Die nackte Muse
Lenka Suchá 16. März 2010 zdroj Brněnský deník
Die Atmosphäre von unterschiedlichsten Umgebungen und Stimmungen, wie sie von Bohemien-Paris in der Zeit zwischen zwei Weltkriegen angeboten wurde, können die Zuschauer bei dem ersten gemeinsamen szenischen Projekt von Zdenek Merta und Zora Jandová erleben. Das originelle Chansonmusical Die nackte Muse auf der Schauspielbühne des Stadttheaters Brno schöpft also aus der Genrebuntheit von mehr als dreißig Musiknummern eher als aus einer durchgedacht geschlossenen Form. Mit diesem Musical findet ihren Gipfel die dreißigjährige Zusammenarbeit dieses Ehepaars, in der sich die Zdenek Merta traditionell als Komponist und Zora Jandová als ausschließliche Autorin des Librettos vorstellten. Einfache, dennoch spannende Verwicklung wird durch das klassische Beziehungsdreieck des Malers Marian, Bildhauers Frederik und ihrer schönen Muse Magdalena dargestellt. Der gastierende Regisseur und Bühnenbildner Šimon Caban schuf das Treiben einer Großstadt, Bars und Tingeltangels mittels eines Metalllabyrinth auf der Drehbühne, der sich praktisch ununterbrochen in Bewegung findet.
Die Besonderheit der Inszenierung besteht in der Einteilung der Gestalt der Muse in das junge Mädchen Magdalena (Hana Holišová) und in ihre ältere Analogie, welche die Handlung zuerst nur sporadisch kommentiert und erst in der zweiten Hälfte mehr Raum bekommt. Zora Jandová führte hier die Essenz der reifen Weiblichkeit und sängerischen Sicherheit in den ihr nahe stehenden und mit Begleitung des live spielenden Orchesters vorgetragenen Chansonliedern vor, und zwar in einer bis überraschend nüchternen Stilisierung. Das Autorendebüt von Jandová und Merta stellt so ein sympathischer Versuch um ursprüngliches Chansonmusical dar, das die alte bekannte Wahrheit auf der Bühne belebt: die Männer hören nie auf, ihre Muse zu suchen, obwohl sie jene beste schon lange zu Hause haben.
Die nackte Muse
Vladimír Čech 16. Februar 2010 zdroj Hospodářské noviny
Die nackte Muse ist ein Musical über die Liebe, über die Suche nach eigenem schöpferischem Weg und über die Kunst allgemein, aber auch über die Moral und Ethik, denn der Ruhm weiß, vielen den Kopf zu verwirren und ihren Charakter zu verkrümmen. Es scheint also, dass das Autorentandem - Ehetandem versuchte, mehrere Themen gleichzeitig zu fassen, wodurch das Ergebnis sicher reicher wurde.
Die Musik von Zdenek Merta ist einschmeichelnd, einige Melodien verdienen sogar, bei der letzen Vorstellung nicht verloren zu gehen. Die Musiksprache des Komponisten bringt zwar die Assoziationen vor allem an das französische Chanson, aber ab und zu macht Merta auch Abbiegungen, zum Beispiel zum Jazz, Pop, zu einer Andeutung klassischer Oper oder zum Rock 'n' Roll – dieses Musical mit großer Dimension endet erst in 1956, wann (wie die Zeitungsverkäufer ausschreien) Marilyn Monroe ihren dreißigsten Geburtstag feierte und Elvis Presley mit seinem einschmeichelndem Lied „Love Me Tender“ die Hitparade beherrschte. Das „Kammerorchester“ spielt an den beiden Bühneseiten und bei der Premiere wurde es vom Dirigenten Karel Cón geleitet. Es ist eine gute Lösung, weil die Bühne so noch mehr voll und warm wird.
Die Schauspieler, wie es schon im Stadttheater Brno zu einer festen Regel wurde, strengen sich offensichtlich an. Dem Darsteller des Bildhauers Frederik Lukáš Vlček könnten auch viele Opersänger die hohen Töne in seinen Paradestücken neiden.
Die nackte Chanson-Muse in Brno
Libor Barok 11. Februar 2010 zdroj musicalnet.cz
Jeder Künstler braucht seine Muse. Und was geschieht, wenn eine Frau in einem Augenblick zwei Männer bezaubert? Die Premiere des Autorenmusicals von Zdeněk Merta und Zora Jandová fand im Stadttheater Brno statt. Diese feierliche Veranstaltung konnten wir zu unserem großen Leidwesen nicht sehen, wir bringen ihnen doch die Reportage aus der letzten, für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Probe des Chansonmusicals Die nackte Muse. Zdeněk Merta komponierte für Die nackte Muse die sehr einschmeichelnde Musik voll von Chansonmelodien, schönen Akkordeontönen und mit großer Gelegenheit, die Kunst der Klaviermeister zu zeigen. Ebenso die Texte von Zora Jandová wurden mit großem Gefühl geschrieben. Einerseits sind sie witzig und unmittelbar darauf äußerst tragisch. Das Ehepaar Zora Jandová und Zdeněk Merta bereitete das Chansonmusical Die nackte Muse mehr als zwei Jahre lang. Und während der Probe wurde es mir sofort klar, dass ich keine der weiteren übereil vorbereiteten Musicalstücke sehe. In Der nackten Muse fällt jede Szene, jedes Wort, jede Bewegung und meiner Meinung nach auch jede Berührung des Musikinstruments in die Geschichte genau ein und wirklich Nichts wird hier nur halb gemacht.
