Dinner für Spinner

Dinner für Spinner

  • Genre Schauspiel
  • Bühne Schauspielbühne
  • Premiere12. Dezember 2009
  • Vorstellungsdauer2:10 hod.
  • Anzahl der Wiederaufführungen42
  • Derniére19. Januar 2012

Situationskomödie

Aus dem Land des gallischen Hahns stammt nicht nur ausgezeichneter Wein und köstliche Käsen. Vielleicht auch dank der bewegten Geschichte ist Frankreich auch ein Land, aus dem auch hervorragende Komödien stammen. Wir bringen ihnen eine von diesen, Komödie voll von Irrtümern, Missverständnissen, Gags und Leidenschaften mit moralisierendem Ende. Pierre Brochant und seine Freunde pflegen eine seltsame Gewohnheit. Jede Woche laden sie einen einfachen, respektiv dummen Menschen zum Abendessen und dann machen sie sich auf das Konto jenes „Trottels, Dummkopfs, Esels“ lustig, ohne dass der Betroffen weiß, dass die ganze Gesellschaft ihn verspottet. Ein weiteres Opferlamm sollte auch Francois Pignon sein, dessen größtes Hobby ist, die Modelle von verschiedenen Gebäuden aus Streichhölzern zu bauen. Die gewöhnliche Party findet doch nicht statt. Nach den Regeln der Situationskomödie verwickelt sich die ganze Situation, wenn die Frau von Pierre ihm anmeldet, ihn zu verlassen. Zu Hilfe des unglücklichen Mannes bleibt nur der einfache Francois – es ist seine Schuld, dass die spirituell wahnsinnige Geliebte, der schadenfrohe Freund (Feind) und sogar ein Kontrollbeamte aus dem Finanzamt in die Handlung eintreten. Diese virtuos ausgebaute Verwicklung mit funkelnden Dialogen stammt aus der Feder des französischen  Autors Francis Veber, der auch als Filmautor und Regisseur bekannt ist.

