Pretty Woman in Brno
Peter Stoličný 14. September 2021 zdroj www.i-divadlo.cz
Der Theaterdirektor und Regisseur dieser Inszenierung Stanislav Moša hat ein unglaubliches Gespür für die Auswahl attraktiver Titel, was er gerade hier und jetzt erneut bewiesen hat. Die Musikbühne des Theaters war bis auf den letzten Platz von Zuschauern mit verdeckten Gesichtern besetzt. Mit Mundschutz im Theater zu sitzen, ist alles andere als bequem, aber die disziplinierten Besucher haben diese Regeln wirklich eingehalten. (…) Die den Filmschnitten folgende Szene war einfach, variabel und änderte sich leicht von einem dargestellten Ort zum nächsten. Verantwortlich hierfür zeichnete Christoph Weyers, der bereits durch eine langjährige Zusammenarbeit mit Regisseur Moša bekannt ist (...) Bei der ersten Premiere durften wir in der Hauptrolle der Vivian Svetlana Janotová erleben, die nach ihrem Mutterschaftsurlaub nach und nach auf die Bühne zurückkehrt. Schauspielerisch, gesanglich und von ihrer gesamten Interpretation her war sie eine ausgezeichnete Partnerin für den erfahrenen Edward, welchen der wie stets allseitig vorbereitete und ausreichend würdige Petr Štěpán spielte. Zu den Hauptfiguren können wir noch Kristýna Daňhelová als Prostituierte Kit zählen, damit haben wir im Grunde alle die ausgezeichnet interpretierten Schlüsselfiguren der Handlung beisammen. Ja, vergessen dürfen wir auch nicht die launische Figur des von Robert Jícha verkörperten Happyman, der in gewisser Weise als Führer durch die gesamte Handlung fungiert. Auf der Musikbühne des Stadttheaters Brno gibt es mit Pretty Woman ein Musical zu erleben, das mit einem mitreißenden Tempo gespielt und auf hohem professionellem Niveau interpretiert wird. Fazit: sehenswert.
Das märchenhafte leichte Mädchen auf der Brünner Bühne hat nicht enttäuscht
Jana Soukupová 13. September 2021 zdroj MF Dnes
Das Stadttheater hat in seinem Repertoire einen neuen unstrittigen Musicalhit. (…) Die dreißig Jahre alte Filmhandlung von der armen Prostituierten Vivien, die den neuzeitlichen Geldsack Edward verzaubert und zu einem besseren Menschen macht, während er sie aus ihrem allgegenwärtigen Elend reißt, kommt heute noch genauso gut an wie damals. Und in einer professionellen, perfekt umgesetzten Vorstellung, die auf der Musikszene des Stadttheaters Brno alles Effektvolle aus dem Film kopiert (einschließlich der meisten Szenen und auch der Kostüme), wird sie ganz einfach märchenhaft.
Das geradezu frenetisch begeisterte Premierenpublikum wusste diese keinesfalls tiefgründige, aber so sehr trostspendende Geschichte jedenfalls in höchstem Maße zu würdigen. Und wir wären unaufrichtig, wenn wir sagen würden, zu Unrecht. Ganz im Gegenteil. Svetlana Janotová als Vivian wie auch Petr Štěpán als Edward konnten bei der Premiere unter Beweis stellen, dass sie weiterhin die zuverlässigen Matadore der hiesigen Musikbühne sind. Mit einer besonders lebendigen Leistung konnten Kristýna Daňhelová in der dankbaren Rolle der erfahreneren Prostituierten Kit sowie der komplett lockere Robert Jícha in der Mehrfachrolle des schicksalhaften Vorantreibers der Handlung aufwarten. Doch enttäuschten auch die zahlreichen weiteren Akteure oder das Orchester keinesfalls. (…)
Pretty Woman strahlt nach einem Jahr auch in Brno
Luboš Mareček 12. September 2021 zdroj www.mestohudby.cz
Die tschechische Premiere des Broadway-Musicalhits Pretty Woman konnten gestern die Besucher des Stadttheaters Brno erleben. Die Inszenierung von Regisseur Stanislav Moša konnte in dieser Bühnenfassung des berühmten Kino-Kassenschlagers mit allen Vorzügen des Films aufwarten. Bis zur Pause kann sich das Publikum bei dieser modernen Fassung des Aschenbrödelthemas königlich amüsieren, während in der zweiten Hälfte eher die anrührende und lyrische Seite des ganzen Titels im Vordergrund steht. (…)
Stanislav Moša, Regisseur der Brünner Inszenierung und Direktor des Stadttheaters Brno, der den Titel der Autoren Garry Marshall, Jonathan Frederick Lawton, Bryan Adams und Jim Vallance bereits in Chicago erleben konnte, hat eine dreistündige flotte Show abgeliefert, bei der das Publikum abwechselnd lacht und vor Rührung vergeht. Hier konnte nicht auf Überraschungseffekte gesetzt werden, denn die Zuschauer kennen die ganze Love Story und viele Szenen daraus schon seit drei Jahrzehnten in- und auswendig. Bei dieser Inszenierung muss das Publikum durch die Qualität der Einstudierung mitgerissen werden: durch die bravourös gespielte und gesungene Musik und durch Schauspieltalent auf Spitzenniveau. Und dies alles kann die Brünner Inszenierung im Retrostil des Jahres 1990 tatsächlich bieten.
