MONDSTEIN DES GEHEIMNISSVOLLEN BOURBON KID
Petra Samsonová 21. April 2011 zdroj Kult
MONDSTEIN DES GEHEIMNISSVOLLEN BOURBON KID
Vampire, Gangsters, Mönche, laute Schüsse, sprühendes Blut, witzige Dialoge, vulgäre Wörter, Sex, Wrestling, Elvis, Mexiko – das alles bietet Mondstein an
Falls Sie erwarten, dass es über einem neunen „B-Film“ von Robert Rodriguez oder Quentin Tarantino die Rede ist, sind Sie schwer im Irrtum. Sie werden nämlich an die Weltpremiere des Mondsteins des Regisseurs Stano Slovák vom Stadttheater Brno eingeladen. Am Anfang April setzte das Theater in seinen Spielplan die Vampir-Gangster-Komödie eines unbekannten Autors, der unter dem Namen Bourbon Kid schreibt. Der Autor hält seine Anonymität so perfekt, dass er sein Pseudonym auch als der Name einer der Hauptgestalten seiner Werke benutzte – eines Mannes, den nicht möglich ist umzubringen. Wer sich hinter diesem Namen wirklich versteckt, das bleibt für die ganze Welt ein Geheimnis.
Mondstein überrascht Sie schon am Anfang mit ohrenbetäubender Schießerei, projizierten Filmanimationen (Petr Hloušek) und vor allem mit mehreren Szenenwechseln (Jaroslav Milfajt). Häufige Ausblendungen sind am Anfang vielleicht etwa störend, sie rufen doch die Atmosphäre eines schnellen Filmschnitts, gerade wie in B-Schießereien und Horrors hervor. Sie sehen in einen Kloster voll von toten Mönchen und gleich danach in das Bett des zentralen Liebespaars ein, um dann sofort in das Direx-Büro oder in ein bespeistes Lokal in Mexiko zu geraten.
Während einer Weile lernen Sie alle wichtigen Personen und Handlungslinien kennen. Und sie sind wirklich viele. Sie müssen doch keine Angst haben, sich in ihnen zu verlieren. Dank der Auswahl von markanten schauspielerischen Persönlichkeiten und dem gut geschriebenen Textbuch (Petr Štěpán, Jan Šotkovský und Stano Slovák) läuft die Vorstellung wie geschmiert. Die Lachsalven sind vor allem bei den Szenen mit Mönchen Kyle (Jaroslav Matějka) und Pete (Jakub Przebinda) garantiert. Die Hauptrollen der jungen Geliebten – Empfangschef Dante und Zimmermädchen Kacy – werden von Michal Isteník und Evelína Kachlířová dargestellt. Beide können für ihre Leistungen eine Eins bekommen (Michal Isteník eher eine Eins mit Sternchen). Unübersehbar ist auch Martin Havelka in der Gestalt des Mietmörders Jefe.
Die hochwertig bearbeitete „B-Schau“ des Stadttheaters Brno könnte vor allem jüngere Zuschauer in den Zuschauerraum bringen, jene ältere wird sie doch sicher nicht beleidigen. Mindestens bringt sie ihnen die gegenwärtigen Filmtrends (und jetzt vielleicht schon auch Theatertrends) näher.
Premiere der Nerven kratzenden Vampir-Gangster-Komödie
Jiří P. Kříž 11. April 2011 zdroj Právo
Premiere der Nerven kratzenden Vampir-Gangster-Komödie
Wütende Schießereien, rohe Wrestling-Kämpfe, Gangsters aus Mexiko, Shaolin-Mönche, blutrünstige Vampire, Rächer und auch nebenbei tapfere Sterblichen – das alles bietet der Mondstein des weltberühmten Anonymen Bourboun Kid aus Brno und seiner Helfer Petr Štěpán, Jan Šotkovský und Stano Slovák im Stadttheater Brno.
Sich bei einem Bühnestück durch Quentin Tarantino inspirieren zu lassen, das ist verzwickt und verfänglich, in Brno ist es doch mit Bravour gemacht. Es fehlen hier Triebe, Leidenschaften, Liebe oder philosophische Tiefe nicht. Den Mondstein wollen sich bei der Finsternis Vampire bemächtigen, es beginnt also der Kampf zwischen den Mächten des Böses und Gutes. Na ja, diese Inszenierung ist eine gelungene Parodie im Sinne des Films Limonade-Joe mit witzig präparierten Dialogen und mit den durch Übertreibung bis zur Absurdität gebrachten Konflikten.
Der Autor der Vorlage, in geheimnisvolle Gestalt eines Pistolenhelden von sich selbst geschlagen, den es nicht möglich ist zu töten, wird sicher in Lesebücher kommen. Die Autoren der Dramatisierung der berühmten Bücher von Bourbon Kid bezeichneten das Genre der Geschichte ein bisschen bescheiden als „Vogelstück“. Der Kritiker kann nichts anders tun als das hyperbolisch präzisieren: „Kid-Stück“.
Die Szene von Jaroslav Milfajt, wie aus einem Land an der Grenze von Mexiko und Arizona kopiert, wurde noch von den Animationen von Petr Hloušek hervorgehoben, der ein Meister auf dem Gebiet der Digitalnachformung von Kulissen ist. Der Komponist Karel Albrecht kombiniert identisch seine eigene Horror- und Taoinspirationen mit Countrystil und die Kostüme von Andrea Kučerová sind hyperrealistisch: von Polizisten, über Desperaten bis zu Vampiren.
Für die in ähnlichen Stücken auftretenden Schauspieler ist es wichtig, dass sie der Verführung nicht mürben, ins parodistische Überstiegene hineinzugeraten. Das gelang am besten an Michal Isteník und Evelína Kachlířová in den Zivilgestalten von Dante und Kacy, und mit diesen auch an Petr Štěpán (Vater Tao), Jaroslav Matějka (Mönch Kyle), Martin Havelka (bezahlter Mörder Jefe) und Ladislav Kolář (berühmter Raufer Rodeo Rex).
Die Parodie, manchmal auch ganz erst gemeint, weiß die tschechischen Bühnen zu schmücken. Der Mondstein in Brno wird sich zu jenen einreihen, die unterhalten und zerstreuen wollen. Er macht doch so mit bewundernswerter Nobelprofessionalität.