Über Symbole der Sehnsucht nach einer besseren Welt und einem besseren Menschen
Tomáš Hejzlar 29. März 2007 zdroj Haló noviny
Das Stadttheater Brno, im Rahmen der systematischen Aufführung der Theaterstücke mit der Beziehung zur tschechischen Kulturgeschichte, stellt sich zur Bedeutung von Comenius sehr empfindlich an. Das ist auch für die vor kurzem aufgeführte Uraufführung der Theaterbearbeitung des Werks von Comenius Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens gültig. Dieses außerordentliche Buch zog schon die Aufmerksamkeit von vielen Generationen, vor allem dank seiner Weisheit, seinem Gedankenreichtum und selbstverständlich auch dank seiner außergewöhnlichen poetischen Bildungskraft. Das alles wurde an Aleš Bergman und Jan Šotkovský klar, wenn sie den historischen Text mit nüchterner Pieta und Beziehung zu Sachkenntnissen für die Gegenwart bearbeiteten. In der Endform fanden sie nicht nur die strikt abgegebene Beziehung zum Schriftstück von Comenius, in dem der Autor die grundlegenden Mechanismen der Welt benennt, sondern auch den Weg zur modernen Interpretation seiner Ideale.
Der Gründer der modernen Pädagogik, aufgeklärte Denker und gleichzeitig moralisch gerechte Priester sah die Welt wie einen Irrgarten, in dem die Ruhe und Trost für die Entdeckung von sich selbst gefunden sein kann, respektiv bei der Findung der Ruhe und Trost in eigener Seele. Und gerade dieser Moment ist in der Brünner Theaterbearbeitung empfindlich respektiert. Bei dem Weg des Autors zu den Prinzipien der Wahrnehmung der Welt bringt sie auch die Elemente eines liebenswürdigen Humors, was in der Endform selbstverständlich ausgezeichnete schauspielerische Gelegenheiten in den wirkungsvollen Bühnenbildern anbietet. „Es ist wunderschön und ebenso traurig zu beobachten, wie sich der Menschencharakter im Laufe der Jahrhunderte nicht ändert und wie dieses beinahe vierhundert Jahre alte Werk immer aktuell bleibt“, führt zur heutigen Bühnenbearbeitung des Werks von Comeniusder Dramaturg des Stadttheaters Brno Ladislav Stýblo an. Man kann nur zustimmen!
In Übereinstimmung mit Comenius
Die Brünner Inszenierung entstand zwar durch die Symbiose mit einigen anderen Werken von Comenius, die Hauptlinie blieb doch vollkommen bewahrt. Der Zuschauer sieht also das berühmteste, im Tschechischen geschriebene Werk von Comeniusim szenisch aufgenommenen Kontext wie ein immer aktuelles Werk. Es geht also nicht nur um ein gewisses „Abstauben“ des historischen Materials, aber die Autoren nutzten hier nicht einmal die naiv vereinfachte – oder sogar unempfindliche – Parodie, wie wir ziemlich oft sehen können. Im Gegenteil, die Brünner Version von Bergman respektiert die Attribute der empfindlichen Erhaltung der bis archetypal ausklingenden, historisch bedingten Umstände. Gleichzeitig nimmt er in Acht, dass das im Jahre 1623 entstandene Werk auch mit Rücksicht auf die gleichzeitige dramatische Gesetzlichkeiten und Verschiedenheiten der gegenwärtigen Zuschauerrezeption aufgenommen sein muss.
Die Handlung entwickelt sich also in Übereinstimmung mit der Vorlage von Comenius, mit den visuellen Elementen wird sie nur insoweit angereichert, um anzusprechen und nicht die Inhaltssubstanz zu übertönen. Diese Linie ist auch in der nüchtern aufgenommenen Ausstattung von Sylva Marková (Szene und Kostüme) respektiert. Mit dem Treppensystem, das bis zum Horizont reicht, erinnert sie die Handlungsentwicklung des Textes, während die Kostüme das Spätmittelalter von Comenius mit unserer Epoche einfallsreich verbinden. Das alles wird noch von der Musik unterstrichen, die das Werk von Peter Binder und Pavla Milcová ist; wirksame Verwendung der zeitgemäßen Psalmmelodik hilft, die Atmosphäre der Vorstellung zu bilden.
