Margarete Lazar im neuen Gewand
Jana Svozilová 1. Dezember -1 zdroj Kult
Mitte Mai führte das Stadttheater Brno auf seiner Musikszene die Uraufführung der originellen Musicalballade Margarate Lazar auf. Die Inszenierung entstand nach der literarischen Vorlage von Vladislav Vančura unter der Regie von Stanislav Moša und mit der Musik von Petr Ulrych.
Die Gesamtkonzeption der Vorstellung legt besonderen Nachdruck gerade auf die Musik von Ulrych, die während der ganzen Vorstellung nicht nur lyrisch ist, wie es bei ihm gewöhnlich ist. Sie leugnet ihren Autor nicht ab, doch stellenweise ist sie sehr tatkräftig sogar raubgierig. Das Libretto geht von Vančuras Roman aus, einige Repliken sind direkt von diesem übernommen. Der Inszenierung fehlt der Fall nicht, sie hat einen wirklich sehr guten Temporhythmus und dank der einfach verwandelten Szene fehlen hier fast völlig leere Stellen.
Die Szene von Jaroslav Milfajt besteht aus Glimmerbändern, die um die Bühne herum in einem Halbkreis aufgehängt sind; sie wirken sehr streng, aber das Ganze ist um so einfallsreicher und korrespondiert besser mit der Atmosphäre dieses Musicals. Die Bänder sind multifunktionell – sie können Bäume im Wald, sowie eine Höhle oder ein Gefängnis darstellen. Sie dienen auch wie eine Leinwand für die szenischen Projektionen von Dalibor Černák, die angenehme Bereicherung und verstärkendes Element sind.
Die Kostüme von Andera Kučerová wirken, im Hinblick zu mittelalterlicher Epoche, in der die Handlung verläuft, ein bisschen idealisiert. Im Grunde genommen sind alle Auftretenden identisch gekleidet, die einzige, markant unterschiedene Figur ist im weißen Kleid Margarete selbst.
Die Choreographie ist untypisch, sie passt doch mit der Gesamtauffassung der Inszenierung wie auch mit der Geschichte selbst. Vladimír Kloubek schuf untraditionell eigenartige und temperamentvolle Choreographienummer. Margarete Lazar ist jener Typ der Inszenierung, die für die schauspielerische Äußerung keinen besonders großen Raum gewährt; den Nachdruck legt sie ehr auf sängerische und bewegliche Dispositionen.
Als die ausdruckvollste finden wir Margarete von Radka Coufalová-Vidlák (alterniert von Marta Prokopová) und Kozlík von Martin Havelka oder Jan Apolenář. Auch wenn auch deswegen, dass sie von den anderen visuell unterschieden sind. Auf jeden Fall gehört Margarete von Moša und Ulrych zu den sehr einfallsreichen und suggestiven Inszenierungen, die durch Leidenschaft, Hass und zerbrechliche Liebe beseelt sind. Die Musicalballade nach dem klassischen Thema im neuen Gewand verdient sicher, gesehen zu sein.
Anziehende Musikballade
J. G. Parma 1. Dezember -1 zdroj Boskovické noviny
Es sind Ferien, die Theaterhäuser sind von den Zuschauern verwaist, auch wenn man über die „Arbeitslosigkeit“ der Schauspieler und weiteren Personals, mindestens im Fall des Stadttheaters Brno, über das diese Zeilen geschrieben sind, nicht sprechen kann, denn es eine Reihe von Gastvorstellungen im Programm steht. Heute möchte ich die letzte Uraufführung der vergangen, 62. Saison erwähnen. Sie fand unterschiedliche Reaktionen, was der Nachweis ist, dass die Inszenierung die Zuschauer einnahm, sie kalt und teilnahmslos nicht lies.
Diesmal nahm Stanislav Moša die Inspiration aus dem Roman von Vladislav Vančura und bereitete das gleichnamige Libertto „Margarete Lazar“ vor. Die Form einer Musikballade gab der Vorstellung Petr Ulrych. Wie ich die Eindrücke der Zuschauer bei der ersten Uraufführung beobachten konnte, das Werk ist gelungen und fesselt mit seiner Auffassung. Stanislav Moša selbst (er unterzog sich auch der Regie) wurde vom Anfang an von Vančuras Sprache und von der Botschaft bezaubert, die er mit seinem Werk mitteilte. Sehr empfindlich reagierte auf den Text von Moša der Autor der Musik Petr Ulrych. Schließlich, dieses Duo arbeitet nicht zum ersten Mal zusammen.
Die Huldigung nach dem Ende der Uraufführung gehörte allen Akteuren, der Erwähnung sind doch jene Schauspieler wert, die dank ihren Leistungen meistens zu sehen waren. Es handelt sich um Martin Havelka in der Gestalt des raubgierigen Edelmannes Kozlík, Viktor Skála als der Edelmann Lazar, selbstverständlich Radka Coufalová – Vidlák in der Hauptrolle und dann zwei Erzähler Hana Ulrychová (die noch immer über ausgezeichnete Stimme verfügt) und Petr Ulrych, der auch das live spielende Orchester bei der Vorstellung leitete.
