ein bloßes Recycling des Filmhits handelt. Regisseur Igor Ondříček hat die Animationstricks und digitalen Zaubereien des Films in seiner Inszenierung erfolgreich durch die konsequente Theatralität des Dargestellten ersetzt. Gerade der ideenreiche Einsatz von Requisiten, Kostümen und ihren plötzlichen Verwandlungen, die Nutzung riesiger Puppen und anderer Bühnenobjekte (Schwarzer König, eisernes Pferd) in Kombination mit der eingängigen, mit einfachen Texten versehenen Musik macht das Ganze attraktiv für alle Sinne. Ich hatte größte Angst, dass die Theatermacher hier als Zaubereffekte die beim Stadttheater Brno so beliebten Videoprojektionen einsetzen würden, welche die Anwesenden direkt durch die Welt der Wunder mitnehmen, ohne ihrer Fantasie eine Chance zu lassen. Doch hier geschehen die Zaubereien und Wunder auf der Bühne ganz einfach durch die erhoffte Imagination der Zuschauer. So etwa, wenn Matěj mit einem hohen Stapel von Mehlsäcken über die Bühne balanciert, wenn eine Tänzerinnen viermal die Farben ihres Kostüms wechselt und das Publikum so durch die vier Jahreszeiten führt oder wenn der bärenstarke Ondra mit einem riesigen Baumstamm ringt, den anschließend drei andere Schauspieler wegzerren müssen. Dies alles hat obendrein seine Berechtigung, da es nicht nur mit der nüchternen und ungekünstelten Poetik der ursprünglichen zauberhaften Märchenerzählung, sondern auch mit der Schlichtheit der Sprache Němcovás und der Musik Ulrychs harmoniert.
Zu den weiteren starken Seiten des Abends unter freiem Himmel gehört das reizvolle Bühnenbild von Jaroslav Milfajt, der auf der Bühne genietete Eisenobjekte verteilt hat, als ob diese flachen Metallhügel mit Bäumchen oder einer Mühle am Horizont gerade den Händen eines geschickten Schmiedes entsprungen wären, wie es Mikeš zweifellos ist. Die einfachen Kulissen ermöglichen Handlungsumschwünge ganz im Sinne einer nicht überdekorierten und effektvollen Bühnenerzählung.
Aus diesem Märchen sprüht unablässig eine ausgezeichnete Musik, die im größten Part des Erzählers Krajánek den Widerhall von Ulrychs unverwechselbarem Gesangsauftritt aus dem genannten Film trägt. In der gewandten und starken Darbietung von Jiří Mach ist hier nicht nur der Autor der Musik zu hören, sondern auch die ausgezeichnete Schulung des Schauspielers im volkstümlichen Gesang. Fast jeder kommt hier bei den Liedern auf seine Kosten, und auf das Publikum warten attraktive Gesangsauftritte von Aleš Slanina in der Hauptrolle, Eliška Skálová als Prinzessin Eliška oder Lucie Bergerová als der Gastwirtin, wobei alle drei Rollen ohne alternierende Besetzung auskommen. Unter dem Petrov wartet auf das Publikum eine schlichte, aber umso wirkungsvollere Märcheninszenierung.