Ein großer Vorteil jedes Musicals ist das live spielende Orchester. Und dieses, wie es im Stadttheater Brno schon zur Gewohnheit wurde, konnte natürlich nicht fehlen. Das Orchester, an den Seiten der Bühne situiert, ergänzt ausgezeichnet die unglaublich funktionelle Bühne. Die Umwandlungen der Szene werden mittels der Drehbühne gemacht, wobei in der Mitte ein Treppenhaus durchgeht. Dieses erinnert an den Jugendstil des Frankreichs in der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen. Und an den Rändern sind die sehr grob gezeichneten durchgängigen Kulissen der Häuser. Aus dem Strickboden über der Szene werden unterschiedlichste Gegenstände herabsenkt. Wenn wir uns in einer künstlerischen Bar befinden, hängen über den Köpfen der Schauspieler alte abgebröckelte Lüster. Wenn wir an einer wichtigen Party, Vernissage, sind, werden einige goldene leere Rahmen und ein luxuriöser Glaslüster über die Szene herabgesenkt. Im Zimmer des Malers Marian ist ein großes Atelierfenster gehängt. Die Drehbühne selbst bleibt während des Musicals nur wirklich selten stehen. In vielen Szenen bewegen sich die Leute ständig, so dass das Musical ungewöhnlich aktionsvoll ist.
Die Handlung der Inszenierung geht in der Zeit zwischen zwei Weltkriegen in Paris vor. Die Weltstadt der Kunst bewirtet in seinen Straßen und Bars eine ganze Reihe von Architekten, Malern, Modellzeichnern, Bildhauern und anderen Existenzen, die danach sehnen, im Bereich, den sie lieben, reich zu werden. Jeder von diesen braucht aber eine Inspiration. Und wer kann einen zum schönen Schaffen besser inspirieren, als eine wunderschöne Frau. Jeder Künstler sucht seine Muse. Schöne Magdalene bezaubert doch eine Nach direkt zwei Männern – Maler Marain und Bildhauer Frederik. In jenem Augenblick beginnt sich eine romantische Geschichte voll von retrospektiven Erinnerungen, Sarkasmus und Romantik zu entwickeln.
Zuerst zieht Magdalena den Maler Marian bevor. Sie lässt sich gerne malen. Es entsteht sogar ein Bild mit dem Namen Die nackte Muse. Magdalena gebärt die Tochter Kristina. Marian wird erfolgreich und die Kritiker sparen über seinen Bildern mit ihrem Lob nicht. Dennoch jeder Mensch, und insbesondere Künstler, ist sehr unbeständig. Marian beginnt dem Alkohol zu verfallen, er hört auf zu malen. Magdalena sowie kleine Kristine sind für ihn nur eine Last. Damit schöne Magdalene die Familie ernähren kann, muss sie Kleidungen nachts nähen. „Warum habe ich damals den Bildhauer Frederik nicht gefolgt?“ Frederik ist in der Zeit des psychischen Zusammenbruchs von Marian ziemlich erfolgreich und anerkannt.
Langsam kommt die Drohung des zweiten Weltkriegs nach Paris. Unschuldig, wie die Teddy Bears für Kinder, kommt die Angst vor einem anderen Kriegskonflikt in alle Häuser. Und diese Angst weicht nicht einmal den schon zerstörten Marian aus. Marian entscheidet sich alles zu verlassen. Einfach verschwinden. Er lässt seine Frau und Kind in der Stadt voll von Angst und läuft davon. In Kürze verliebt sich verlassene Magdalena in Frederik.
In der Stadt verbreitet sich die Fama über Verschwindung und nachfolgenden Tod des bekannten Males. In jenem Augenblick steigen die Preise Marians Bilder mehrfach. Aber während der Auktion, dank der Magdalena ihre Familie sichern könnte, erscheint Marian wieder in Paris und dadurch sinkt der Wert seiner Bilder bis zum Boden. Bei der Auktion findet sich doch ein Irre, der die Bilder von Marian für einen horrenden Preis kauf. Dieser Irre ist Marian selbst. In dieser Zeit ist Kristine schon eine Teenagerin. Genau wie ihre Mutter in der Zeit, wann sie zur Muse von Marian wurde.
„Die Toten wissen nichts.“ „Sie schnitt die Glieder, es sollte wegen Langweile sein.“ „Der beste Künstler ist ein toter Künstler". Das sind nur einige Sarkasmen und Anspielungen an Tod, die während der Vorstellung aus der Bühne zu hören sind. Auch das Alter wurde von der Autorin Zora Jandová in den Szenen erleichtert, wann drei schwerhörigen Frauen bei Kaffee plaudern. Verschiede Entstellung von Wörtern, Sätzen oder völliger Bedeutungswechsel wegen kleinen Hörfehlern klingt sehr witzig aus.
Auch wenn ich nur die Probe des Musicals sehen konnte, bin ich überzeugt, dass sich die Zuschauer in diesem Werk voll von Retrospektive, Andeutungen und Angst vor Krieg nicht verlieren werden. Und zusammen mit der Muse Magdalena, Kristina, Maler Marian und Bildhauer Frederik zu einem sehr interessanten Ausgang kommen.