WARUM SOLLTEN WIR UNS NICHT AUF SMETANA FREUEN

WARUM SOLLTEN WIR UNS NICHT AUF SMETANA FREUEN

  • Genre Singspiel
  • Bühne Biskupský dvůr
  • Premiere9. Juni 2024
  • Vorstellungsdauer2:35 hod.
  • Anzahl der Wiederaufführungen13
  • Preis 710 - 760 Kč

Farce mit Gesang und anschließender Oper, Uraufführung

Im Jahr 2024 begehen wir den 200. Geburtstag von Bedřich Smetana – einem Komponisten, der die Basis für die tschechische Musik und im weiteren Sinne auch die tschechische Kultur gelegt hat. Im Rahmen des Jahrs der tschechischen  Musik werden daher im ganzen Land Veranstaltungen unter dem Titel Smetana200  stattfinden, deren Hauptziel es ist, die Persönlichkeit Bedřich Smetanas und sein Werk zu ehren, seiner Musik zu weiterer Bekanntheit zu verhelfen und in diesem Zusammenhang auch das Image der Tschechischen Republik als eines Landes mit enormem musikalischem und kulturellem Potential zu propagieren. Nicht nur im Zusammenhang mit diesem Jahrestag hat das Stadttheater Brno beschlossen, einen ganz eigenen Blick auf eines der bekanntesten Werke Smetanas zu werfen, und für eine neue Premiere im Bischofshof das komische Singspiel Die verkaufte Braut ausgewählt.

Es kann aber sicher kaum überraschen, dass das Publikum nicht die traditionelle Inszenierung dieses überaus beliebten Stücks zu sehen bekommen wird, sondern eine originelle Neubearbeitung. Im Jahr 1883 verfasste der Beamte, Journalist, Publizist und Redakteur des Textiljournals Vilém Černický eine einaktige Komödie mit dem Titel Warum sollten wir uns nicht freuen. Das Stück war der Genossenschaft des tschechischen Nationaltheaters in Brünn gewidmet, die sich zu jener Zeit bereits zwei Jahre aktiv darum bemühte, die Voraussetzungen für die Entstehung einer eigenständigen Brünner Bühne zu schaffen, auf der in dieser damals kulturell nahezu vollständig deutsch geprägten Stadt in tschechischer Sprache gespielt werden sollte.

So entstand denn ein kleines Stück über den reichen Ratsherrn Vostrovský, der auf seinem Gut die Aktivitäten eines Laientheaters fördert, welches gerade die Premiere der Verkauften Braut vorbereitet. Nur wenige Stunden vor der angekündigten Vorstellung verliert das Ensemble jedoch seinen wichtigsten Solisten, so dass der Ratsherr Vostrovský zusammen mit dem Direktor Koubek auf die Schnelle einen neuen Darsteller für die Hauptrolle des Hans finden muss. Jedoch wäre es keine richtige Komödie, wenn in die künstlerischen Probleme nicht auch noch familiäre Querelen hineinspielen würden. Ludmilka, die Tochter des Gutsbesitzers, möchte einen Burschen heiraten, der nicht die Gunst ihres Vaters genießt, seine Ehefrau verliert die Geduld mit der Theatertruppe, die sich auf dem Gut breitmacht, und dann erscheint auch noch der Baron Jesenický. Komische Situationen gibt es somit zuhauf, und derweil wird die Verkaufte Braut noch immer ohne den ersten Tenor geprobt. Sofern am Ende jedoch alles gut ausgehen sollte, werden auch die Zuschauer im Bischofshof alles bekommen, was sie an der populären Oper lieben und schätzen. Die Inszenierung verspricht eine attraktive Aufführung des Opernklassikers auch für ein Publikum, das diesem Genre sonst eher weniger zugeneigt ist. Unter der Regie von Igor Ondříček werden sich auf der Sommerbühne unter den Domtürmen das Ensemble und das Orchester des Stadttheaters Brno präsentieren.