All-Wisser
Während der Uraufführung (24. Februar) entledigten sich ihren Rollen sehr gut und ohne größere Qualitätsschwankungen alle Auftretenden. Der größte Anteil an dem Erfolg gehört selbstverständlich dem Schauspieler Jan Mazák. Seinem All-Wisser fehlt zwar nicht die erwartete Weisheit, aber es ist kein kalter Ausdruck. Die liebenswürdige Obenansicht von Jan Mazák weißt also auch das mahnende (und der Gegenwart vielleicht ein bisschen entfernte) moralische Ethos spontan und ohne moralisierende Ausdruckabgezogenheit nahe zu bringen. Gerade diese fein differenzierte und gewaltlos entlastete Obenansicht kann auch für jüngere Generationen verständnisvoll sein. Gerade für diese sollte dieses neue Stück vielleicht bestimmt sein (wie eine gewisse „Schulvorstellung“). Schließlich: der sich nährende Schulschluss – und mit diesem verbundene gewöhnliche Theaterbesuche der Schulen – kann zu diesem wie geschaffen sein!
Verblendung
Nicht weniger gut benimmt sich Radka Coufalová – Vidlák: wir kennen sie wie ausgezeichnete Musicalinterpretin, aber auch im Schauspielerbereich – hier als die Verblendung – benimmt sie sich gut. Unmittelbar und entspannt, ohne Musicalmanieren (so typisch für die Prager Produktion!), mit feiner Spritzigkeit, die doch den Rahmen der erwarteten Noblesse nicht übersteigt. Es ist keine ätherische, sondern wesentliche „Verblendung“, die zur Klugschwätzerei des All-Wissers einen geeigneten Gegensatz bildet. Die komischen Aktualisierungselemente untermalen nur die Verspieltheit, sie sind doch nicht vereinfacht und gar nicht primitiv.
Legen wir die Brille der Verblendung beiseite: ... und alles sei bereinigt!
Dem schauspielerischen Haupttandem sekundieren viele weitere Gestalten – ihre Aufzählung wäre doch zu umfangreich. Es ist doch nicht möglich, die suggestive, gefühlsvolle Leistung von Jan Apolenář (im 7. und 8. Bild) vorbeizugehen. Hier graduiert die Brünner Inszenierung zwar, sie endet doch nicht pathetisch – wie es zu erwarten wäre. Sie gibt uns in eine mehr spielende Lage zurück und im Finale – vielleicht um das Vermächtnis von Comenius nicht nur wie einen langweiligen Schuljux mit rigoroser Verzehrung oder sogar negativer Abstoßungskraft wahrzunehmen – endet sie versöhnend. Ruhe für Menschen guten Willens...
Labyrinth erinnert an Werte
Jan Šmikmátor 27. Februar 2007 zdroj Rovnost
Ein Schritt seitwärts, so wird die berühmte logische Konstruktion von Cimerman genannt. Einen ähnlichen dramaturgischen Seitenschritt in der Form des Stücks Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens entschied sich jetzt das Stadttheater Brno an seine Zuschauer anzubieten.
Der Regisseur Aleš Bergman, zurzeit vor allem der Pädagoge der Janáček Akademie der musischen Künste, vertraute den Raum auf der Bühne vor allem den Jungen. Seine Inszenierung erinnert also manchmal an eine Absolventenvorstellung im Theaterstudio Marta, nur mit einer ein bisschen mehr professionellen Ausstattung. Das ist doch kein Vorwurf, sondern eher ein Kompliment an den schauspielerischen Ansatz und an die schmissige Ausführung dieses beinahe vier Jahrhunderte alten Textes.
Aber nicht einmal dieser ist so alt, wie er sich zeigt. Das Labyrinth von Komenský ist ein riesig zeitloses allegorisches Werk, das auch heute aktuell bleibt. Und in der Zeit der Zusammenziehung der Abstände ist es vielleicht noch aktueller.
Bergmann entschied sich, durch den Weg des Autorenlesens vorzugehen. Der Pilger von Komenský wird also in jedem von neun Bildern von einem anderen Schauspieler – Leser dargestellt. Die allegorischen Begleiter (Jan Mazák und Radka Coufalová-Vidlák) kommen in ihre Rollen aus einem Moderatortandem, das das Autorenlesen einleitet. Die sterilen Kulissen des Theatersaals werden aber langsam lebendig, sie werden von den Charakteren der handwerklichen, kaufmännischen, militärischen Zeche und der anderen Zechen gefüllt.
Es ist keine lustige Schau, an die die Besucher des Stadttheaters gewöhnt sind. Es ist die Annährung eines klassischen Textes auf populäre Weise, die manchmal zum Lächeln zwingt (Straße Ehe). Ein andermal läuft einem kalt über den Rücken (iuris predentiam, unter Philosophen, Burg von Fortuna).
Und hier zeigt man die Botschaft der Inszenierung - humanistische Werte zu zeigen, und zwar in der Zeit, wann sie die Leute brauchen.
