BLOG: Občasník Jaroslava Štěpaníka (Nr. 94)
Jaroslav Štěpaník 15. Dezember 2024 zdroj www.i-divadlo.cz/blogy
(…) An die Adaption der Buchvorlage für die Bühne machten sich gemeinsam der Dramaturg Jan Šotkovský und der Regisseur Mikoláš Tyc. Sie behielten die Hauptlinie der Handlung bei, verliehen dem Szenario mehr Tempo, reicherten es mit witziger Mimik an, zu erkennen war auch die Handschrift des Dramaturgen als Autor. Das dynamische Finale mit ausgezeichneten Musiknummern saß perfekt und wurde vom Publikum sehr gut aufgenommen. Die zeitgenössische Atmosphäre wurde noch verstärkt durch das bunte Bühnenbild und die Wahl der Kostüme. Die Bilder wechseln sich in rascher Folge ab.
(…) Die Schauspieler wurden gut gewählt und bilden ein eingespieltes Team, ohne Ausnahme spielten sie sehr schön die dargestellten Charaktere. Lobend hervorgehoben seien wenigstens die Darsteller des jungen Bajza (L. Matouš) und seines weiblichen Pendants (B. Remišová). In kleinen Rollen bringt das Publikum am meisten ein sicher gern gesehenes und seit Jahren auf der Brünner Bühne bewährtes Duo zum Lachen – Z. Herfortová, die wunderbar als unausstehliche Schwiegermutter Vařeková unterhielt, und dazu M. Čížka, der seinen Sinn für Komik schon vor Jahren an der Operette des damaligen Staatstheaters Brno unter Beweis stellen konnte. Den rigorosen Hüter guter Sitten und Richter über alle Sünden gab er sehr schön wieder. Nicht unerwähnt bleiben darf M. Isteník als Vater Bajza. Die Rolle passte zu ihm, er spielte sie mit Lust und verlieh ihr ein eigenes Gepräge.
Dem gesamten Schauspielensemble, dem Inszenierungsteam und den „Unsichtbaren“ im Hintergrund, ohne die nichts geht, ist gemeinsam eine Silvesterinszenierung gelungen, die für gute Laune, Unterhaltung und Lachen sorgt. Bei vielen mag sie Erinnerungen an die eigene Kindheit heraufbeschwören, doch vielleicht wird sie auch so manchen an Karel Poláček, den liebenswürdigen Autor der Romane, erinnern.
Wir waren fünf: Zeiten, als die Welt noch einfacher wirkte
Josef Meszáros 9. Dezember 2024 zdroj www.scena.cz
Auf der Schauspielbühne des Stadttheaters Brno präsentierten sich die fünf Jungs aus Poláčeks Kultroman WIR WAREN FÜNF in einer Adaption von Jan Šotkovský und Mikoláš Tyc, wobei letzterer bei der Inszenierung auch Regie führte. Diese Bühnenversion bietet, wie schon Poláčeks literarische Vorlage, dem Publikum eine nostalgische Rückkehr in die idyllische Welt der Kindheit, in die Epoche an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als alle Sorgen noch unbedeutend und das Leben noch übersichtlich war.
(…) Mikoláš Tyc konzentrierte sich bei der Regie auf die Leistungen der Darsteller, besondere Aufmerksamkeit widmet er dabei den erwachsenen Darstellern in den Kinderrollen. Ihr Gestik, Sprache und ihre Bewegungen entsprechen perfekt ihrem kindlichen Alter, was zusammen mit den Kostümen, die an die Entstehungszeit des Romans erinnern, authentisch, aber auch verspielt wirkt.
Der Bühnenbildner Marek Cpin gestaltete eine traumhaft wirkende Szene mit ausgeprägter Symbolik. Dominantes Element ist das abgehängte runde Dach eines Karussells, umgeben von einem stilisierten Himmel mit weißen und purpurroten Wolken vor azurblauem Hintergrund. Die stehengebliebene Wanduhr erinnert an das Ritual der Kinder, in die Höhe zu springen, um sie zu berühren. Dieses Bühnenbild verweist auf das Spiel mit der Zeit, die Metapher des Lebens als Karussell und vor allem auf die idealisierte Reflexion der Kindheit, die Hoffnung wie auch Nostalgie in sich trägt. Poláček schrieb seinen Roman während des Zweiten Weltkriegs, kurz vor seiner Deportation nach Theresienstadt, was seinem rosaroten Blick eine ganz spezifische Bedeutung verleiht – als Mittel zur Flucht in die Welt der Fantasie und zur Überwindung der damaligen Nöte im Angesicht einer ungewissen Zukunft. Cpin unterstreicht diese Poetik auch durch die Stilisierung der Kostüme, welche die vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts heraufbeschwören. Die Kostüme der abenteuerlustigen Romanhelden dagegen stellen eine verspielte Parodie auf Western- und Zirkusmotive dar.
Die Musik von Robin Schenk untermalt die Atmosphäre und entfaltet sich in ihrem ganzen Reichtum vor allem in den Szenen, wo die Jungs ihre Abenteuer erleben.
(…) Die Leistungen der Darsteller sind auf hohem Niveau, dies gilt insbesondere für Libor Matouš als Petr Bajza, der nicht nur die Handlung voranbringt und das Publikum mit den Episoden des Stücks bekannt macht, sondern auch in Momenten brilliert, wenn er sich mit seinen jugendlichen Dilemmata und den Peinlichkeiten des Heranwachsens beschäftigt. Michal Isteník in der Rolle von Vater Bajza verkörpert glaubwürdig den liebenden, aber pragmatischen Ladenbesitzer, dessen eheliche Interaktionen mit Evelína Studénková als Mutter Bajzová der Handlung eine weitere komödiantische Dimension verleihen. Zdena Herfortová als Oma Vařeková bringt überzeugend die kleinstädtische Mentalität rüber, ihre altbekanten Klischees und ihre Neugier wirken gleichzeitig amüsant wie auch leicht unangenehm. Eine wichtige Rolle spielt auch Bajzas Freundeskreis, vor allem Jiří Daniel, Ondřej Halámek, Marek Hurák und Jakub Uličník, deren Interaktion den Kern der Handlung bildet. Jeder der Schauspieler, von den Hauptrollen bis hin zu den Nebenfiguren, leistet seinen Beitrag zur Buntheit und Authentizität der Inszenierung.
Die Bühnenadaption WIR WAREN FÜNF im Stadttheater Brno zelebriert den Humor und den sprachlichen Reichtum von Poláčeks Werk, wobei sie dank der präzisen Arbeit des Inszenierungsteams eine lebendige und anrührende Reflexion nicht nur der Kindheit, sondern auch der Hoffnung in schweren Zeiten bietet. Diese Inszenierung will nicht nur eine nostalgische Show sein, sondern bietet eine tiefere Verbindung zur menschlichen Erfahrung und zu den universellen Themen der Freundschaft, der Familie und der Suche nach Harmonie in schweren Augenblicken. Als Zuschauer geht man nach der Aufführung nicht nur beschwingt nach Hause, sondern auch mit einer leichten Sehnsucht nach den Zeiten, als die Welt noch einfacher und dem Herzen näher zu sein schien.