Das Stadttheater Brno zweimal im selben Fluss
Jan Trojan 30. Oktober 2024 zdroj www.brnozurnal.cz
(…) In diesem Fall ist der sprichwörtliche Fluss das Musical Die Hexen von Eastwick, welches nach siebzehn Jahren wieder auf die Bühne zurückkehrt.
Die drei ursprünglichen Hexen spielen auch heute wieder. Ivana Vaňková, Johana Gazdíková und Radka Coufalová sind professionell wie menschlich gereift, was selbstverständlich auch für Petr Gazdík und Petr Štěpán in der Rolle des unwiderstehlich anziehenden Darryl van Horne gilt, den sie damals spielten und auch heute wieder spielen. Die inzwischen vergangenen Jahre haben keinem von ihnen irgendwie geschadet. Es zeigt sich, dass der genannte Verführer Darryl nicht nur reifere Frauen, die ihm vom Alter her näherstehen, für sich gewinnen kann, sondern ebenso erfolgreich auch jüngere. Wie könnte es auch anders sein!
(…) Ich habe erst die zweite Premierenvorstellung mit der jüngeren Hexengarnitur gesehen, und sie sind fantastisch. Als Zuschauer hat man das Gefühl, als gehörten Svetlana Janotová, Tereza Navrátilová und Andrea Zelová einfach schon ihr Leben lang zusammen. Ihre Dialoge und ihre Bewegungen in raschem Wechsel mit langen melodischen Songs bieten einfach perfekte Unterhaltung. (…)
Petr Štěpán, der für seine Rolle des geheimnisvollen und auf Frauen so anziehend wirkenden Darryl im Jahr 2008 mit dem Thalia-Preis ausgezeichnet wurde, könnte diesen Erfolg durchaus noch einmal wiederholen, denn in seinem leicht fortgeschrittenen Alter steht ihm die Rolle noch besser, wirkt er authentischer. (…) Bei der zweiten Premiere brillierte mit der Figur der Felicia die nicht weniger populäre Schauspielerin und Sängerin Lucie Bergerová, nach der ersten Premiere wurde auch die mit ihr alternierende Viktória Matušovová sehr gelobt. (…) Worte der Anerkennung gebühren auch den weiteren hier nicht namentlich Erwähnten, dazu dem Ensemble für seinen Tanz und Gesang und auch den vier swingenden Damen. Und selbstverständlich auch dem Orchester unter der Leitung von Ema Javorová oder Dan Kalousek. Sie interpretieren die lebendige und auch ruhigere Musik von Dana P. Rowe mit den Songtexten von John Dempsey, der auch das Libretto geschrieben hat. (…)
Die gelungene Rückkehr einer sexy Musicalkomödie
Luboš Mareček 24. Oktober 2024 zdroj www.mestohudby.cz
Zu einem wirklichen Erlebnis wird Mošas Inszenierung durch die ausgezeichnete Übersetzung von Jiří Josek wie auch durch die bravouröse Choreografie von Igor Barberić, die außerordentlich mitreißende und energiegeladene musikalische Einstudierung von Ema Javorová und Dan Kalousek, die Leistungen der Solisten wie auch die Massenszenen des zahlenstarken Ensembles. Der Klang des vielköpfigen Orchesters ist herrlich satt, die stellenweise geradezu swingende Musik bringt nicht nur die Füße der Mitwirkenden in Bewegung. Im Übrigen lässt der Sound des jetzigen Musicals erkennen, wie und in welche Richtung sich die Tontechnik in den siebzehn Jahren seit der ersten tschechischen Aufführung dieses Titels weiterentwickelt hat.
Große Aufmerksamkeit ziehen logischerweise die schon von damals bekannten Akteure auf sich. In der Hauptrolle des Darryl Van Horne wechseln sich wiederum Petr Štěpán und Petr Gazdík ab. Für mich, der ich die ursprüngliche Inszenierung erlebt habe, ist es interessant zu beobachten, wie die beiden damals noch recht jungen Darsteller in dieser zentralen Rolle gereift sind. Mit den Jahren haben sie an schauspielerischem Charisma noch hinzugewonnen. Während Gazdík ein liebenswürdigerer und eher einschmeichelnder Teufel und Verführer ist, schreckt sein Kollege Štěpán auch vor größerer sexistischer Direktheit nicht zurück. Beide schöpfen in dieser Rolle den Humor aus ihrem Naturell: Gazdík ist ein geschliffenerer Spaßmacher und Schmeichler, Štěpán dagegen kommt direkt zur Sache, und dies bisweilen wortwörtlich bis in die ersten Reihen des Publikums. Er hat kein Problem damit, von der Bühne herabzusteigen und eine Zuschauerin zu provozieren. Beide schauspielerische Strategien haben ihren Reiz und lassen vor allem den weiblichen Teil des Publikums etwas von jenem erhofften satanischen Funken spüren, nach dem sich das Damentrio auf der Bühne sehnt und der dieses anfangs zum Glühen bringt. Petr Štěpán und Petr Gazdík verkörpern ihren Darryl mit humorvoller Obszönität und einer großen szenischen Anziehungskraft. Zwar steigt man nie zweimal in denselben Fluss, aber in diesem Falle ist das ursprüngliche Bad nun angereichert mit Sicherheit und der Freude an einer bis ins Lächerliche aufgeblasenen Männlichkeit und der zwanghaften Aufdringlichkeit des teuflischen Opfers seiner eigenen Hormone (vor dem sexuellen Übergriff ziehen sich hier immer beide schnell die Schuhe aus).