Einladung ins Theater
J. G. Parma 1. Dezember -1 zdroj Boskovické noviny
Das Stadttheater Brno kann sich damit prunken, dass es, als ein von wenigen, die Zustimmung der Agentur bekam, das Musical von John Dempsey und Dana P. Rowe Die Hexen von Eastwick aufzuführen, das dank der Filmversion berühmt wurde.
Es ist zu sagen, dass einen riesigen Widerhall bekam es auch mit seiner Brünner Ausführung, und es ist zu erwarten, dass das andere Musicalwerk, wieder in der Regie von Stanislav Moša, kein einziges freies Platz im Zuschauerraum der Musikszene lässt.
Wie es bei ähnlichen Vorstellungen zur Gewohnheit wurde, werden die Rollen wieder alterniert. Bei der Uraufführung, die ich sehen konnte, war die Besetzung wirklich brillant. Bei allen Gestalten, auch wenn ich nur die Hauptgestalten erwähnen werde. Alexandra wurde von Ivana Vaňková, Jane von Markéta Sedláčková und Sukie von Alena Antalová gespielt und gesungen. Den Vortritt habe ich den Frauen gegeben, so nenne ich erst jetzt Martin Havelka in der Gestalt von Darryl.
Die Inszenierung strotzt nicht nur von gelungener Handlung, sonder auch von bis magischen Bühnenfinten.
Auf der Schauspielerszene wurde die Adaptierung des Textes von J.A. ComeniusDas Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens in der Bearbeitung von Aleš Bergman (ebenso Regie) a Jana Šotkovský aufgeführt. Falls es hier die Zeugen der alten Aufführung dieses Themas in der Bearbeitung von Ludvík Kundera im Theater Husa na provázku sind, werden sie keine Ähnlichkeit finden.
In der gegenwärtigen Inszenierung gibt es zwei Begleiter (Jan Mazák und Radka Coufalová -Vidlák), aber in der Gestalt des All-Wissers wechseln für jedes Kapitel, mit einer einzigen Ausnahme, immer andere Schauspieler und Schauspielerinnen.
Man kann sagen, dass die Vorstellung eine insgesamt verständliche Präsentierung des Textes des Klassikers ist und dass sie sicher wie eine erwünschte Ergänzung des Schulunterrichts dienen könnte. Auch wenn auch die Erwachsenen in ihr ihre Spiegelung finden werden.
Das Labyrinth von Comenius wie eine angenehme Schau
Iveta Macková 1. Dezember -1 zdroj Kult
Die Theaterbearbeitung des Werks von Comenius Das Labyrinth der Welt und das Paradies des Herzens führte in ihrer Weltpremiere die Schauspielszene des Stadttheaters Brno auf. Der Regisseur Aleš Bergman (zugleich auch der Mitautor der Bearbeitung) und der Mitautor Jan Šotkovský setzten auf den Wechsel des statischen Lesens mit den bewegten Bildern und Szenen.
Die Hauptgestalten, die alle Bilder und das Lesen verbinden, sind die Gestalten von All-Wisser und Verblendung. Verblendung wird von der jungen, subtilen Radka Coufalová-Vidlák bravourös dargestellt, in der Rolle von All-Wisser können wir den ausgezeichneten, erfahrenen Jan Mazák sehen. Die Regie von Bergman hat Schmiss und Gefäll, der Fluss der Inszenierung bietet immer neue und eigenartig vorgestellte Situationen und Szenen an. Einen untrennbaren Teil der Einstudierung bildet die Musik von Petr Binder und Pavla Milcová, die die Vorstellung zerteilt, untermalt und die die Akteure in Bewegung bringt und allgemein die Atmosphäre der ungewöhnlichen, in Theatern nicht sehr oft gesehnten Einstudierungsweise erhebt.
Ein weiterer Bestandteil ist die sich schrittweise entdeckende Szene mit gemischten Kostümen, Zeitkostümen sowie eher neutralen Kostümen (beide sind das
Werk von Sylva Marková). Die bildnerischen Verbindungslinien zwischen den Bildern und dem Lesen sind das Rednerpult und der Stufenzuschauerraum auf dem Hintergrund des Bühnenraumes. Gerade dieser „Zuschauerraum“ auf der Bühne wird mit der Entdeckung von verschiednen Teilen zu der Hauptkulisse von einzelnen schauspielerischen Auftritten.
Was den Inhalt betrifft, versucht die Bearbeitung von Bergman die einzelnen
Repliken ausschließlich in der Atmosphäre und Ausdrucksweise des Werk von Comenius zu erhalten. Also ohne zugegebene „Beschönigungselemente“ und andere ähnliche Mittel.