 

Autor

Regieassistent

Kostüme

Dramaturg

Dirigent

Choreographieassistent

Hudební aranžmá a klavírní výtah

  • František Šterbák

Musikeinstudierung

  • Matěj Voda

Bearbeitung

  • Klára Latzková, Igor Ondříček

Poster

  • Petr Hloušek, Tito Kratochvil

Sound Direction

  • Filip Barák

Licht

  • Martin Seidl

Produktion

  • Zdeněk Helbich

Rada Vostrovský, také Sedlák Krušina

Radová Amalie, také Ludmila Krušinová a Háta Míchová

Ludmila Vostrovská, také Mařenka

Jaroslav Ctibor, také Jeník

Baron Jesenický, také Kecal

Sluha Juan, také Vašek

Ředitel Koubek, také Sedlák Mícha a Operní sbor

Sluha Jakub, také Principál a Operní sbor

Herečka, také Esmeralda

Herec, také Indián a Operní sbor

Bětuška, také Operní sbor

Květuška, také Operní sbor

Gerta, také Operní sbor

Warum sollten wir uns nicht auf einen übertriebenen Smetana freuen?

Josef Meszáros 12. Juni 2024 zdroj www.scena.cz

(…) Im Jahr 2024 nahmen sich Klára Latzková und Igor Ondříček des Textes an, die uns in ihrer Adaption und Dramatisierung einen ganz neuen Blick auf dieses Werk vermitteln, bei dem mit gehöriger Übertreibung gearbeitet wird, wie es bei den Freilichtaufführungen im Bischofshof zum guten Ton gehört. Das Publikum darf sich also auf allerhand komische Situationen gefasst machen, vor allem wenn wenige Stunden vor der Premiere noch immer kein Darsteller für die Hauptfigur des Hans gefunden ist.
So ist denn ein kleines Stück über den reichen Ratsherrn Vostrovský entstanden, der auf seinem Gut die Tätigkeit einer Laienbühne unterstützt, wo man sich gerade auf die Premiere der Verkauften Braut vorbereitet. (…) Regisseur Igor Ondříček führt das Ensemble von Anfang an zu ausladenden Gesten. Die Sprache der Inszenierung ist gehörig alttschechisch, gewürzt mit allerlei grammatischen Formen und mit starker Betonung des Wortes Tochter. Einen großen Beitrag zum Gelingen des Schelmenstücks hat der Dirigent Matěj Voda geleistet, der die notorisch bekannten Motive wieder einmal in sehr witziger Weise mit großen Girlanden verziert, sei es nun im Präludium, in der Arie des Kezal, im Duett von Hans und Marie oder natürlich im Titel Warum sollten wir uns nicht freuen.
Bühnenbildner Jaroslav Milfajt bietet einfache szenische Elemente – Paravents und dazu Tische und Stühle, das alles ergänzt durch herrliche Pelargonien, freilich künstliche. Der wertvollste Teil des Bühnenbilds sind die Jugendstilarkaden und die Silhouette der Kathedrale St. Peter und Paul, dazu die Figurengruppe des Merkurbrunnens von Ignaz Bendl. Die größte Zierde der gesamten Inszenierung sind jedoch die Kostüme von Roman Šolc, insbesondere das Zwiebelmuster nicht nur auf Röcken und Mänteln, sondern sogar auch auf den Strümpfen. Diese weiß-blaue Reinheit verleiht wirklich der ganzen Inszenierung etwas Erhabenes.
(…) Die Inszenierung Warum sollten wir uns nicht auf Smetana freuen hat ihre Premiere erfolgreich absolviert und auch die Launen des Wetters überstanden. Alle Protagonisten meisterten den Wolkenbruch, wobei ihnen sicher das begeisterte Publikum eine Stütze war. Diese Verkürzung einer komischen Oper, ergänzt um die Wirrungen um das Theater im Theater, ist die perfekte Wahl für eine sommerliche Freilichtvorstellung.
 

Die verkaufte Braut wieder einmal etwas anders

Jan Trojan 12. Juni 2024 zdroj www.brnozurnal.cz

Auf der Bühne, diesmal im Bischofshof unter der Kathedrale Sankt Peter und Paul, hören und sehen wir Smetanas zweite Oper, allerdings etwas gekürzt und dargeboten von den Solisten des Musicaltheaters. Aber es wäre nicht das Stadttheater Brno, wenn es nicht auf der genannte Bühne vor der herrlichen Kulisse des Merkurbrunnens und der bischöflichen Arkaden etwas ganz Neues zu erleben gäbe. Als Einleitung zu Smetanas Meisterwerk erlebt das Publikum einen gänzlich unerwarteten einaktigen Schwank, der zeigt, wie sich eine Laientruppe auf die Aufführung der Verkauften Braut vorbereitet. (…) Es kommt zu drolligen Verwicklungen und komischen Situationen, doch gibt es auch Spannung, wenn ein paar Stunden vor der Premiere noch kein Tenor gefunden ist, der die wichtige Rolle des Hans besetzen kann. Dazu kommen familiäre Probleme mit der verliebten Tochter des Ratsherrn…

