Cyrano ist in Brünn jung und ungestüm
Luboš Mareček 18. Juni 1997 zdroj MF Dnes
Rostands Cyrano von Bergerac in der Darbietung des Stadttheaters Brno ist jünger geworden. Einerseits durch die Sprache – die Autoren der sehr feinfühligen Bearbeitung der berühmten Übersetzung von Vrchlický sind Jaromív Vavroš und Stanislav Moša…
…Mošas Regie hebt insbesondere das Heldentum, die leidende Liebe und die selbstlose Tugendhaftigkeit - jedoch nicht als süßliche romantische Beifügung- hervor. Die energische Schauspielleistung zerstört jedes unglaubwürdige Pathos von Grund auf...
… Igor Ondříček umreißt genau der Scharfsinn des Cyrano und seine geheime Liebe zu Roxane. Es ist eine Freude, seinen Versen zuzuhören, die genauso schnell schwingen wie der Degen des Helden. Der unablässige Einsatz des Helden, der gewissenhaft gelernte Text, die klangvolle Stimme und die ungezwungene schauspielerische Gewandtheit – das sind die Hauptwaffen von Ondříček…
Die Nasenlänge ist nicht immer das richtige Mass
Aleš Crha 26. Mai 1997 zdroj Brněnský den
…Wenn der ehrgeizige Franzose Edmond Rostand von den Toten auferstünde, würde ihn wahrscheinlich der Anblick der Brünner Version seines romantischen Gedichtes erfreuen… Die Bewährungsprobe, auf welche die Schauspieler und insbesondere der Regisseur gestellt werden, besteht darin, dem Zuschauer durch die in Versform gesetzte Replik ein Lächeln oder Lachen abzugewinnen, was restlos gelungen ist...
…Fest steht, dass das heute bereits klassische Werk Rostands ein Juwel des Stadttheaters geworden ist...
Geschichte von der Schönheit der Seele und des Herzens
Jiří Teš 20. Mai 1997 zdroj Slovo
…Wieder einmal bewies Stadttheater Brno durch die Aufführung von Cyrano glücklichen und gesunden dramaturgischen Instinkt. Die Neuinszenierung des Regisseurs Stanislav Moša (Moša hat Rostands Drama bereits vor zehn Jahren im damaligen Brünner Staatstheater einstudiert, es handelt sich jedoch um kein Remake, wobei die grundlegende Unterschiedlichkeit beider Inszenierungen das beste Zeugnis für den Wandel der Zeiten ist), basiert auf einer Bearbeitung der Übersetzung von Jaroslav Vrchlický (Stanislav Moša und Jaromír Vavroš)…
…Auf diese Weise entstand eine verjüngte Version von Cyrano, was auch in der Besetzung der Schauspielrollen durch überwiegend jüngere Ensemblemitglieder seine Unterstützung findet. Die spielerische und wilde Vorstellung ist voller Tempo, das dem Zuschauer keine Unachtsamkeit erlaubt. Es gelingt außerdem ein ständiger Kontakt mit dem aufgeschlossenen Publikum, das dadurch zum Mitakteur der Vorstellung wird...
…Die vor allem in Schwarz staffierte Mehrzweckbühne von Emil Konečný, schafft einen idealen Raum für Action und setzt den Stil der neuen Inneneinrichtung des Theaters fort. Der dunkle Hintergrund lässt die Kostüme von Andrea Kučerová deutlich hervortreten. In der Musik von Daniel Forró wechseln sich entsprechend dem Handlungsverlauf illustrative Begleitung und dramatisierende Schlagzeugsoli ab. Die bewegungstechnische Zusammenarbeit von Josef Jurásek zeitigt Dynamik und eine effektvolle charakterisierende Wirkung …
Verjüngter Cyrano in der Lidická
Vít Závodský 5. Mai 1997 zdroj Brněnský večerník
…Mošas Verständnis zeigt unverhohlen eine aufrichtige Bewegtheit durch den Zauber der Geschichte, in der Worte wie Liebe, Freundschaft und Ehre bei weitem – leider im Gegensatz zu unserer Gegenwart – nicht leer klingen.
…Auf die luftige Bühne von Emil Konečný gelangt somit nicht nur schwebender Pathos mächtiger Leidenschaften und Taten, sondern vor allem aktuelle Botschaft über das Heldentum und den Edelmut der Menschen in der Welt des Mammons, der Täuschung und der Intrigen. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass durch den nahtlosen Übergang zwischen den Komparsen- und den Kammerauftritten der zweigeteilte Abend nicht nur die innere Spannung und Gradierung auf der Bühne behält, sondern kurz und gut auch die Beweglichkeit von Vrchlickýs alexandrin...bewahrt...
Cyranos, Christians und Roxane
Libuše Zbořilová 29. April 1997 zdroj Rovnost
Stanislav Moša hat als Regisseur das gehalten, was er versprochen hat: Dem hundertjährigen Cyrano von Bergerac ein junges Aussehen zu geben und aus der Übersetzung von Vrchlický humorvolles und rührendes Bühnengedicht zu machen. Die mit Spannung erwarteten Premieren am Samstag, den 26. und am Sonntag, dem 27. April gipfelten in mehr als vierstündigen Standing Ovations für die Protagonisten und die weiteren dreißig Figuren, mit denen Moša ein Werk geschaffen hat, das von hohen Ambitionen zeugt und zweifelsohne im Repertoire des STB mehrere Theatersaisons überdauern wird...
…Die Regie des Theaterdirektors Stanislav Moša arbeitet mit allen Mitteln eines Theaters, ist vielschichtig und dennoch kompakt. Der Übergang von im Detail ausgearbeiteten Komparsenszenen zu den Dialogen der Protagonisten ist nahtlos und führt zu einem ausgewogenen Gesamtbild. Der Wechsel von spannenden und ruhigeren Auftritten bewirkt, dass die Aufmerksamkeit der Zuschauer nicht nachlässt. Zahlreiche neue Einfälle und die Gestik der Helden bereichern den notorisch bekannten Text, den die Regie auch mit seiner versteckten Bedeutung zu erfassen versucht. Die humorvollen Szenen sind dank des jungen Alters der Schauspieler direkt, spontan und sogar bis zu dem tragischen Ende gehörig aufschneiderisch...