Autor

  • Francis Veber

Regieassistent

Übersetzung

  • Antonie Miklíková

Kostüme

  • Alice Lašková

Dramaturg

Bühne

Musik

Lektor für Dramaturgie

Pierre

Archambaud, doktor

Francois

Kůň

In Lidická Straße stellte sich Dinner für Spinner vor

Vít Závodský 1. März 2010 zdroj Kam v Brně

Das aus dramaturgischer Sicht bunte Angebot der Schauspielbühne des Stadttheaters Brno beachtet sympathisch die Ausgewogenheit ihres Spielplans. Während diese Saison mit der ersten tschechischen Aufführung des bizarren, für Zuschauer anspruchvollen Dramas Die Macht der Gewohnheit von Bernhard eröffnet wurde, folgte bald darauf die Adventpremiere (und charakteristisch auch Silvesterpremiere) des reinen Erholungsgenres – populäre Komödie von Francis Veber (1937 geboren) Le Diner de cons (1993), welche von Antonie Miklíková übersetzt wurde und unter dem Namen Dinner für Spinner aufgeführt wird.
Der zweiundsiebzig Jahre alte französische Autor von vier Komödien ist wechselweise in Europa und Hollywood tätig und widmet sich vor allem dem Film, als ein weltweit bekannter Drehbuchautor und Regisseur (bei uns sind z.B. die Filme Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh, Der große Blonde kehrt zurück, Das Spielzeug, Ruby & Quentin – Der Killer und die Klette und viele andere bekannt). Im Zusammenhang mit der literarischen Familientradition knüpft er an die Labich- und Feydau-Linie der gallischen (aber im manchen auch der gegensätzlichen englischen), in der Komposition genauen Situationsposse mit witzigen Dialogen an, welche auf dem Widerspruch zwischen Außeneindruck und wirklicher Wahrheit des dargestellten Charakters bestehen. Gerne variiert er bizarre Treffen von zwei gegensätzlichen, doch im Grunde ähnlich einsamen Typen – anscheinend selbstsicheren Souverän und unabweisbar zudringlichen Outsider. Im Fall des Dinners für Spinner (durch die Pariser Realität inspiriert und 1998 auch von Veber verfilmt) handelt es sich um den gut situierten Verleger Pierre Brochant (gut aussehender, jugendlicher Lukáš Hejlík), Mitglied der snobistischen Society der Hauptstadt, welche sich bei ihren regelmäßigen Treffen über die speziell ausgesuchten und eingeladenen Einfaltspinsel böswillig Spaß macht. Das vorbereitete Wettbewerb um den größten Trottel wird doch nicht nur von einer unerwarteten gesundheitlichen Indisposition sondern vor allem von der potentiellen Opfer selbst – subalteren Angestellten des Finanzministeriums Francois Pignon (Erik Pardus) - verhindert. In die Handlungsumstürze dieses Kammerstücks, das die Regel von „drei Einheiten“ gewaltlos respektiert, treffen dann schrittweise und im großen ganzen in sekundären Positionen auftretende Gestalten (weggehende Ehefrau Christine in der Darbietung von Jana Glocová, unpassend kommende Geliebte Marléne in der Darbietung von Pavla Vitázková, Freund Leblanc in der Darbietung von Alan Novotný, Orthopäde Archambaud von Patrik Bořecký und vor allem der gefährlich witternde Steuerprüfer Pferd in der Darbietung des wirklich wiehernden Martin Havelka). Dann wenden sich die ursprünglich beabsichtigten Positionen der Protagonisten um. In der ausführlich aufgeklärten Dramaturgie von Jiří Záviš handelt es sich sicher um keine Repertoire-Entdeckung: nach der ersten tschechischen Aufführung in Kladno wird dieses Stück schon lange und in einer anderen Übersetzung vom Ensemble Amadis auch in Brno aufgeführt.
 Nach der vorvorjährigen erfolgreichen Einstudierung des durch das Genre verwandten Stücks Die Kunst von Yasmina Reza nahm sich des Dinners für Spinner der erfahrene Regisseur Zdeněk Černín an, und zwar mit seinem bewährten Team (Bildner des modernistischen Innenraums mit unterschiedlichsten skulpturalen und bildlichen Artefakts  Jan Dušek, Kostümbildnerin Alice Lašková, Komponist David Rotter). Die, was die Typen betrifft, solid besetzte Vorlage, deren Text etwa reduziert wurde, die aber gewerbsmäßig zuverlässig bleibt, hielt er auf einer mehr oder weniger Konversationsebene (Temporhythmus muss sich noch stabilisieren), wann die zivil authentischen, geeignet nuancierten Situationen durch einige Bewegungsetüden und Possenelementen belebt werden. Der an Absurdum geführte Abend wehrt sich nicht einmal den ergreifenden, sentimentalen oder leicht moralisierenden Momenten. Als seiner natürliche Fluchtpunkt bleibt hier kultivierte, detail mimisch durcharbeitete und in Interpretierung disziplinierte Kreation der nicht karikierten, lächelnd sympathischen, in empathischer Opferwilligkeit Verwirrungen verursachenden tragikomischen Hauptgestalt in der Darbietung von Erik Pardus. Die nach außen nicht überspitzte Inszenierung von Černín ist nicht nur ein gerngesehenes Gegengewicht der an das Musical orientierten Musikbühne, sondern auch ein weiterer Nachweis dessen, dass das Adjektiv „Boulevard-„ keine automatische pejorativen Bedeutung mittragen muss. 
                                                                                   
 
 
 

Standardmäßiger Dinner

Pavel Růžička 1. Februar 2010 zdroj KULT

Dinner für Spinner ist eine Konversationskomödie für sieben Schauspieler auf der Bühne, der achte ist die Stimme im Telefon. Trotzdem ist es möglich, dieses Stück ohne Übertreibung wie eine „One Man Show“ zu bezeichnen, in der Francois Pignon gegen alle anderen kämpft. Pignon im Film wurde vom schon verstorbenen Schauspieler Jacques Villert dargestellt; dieser stellte die Gestalten der gutmütigen und etwa dummen Dickbäuche mehrmals dar, er hatte dafür ein sehr geeignetes Aussehen. Mehr als in den anderen Fällen entschied die Besetzung dieser Titelrolle über das Erfolg oder Misserfolg der Vorstellung. Im Stadttheater ist der „Trottel“ Erik Pardus, und es geht ihm ausgezeichnet – mit seinen Fotografien der Streichholzbauten ist er plumpvertraulich, bei seinen Telefonfehlgriffen naiv erstaunt und als verwirrte Rauswerfer Brochants Ehefrau Christine (diese wurde von Jana Glocová dargestellt) durchaus kompromisslos.

Mit Dinner für Spinner verfolgte das Stadttheater Brno lieber den bewährten Weg, die Bearbeitung respektiert voll die Originalvorlage, die Zuschauer bekamen doch auch einige beliebte „Aktualisierungen“ des Texts. Die französischen Namen der Gestalten blieben erhalten, mit einer Ausnahme – Vebers Cheval wurde ins Tschechische übersetzt – Kůň (Pferd). Wenn wir die Leistungen von anderen allen mitwirkenden Schauspielern als standardgemäß – gut bezeichnen können, entzieht sich Pferd in der Darbietung von Martin Havelka dieser Bewertung. Der strenge Finanzprüfer, der am Ende des Abends die Illusion über die Treue seiner Ehefrau verliert, wiehert auf der Bühne anstelle des Lachens und mit seiner ironischer Begeisterung reißt er auch die Zuschauer hin. Ein Beweis dessen, dass auch eine kleinere Rolle großartig dargestellt sein kenn. Dinner für Spinner von Černín ist zwei ein Standardstück, aber verdammt gutes Standardstück. 
                                                                                               

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