(…) Mit meinen opernliebenden Freunden und Freundinnen bin ich mir nicht einig, ob diese Vorstellung dazu geeignet ist, Zuschauer für die tatsächliche Oper zu gewinnen, die sie bislang noch nicht entdeckt haben, oder ob sie diese Menschen nicht eher von der Oper abschreckt. Wie dem auch sei, die Musicaldarsteller haben sich wirklich alle Mühe gegeben, im Übrigen hatten einige von ihnen vor der Premiere der Presse anvertraut, dass die Oper überaus schwierig sei. Sie meistern diese Herausforderung jedoch sehr gut. Markanteste Akteurin von allen ist die ausgezeichnete Andrea Zelová, die sowohl Fräulein Ludmila, die Tochter des Ratsherrn Vostrovský, als auch die Marie spielt. Hinter ihr braucht sich auch Lucie Bergerová als Vostrovskýs Gemahlin Amalie wie auch als Darstellerin der beiden Mütter in der Oper – Kathinka Kruschina und Agnes Micha – nicht zu verstecken. Wunderschön spielt sie die Wut der Gutsherrin auf das störende Theater. Da platzt unerwartet Baron Jesenický hinein, sehr plastisch dargestellt durch den geborenen Komiker Aleš Slanina. „Endlich kann ich mal meinen Bariton einsetzen“, scherzte er vor der Premiere. Und der kam wirklich voll zum Einsatz, auch in der Rolle des Kezal. Bei beiden Figuren kam auch  Slaninas Temperament und Charme zur Geltung, Kezal spielt er wie in der klassischen Oper. Robert Jícha verkörpert in dem Schwank die zentrale Figur des Ratsherrn Vostrovský, der auf seinen Schultern die ganze Verantwortung für das Theater trägt und dazu die Beschwerden seiner Frau über die sich ausbreitenden Schauspieler ertragen muss. Seine gesanglichen Fähigkeiten stellt er auch als bedächtiger Bauer Kruschina unter Beweis. Libor Matouš muss innerlich gewiss zufrieden sein mit seiner Rolle des Professors Jaroslav Ctibor. In dem Schwank verstellt er sich, um den Ratsherrn Vostrovský in die Irre zu führen und ihm gleichzeitig die Rolle des Hans zuzuschanzen. Die er dann ausgezeichnet und mit voller Stimme singt. Seine liebe Not mit dem Theater hat der Direktor Koubek, der sich anschließend in den Bauern Micha verwandelt – dargestellt von Marek Hurák, einem guten Schauspieler und Sänger. Kristián Pekar verleiht seinen Charme und seine Schauspielkunst dem Diener des Barons Jesenický und anschließend auch Wenzel, Evelína Studénková tritt in dem Schwank als die Schauspielerin auf, in der Oper als verführerische Esmeralda. Jan Brožek hat mehr Gelegenheiten als Springer in der Oper denn als Diener in dem Schwank.

Den Reiz des Schwanks macht die archaisierende Sprache aus der Entstehungszeit des ursprünglichen Textes aus, und der Regisseur legt die Betonung auf „kritische“ Momente, die die Spannung erhöhen. Die Qualität der Inszenierung wird noch gesteigert durch die Kostüme des erwähnten Roman Šolc in beiden Teilen des Stücks. In der Oper verwendete er Zwiebelmuster auf weißem und blauem Grund, was sehr effektvoll wirkt und dem Auge schmeichelt. Einfallsreich ist eher die klassische Opernchoreografie von Martin Pacek und Hana Kubinová. Es wird auf einer von Jaroslav Milfajt schlicht, aber doch ansprechend gestalteten Bühne gespielt, die mit der umgebenden Kulisse harmoniert. Lob verdient das Liveorchester, welches unter der Leitung des ausgezeichneten Musikers Matěj Voda in den Arkaden oberhalb der Bühne spielt.

 

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