Weltpremiere, ein historisches Sittenbild
Elisabeth heiratete sehr jung. Gleichzeitig mit der Eheschließung musste sie ihr Heimatland verlassen und sich an das Leben in einer ganz neuen Umgebung gewöhnen. Ihren Ehemann Wenzel liebte sie, obwohl er um etliche Jahre älter war und sie zusammen mit ihm auch seine Kinder aus einer früheren Ehe annehmen musste. Mit der Tochter Wenzels, die wie sie Elisabeth hieß, kämpfte sie jedoch ein Leben lang. Und es war kein leichtes Leben. Die erste Ehe währte nur kurz, und leider lebte auch ihr zweiter Ehemann Rudolf nicht lange, so dass Elisabeth den größten Teil ihres Lebens als Witwe verbrachte. Zu den wenigen Freuden in ihrem Leben gehörten ihre Tochter Agnes und ihre lebenslange Freundschaft zu Heinrich, die sich mit der Zeit zu einer heißblütigen, liebevollen Beziehung wandelte.
Aus dem bisher Gesagten könnte man darauf schließen, dass die neue Inszenierung im Bischofshof ihre Handlung aus einem kitschigen Liebesroman entlehnt habe. Doch dies trifft nur in gewissem Maße zu, denn die Figuren dieses neuen Dramas sind reale Personen aus der tschechischen Geschichte. Auch dieses Jahr haben wir uns entschieden, für die sommerliche Premiere auf die Lebensgeschichte einer Persönlichkeit zurückzugreifen, die deutliche Spuren in der Historie der Stadt Brno hinterlassen hat. Die böhmische und polnische Königin Elisabeth Richza verbrachte in dieser Stadt zwar nur die letzten paar Jahre ihres bewegten Lebens, doch ab 1318 gelang es ihr, hier einen Hof zu errichten, der dem Glanz des königlichen Hofes in nichts nachstand. Zusammen mit dem Landeshauptmann Heinrich von Leipa gründete sie hier 1323 ein Zisterzienserinnenkloster mit angeschlossenem Spital, die Pfarrkirche St. Laurentius und die Basilika Mariä Himmelfahrt, in der sie 1335 an der Seite ihres geliebten Heinrich beigesetzt wurde. Der war ihr für den Großteil ihres Lebens ein aufopferungsvoller Freund und Partner, aber auch ein fürsorglicher Helfer in vielen gefährlichen Situationen, als sie dem Hass ihrer Stieftochter Elisabeth von Böhmen standhalten musste. Auch für sie war das Streben nach Glück, Liebe und Macht die treibende Lebenskraft im schwierigen 14. Jahrhundert.
Die neue Aufführung erzählt die Geschichte zweier Frauen – der Königin Elisabeth von Böhmen, Mutter des böhmischen Übervaters Karl IV., und ihrer großen Rivalin, Elisabeth Richza, in Böhmen Rejčka genannt, der reichsten Frau im damaligen Europa. Die beiden Zeitgenossinnen strebten das gleiche Ziel an, persönliches Glück in einem zufriedenen Land. Jede versuchte dieses Ziel auf ihre eigene Weise zu erreichen, oft war die eine das größte Hindernis für die andere, und gleichzeitig musste jede für sich allein kämpfen. Ein historisches Sittenbild darüber, dass es nicht dasselbe ist, wenn zwei Frauen das gleiche tun.