An der musikalischen Einstudierung von Dan Kalousek, der bei der Premiere auch den Taktstock geschwungen hat, lässt sich kaum etwas aussetzen. Alle Songs tragen den Prägestempel der Neunzigerjahre, und der musikalische Ausdruck von Brian Adams ist unaufdringlich und für den Zuhörer leicht verständlich und zugänglich. Es überwiegt hier eine Kombination von Genres wie Pop und Rock. Den Zuschauer mag es vielleicht angenehm überraschen, dass sich die musikalische Stimmung der Inszenierung für kurze Zeit auch zum Jazz und zur klassischen Oper wendet und sich diese auf den ersten Blick unvereinbaren Genres für einen Augenblick sogar gegenseitig durchdringen. Man darf vielleicht verraten, dass die zentrale Melodie aus dem Film während der ganzen Handlung nicht zu hören ist und das Publikum nur in der Mitte der Vorstellung einen Anklang davon erhascht. Doch muss man auf Pretty Woman dennoch nicht verzichten, denn das ganze Thema erklingt, so wie es die Autoren vorgesehen haben, erst beim abschließenden Vorhang.
Willkommen in Hollywood, erklingt es zu Beginn und am Ende des gesamten Stücks, wohl damit dem Publikum bewusst wird, dass in dieser Traumfabrik wirklich alles möglich ist. Und gerade hierher führt die Handlung das Publikum. Szenograf Christoph Weyers musste der Forderung nach häufigen Wechseln der Szene genüge tun, und so werden denn das Foyer des Hotels Beverly Wilshire wie auch seine obersten Appartements oft nur durch von oben herabgelassene gezeichnete Kulissen angedeutet. Die Ausstattung erfüllt jedoch ihre Funktion, und das Publikum wird in der einführenden Straßenszene aus Hollywood auch die kleinen Scherze wie etwa ein Plakat für den Film Miles from Home zu schätzen wissen, in dem Richard Gere die Hautrolle spielte, dessen Name auch auf der Werbung prangt.
Für die meisten Rollen gibt es alternierende Besetzungen, in der ersten Premierenbesetzung präsentierten sich in den Hauptrollen Svetlana Janotová und Petr Štěpán. Erfreulich ist dabei, dass sie in keiner Weise ihre berühmteren amerikanischen Kollegen aus dem Film imitieren. Janotová sprüht vor Witz, auch als abgestempelte Prostituierte überschreitet sie nicht die Grenzen des guten Geschmacks, und ihre Gesangssoli mit langgestrecktem Ausklang sind ein Erlebnis für die Ohren. In der Inszenierung hält sie gut die Balance zwischen der frechen Göre und Dirne von der Straße und ihrer Rolle eines anmutigen Schwans, der seinen Stolz, seine Seele, seinen Wert und schließlich auch seinen Bräutigam findet. Dieser wird souverän von Petr Štěpán gespielt, dem man zugute halten muss, dass er nicht nur einen dem Mammon verfallenen Bonvivant darstellt, sondern ohne süßlichen Beigeschmack auch die Wandlung zu einem ganzen Kerl durchmacht, dem die Bedeutung und der Wert der Liebe bewusst wird.
Wie schon gesagt, haben mich in dieser doch etwas süßlichen Limonade die ausgezeichnet platzierten Elemente von Komik und Humor positiv überrascht. In den Nebenrollen konnten in dieser Hinsicht Kristýna Daňhelová, Robert Jícha und Daniel Rymeš begeistern. Dieses Trio (das stellenweise den Hauptdarstellern gehörig auf die Hacken tritt) bringt in seinen Rollen vortrefflichen Humor auf die Bühne. Rymešs Tanznummer mit Jícha löst zu Recht Lachsalven aus, der erstgenante Akteur arbeitet in seiner Rolle als Hotelpiccolo wunderbar mit seiner Gestik, Mimik und einem komplexen tänzerischen Ausdruck. Daňhelová in der Rolle der arroganten Dirne Kit weiß die Zuschauer durch ihren außerordentlichen Gesangsvortrag mit wirkungsvoll dargebrachten Gefühlseinlagen für sich zu gewinnen. Sie ist in der Lage, auch in einer kleinen Replik einen Witz zu reißen und ihn schauspielerisch wie unwillkürlich dem dankbaren Publikum zuzuwerfen.
Zu diesen Einzelleistungen sind noch die fetzigen Chornummern und ein tüchtiges Tanz- und Gesangsensemble hinzuzurechnen, womit man in der Summe auf eine gelungene lyrische Musikkomödie kommt, die den Zuschauern alles zu bieten hat, was man von einem Musical erwartet. Auch mit einer einjährigen Unterbrechung ist die Brünner Inszenierung von Pretty Woman ganz einfach gelungen, und das Theater in der Lidická hat damit einen dankbaren und wohl auch lang gesuchten, heiteren wie auch anrührenden Musicalhit im Repertoire.