Die Rolle der Sukie hat zusammen mit Radka Coufalová aus der ursprünglichen Besetzung neu Andrea Zelová einstudiert, die Rolle der Alexandra teilt sich die einstige Darstellerin Ivana Vaňková mit Svetlana Janotová, und die Figur der Jane übernimmt neben der ursprünglichen Darstellerin Johana Gazdíková die junge Tereza Navrátilová. Coufalová reißt das Publikum mit ihrem perfekt dargebotenen Song Words, words, words, der eigentlich ein gesanglich bravouröses Jonglieren mit Worten darstellt, zu offenem Applaus hin. Es wäre nicht fair, die ursprüngliche Besetzung mit der neuen zu vergleichen. Tatsache ist jedoch, dass es bei jenem „älteren Trio“ in dem Musical vor allem um Frauen mittleren Alters geht, die fähig dazu sind und es schaffen, ihr verlorenes Selbstbewusstsein wiederzufinden, aber auch eine ansteckende und ungezügelte Lust am Leben und seinen weltlichen, körperlichen Freuden an den Tag legen. Das jüngere Dreigestirn dagegen behandelt zauberhaft jenes brandgefährliche Thema: eine junge Frau ohne Selbstvertrauen, sich der Traumata und Probleme ihres Lebens bewusst, entflammt in ihrer Ausgehungertheit im Kontakt mit einem charismatischen Mann, bei dem es nicht so sehr ums Alter geht. Ich habe beide Versionen gesehen und fand es unterhaltsam, diesen angedeuteten Unterschied in der Interpretation zu beobachten, wie die Darstellerinnen in ihren Auftritten Themen an die Oberfläche bringen, die ihrem tatsächlichen Alter nahe sind. Gesangliches Talent freilich fehlt keiner von ihnen.
Moša hat eine Musikkomödie geschaffen, die dem Publikum viel zu bieten hat. Alle erwähnten Ebenen der Inszenierung passen perfekt zusammen und ergänzen einander. Auf die Zuschauer warten auch beim zweiten Mal ein gut geschriebenes und gut inszeniertes Musical und intelligente Unterhaltung.
P. S. Die technischen Errungenschaften der Musikbühne des Stadttheaters Brno machen es in ihrem Jubiläumsjahr sogar möglich, auf dem Podium ein Schwimmnecken mit fast fünf Tonnen Wasser zu enthüllen, in dem die beiden Darsteller des Darryl Van Horne planschen. Auch das hat seinen ganz speziellen Reiz…
(…)
Die Hexen als totales Musical (…)
Jana Soukupová 18. Oktober 2024 zdroj MF Dnes - Brno a Jižní Morava
Nach siebzehn Jahren hat das Stadttheater Brno beschlossen, das Musical Die Hexen von Eastwick mit der Musik von Dana P. Rowe und dem Libretto von John Dempsey erneut auf die Bühne zu bringen. Dabei ist vieles von damals erhalten geblieben, so die Regie von Stanislav Moša, die Kostüme von Andrea Kučerová, das Bühnenbild von Jaroslav Milfajt, zum Teil sind aber auch die Darstellerinnen der drei Hauptrollen wieder dieselben.
Wobei gerade Ivana Vaňková (auf dem Foto), Johana Gazdíková und Radka Coufalová, die sich diesmal beim ersten Premierenabend präsentierten, seit damals gerade ins passende Alter gereift sind, in dem sich vereinsamte Frauen aus der Kleinstadt einen reizenden Liebhaber aus der Hölle herbeizaubern. Auch diesen Darryl van Horne spielen dieselben Akteure wie damals, nämlich bei der Premiere Petr Gazdík sowie Petr Štěpán, der für seine teuflische Rolle im Jahr 2008 mit dem Thalia-Theaterpreis bedacht wurde.
Die absolute interpretatorische Sicherheit, mit der die erfahrenen und „eingespielten“ Musicaldarsteller auch nach so vielen Jahren ihr Bestes geben, ist ein riesiger Bonus dieser allseitig durchdachten Inszenierung – die von ihren Schöpfern freilich dem amerikanischen Filmhit von 1987 mit Jack Nicholson, Cher, Michelle Pfeiffer und Susan Sarandon angenähert wurde und nicht der ursprünglichen Buchvorlage von John Updike folgt.
Doch beim Musical gelten eigene Regeln – und es sei gleich vorausgeschickt, dass dieses Stück von Leuten inszeniert wurde, die sehr genau wussten, was diese Art der Bühnenunterhaltung braucht und was sie leisten kann. Und so ist denn eines der anziehendsten Musicals entstanden, mit markanten Rollen, treffsicherem Humor, nicht zu übersehendem Sexappeal, aber auch mit einer düstereren märchenhaften Magie. Dazu kommen auf der Musikbühne des Stadttheaters Brno die professionelle Leistung des Theaterorchesters, raffinierte szenische Effekte und nicht zuletzt die sehr gelungene Übersetzung von Jiří Josek.
Absolut überzeugend wirkt selbstverständlich auch das gesamte Ensemble einschließlich aller Darsteller auch in den kleineren Rollen, unter denen bei der besuchten Premiere durch ihre gesangliche Sicherheit Viktória Matušovová als rigide Felicia und Kristýna Daňhelová in der Rolle ihrer jugendlichen Tochter Jennifer besonders herausragten. In der dankbaren Rolle ihres Vaters, des Pantoffelhelden Clyde, sorgte dagegen Milan Němec für beste Unterhaltung.
Die Hexen von Eastwick dürften im Stadttheater Brno auch nach siebzehn Jahren wieder zu einem Publikumshit werden. Denn für Musicalfans wird es in dieser Richtung nur selten irgendwo etwas Besseres zu erleben geben.