Margarete Lazar wird auf die Musikszene wieder in der neuen Saison zurückkehren und sie wird sicher zu jenen Vorstellungen gehören, bei denen „ausverkauft“ permanent angeführt ist.
Margarete Lazar – neue Dimension des Musicals in Tschechien
Ondřej Doubrava 1. Dezember -1
Einige Wochen vor der Uraufführung von Margarete Lazar war ein von den vorigen gemeinsamen Werken des Autorentandems Ulrych – Moša, Koločava, in Prager GoJa Music Hall zu Gast – Werk, dass von Olbrachts Roman Nikola Schuchaj ausgeht. Diese Inszenierung fand sofort, auch dank der gelungenen Gastierung, dank der Tatsache, dass es auf unserer Musicalszene spezifisch und anders ist, ein Leck in mein Herzen. Und desto mehr freute ich mich auf die Auffassung von Margarete. Und Margarete Lazar hat mit Koločava viele gemeinsame Punkte. Der erste von diesen ist der Stil der Erzählung, die scheinbar in einzelnen Bildern vorläuft. Darüber hinaus ist in beiden Werken überraschend kleineren Nachdruck auf die Geschichte des Liebespaars (In Margarete Lazar also die Geschichte von Margarete und Niklas) gewidmet und sie widmen sich lieber wertvolleren Gedanken, zum Beispiel über Glaube oder Konflikte zwischen den Geschlechtern.
Die ganze Inszenierung passt sich der kongenialen Musik von Petr Ulrych an. Schön ist es zum Beispiel ganz am Anfang der Vorstellung zu sehen, wann auf der Szene ein Quellensucher erscheint und dank der szenischen Projektion vor den Augen der Zuschauer einen kleinen Fluss hervorzaubert. Petr Ulrych deutete schon früher an, diesmal möchte er auch andere Musikwege verfolgen, als es bei ihm gewöhnlich ist, aber gleichzeitig möchte er auch seinen Plan, die Lieder aus dem Konzeptionsalbum Příběh zu verwenden, einhalten. Sein Versprechen hielt er natürlich und das Stilmosaik ist zweifellos sehr bunt. Dazu trägt ganz sicher auch die Tatsache bei, dass diesmal an Petr Ulrych, außer seiner Gruppe Javory, auch ein vollwertiges Orchester (bei der Generalprobe vom Igor Rusinko geleitet) zur Verfügung steht und der Musikeinstudierung passt es wirklich sehr.
In der ersten Hälfte dominieren aggressivere elektronische Rhythmen, die sich an dem Stil Hip-Hop inspirieren, sie sind doch wunderschön farbig und ohne vulgäre Worte, so dass zum Beispiel das Lied „Kozlíkova tlupa“ zu einem sehr beliebten Hit sicher wird. Auch die Rockseelen kommen sich hier auf seine Kosten Das Lied „Kdo je zbojník“ scheint eine nicht zu viel gelungene Rockoper zu evozieren. Die zweite Hälfte ist doch ein bisschen mehr im klassischen Stil von Javory („Hlavu výš“, „Malý koník“).
Das Ensemble des Stadttheaters Brno ist selbstverständlich wieder hervorragend und hält wie eine „Horde“ miteinander. Vielleicht zu viel, aber es ist kein Vorwurf, nur manchmal habe ich auf der Szene die Schauspieler nicht erkannt, die ich in anderen Vorstellungen gewöhnlich erkenne. Die Einzelnen, die Company nicht vertreten, werden sie aber sicher nicht übersehen. Ich könnte über Radka Coufalová-Vidlák in der Hauptrolle sprechen, deren Stimme den Saal mit ungewöhnlicher Intensität und Sauberkeit erfüllte
Genauso bei dem Darsteller des raubgierigen Edelmannes Kozlík Jan Apolenář – die Rolle ist zwar überraschend eher dramatisch, aber wenn er den Raum zu singen hat, es ist wirklich ein erstaunliches Erlebnis. Dasselbe gilt auch für Igor Ondříček als Proutkař (Quellensucher).
Die rein dramatischen Rollen sind Lazar (Milan Němec) und Hauptmann Pivo (Jan Mazák). Die Rolle von Pivo fand ich ein bisschen statisch, ich hoffte, er bekommt einen größeren Raum. Ich darf nicht einmal die Darsteller von Niklas Jiří Mach), Alexandra (Hana Holišová) und Kristian (Vojtěch Blahuta) vergessen, ich war überrascht, mit was für einer Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit sie sich ihrer Rollen entledigten.
Es ist sicher Trost bringend, dass sie seit der Uraufführung ein CD mit den wichtigsten Liedern kaufen können, es ist sehr gelungen und bald werden sie hier auch kurze Eindrücke bezüglich ihres Hörens finden.
Jetzt beleibt nur, Margarete ein langes Leben auf der Bühne der Musikszene des Stadttheaters Brno und viele begeisterte Zuschauer zu wünschen.